Höhere Umsätze & neues Allzeithoch
So performten die Wiener Börse und die ATX-Aktien 2024

| Tobias Seifried 
| 01.01.2025

Auf Jahressicht hat der heimische Leitindex 6,64 Prozent gewonnen, rangiert damit jedoch hinter vielen anderen Börsen. Angetrieben wurde der ATX vor allem von der starken Performance der Bankaktien. 

Zum Jahreswechsel hat auch die Wiener Börse Bilanz gezogen. Nach einem verhaltenen Vorjahr zogen die Aktienumsätze 2024 wieder an. Der österreichische Leitindex inklusive Dividenden markierte sogar einen neuen historischen Höchststand. Gemessen an der Zahl neuer Anleihen-Listings wurde das Rekordjahr 2023 nochmals übertroffen. Mit der MWB AG, ReGuest S.p.A. und UKO Microshops AG verzeichnete die Wiener Börse drei Neuzugänge im KMU-Segment direct market plus. Das Börsenjahr 2024 umfasste 254 Handelstage, in diesem Jahr wird in Wien an 253 Tagen gehandelt.

Kleines Plus zum Abschluss

Den letzten Handelstag des Jahres 2024 am 20. Dezember hat die Wiener Börse mit Gewinnen beendet. Der österreichische Aktienindex ATX legte in einer verkürzten Börsensitzung um 0,90 Prozent auf einen Jahresschlussstand von exakt 3.663,01 Punkten zu. Auf Jahressicht hat der heimische Leitindex damit 6,64 Prozent gewonnen. Andere Börsen legten aber deutlich stärker zu. Beim deutschen DAX waren es 19 Prozent, beim Dow Jones in den USA waren es rund 14 Prozent und der Euro-Stoxx-50 legte im Vergleich zu 2023 um rund acht Prozent zu.

Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse, zeigt sich zwar zufrieden, verweist aber erneut auf die Notwendigkeit, den heimischen Kapitalmarkt zu stärken: "Mit der Implementierung des Midpoint Handels und der ganztägigen Handelbarkeit der Bundesanleihen – um nur zwei Dinge zu nennen – haben wir als Infrastrukturunternehmen wichtige strategische Initiativen im Interesse der Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer umgesetzt. Die Infrastruktur ist auf modernstem Stand und wird laufend an aktuelle Bedürfnisse angepasst. Inwiefern diese beansprucht wird, wie viele Züge mit welcher Beladung also über die Schienen fahren, hängt aber zum größten Teil von den politischen Rahmenbedingungen ab."

Aktienumsätze und Anleihen-Listings

Laut eigenen Angaben verzeichnete die Wiener Börse im Jahr 2024 einen Anstieg des Aktienumsatzes auf 64 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von über 17 Prozent im Vergleich zu 2023 (54,5 Milliarden Euro) entspricht. Dieser Anstieg sei vor allem auf außergewöhnlich hohe Umsätze im Immobiliensektor zwischen Juni und September zurückzuführen. Der September reihte sich mit einem Umsatz von 8,1 Milliarden Euro unter die vier umsatzstärksten Monate der letzten zehn Jahre ein. Die umsatzstärksten Handelstage waren demnach der 20. September (891,5 Millionen Euro), der 15. März (812,8 Millionen Euro) und der 21. Juni (802,0 Millionen Euro). Die meistgehandelten Aktien waren per 20. Dezember 2024 die Erste Group Bank AG (elf Milliarden Euro), die OMV AG (sieben Milliarden sechshundert Millionen Euro) und die CA Immobilien Anlagen AG (sechs Milliarden neunhundert Millionen Euro). Der Handel mit österreichischen Aktien sei durch die Einführung des Midpoint-Handels im Xetra T7-Handelssystem verbessert worden.

Im Anleihenbereich sei man einer der aktivsten Listing-Plätze Europas geblieben. Mit über 13.400 neuen Schuldverschreibungen im Jahr 2024 wurde der bisherige Rekord von 2023 (8.311) um mehr als 5.000 übertroffen. Zu den bemerkenswerten Listings gehörten demnach der erste Green Bond eines europäischen Stahlunternehmens (voestalpine AG mit einem Emissionsvolumen von 500 Millionen Euro) und eine staatlich garantierte Anleihe der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar (500 Millionen US-Dollar). Insgesamt betreut die Wiener Börse 1.100 aktive Anleiheemittenten aus 39 Ländern. Seit März 2024 werden österreichische Bundesanleihen in fortlaufender Auktion gehandelt, was insbesondere für Privatanleger:innen eine höhere Preisqualität und Transparenz bedeute.

ATX Total Return verbucht Allzeithoch

Eine erfreuliche Entwicklung verzeichnete auch der ATX Total Return (inklusive Dividenden). Dieser markierte im Jahresverlauf 2024 mehrere neue Höchstwerte, zuletzt am 2. September mit 8.706,77 Punkten. Am 20. Dezember schloss der ATX Total Return mit 8.365,71 Punkten und legte damit seit Jahresbeginn um 9,84 Prozent zu (ATX ohne Dividenden: 3.589,54 Punkte; 4,50 Prozent), nach Kursgewinnen waren BAWAG Group AG (65,69 Prozent), Erste Group Bank AG (60,31 Prozent) und Addiko Bank AG (41,57 Prozent) die Top-Performer im ATX Prime. Die Marktkapitalisierung aller in Wien gelisteten Unternehmen belief sich zu diesem Zeitpunkt auf rund 124 Milliarden Euro.

"Die Österreicher:innen werden bei der privaten Vorsorge noch immer abgestraft. Die Wiedereinführung der Behaltefrist für Wertpapiere bzw. Einführung eines Vorsorgedepots stand bereits auf der Agenda der letzten Regierung. Österreich war hier vor Jahren eigentlich schon weiter als beispielweise Deutschland, wo nun ein gefördertes und steuerbegünstigtes Altersvorsorgedepot kommen soll. Der Kapitalmarkt hält viele Lösungsansätze bereit für die gegenwärtigen Herausforderungen. Jetzt ist die Zeit, mutig zu handeln und die Basis für eine wettbewerbsfähige, innovative und wohlhabende Zukunft zu schaffen", so Boschan. In einem kürzlich publizierten offenen Brief skizzierte der Börse-CEO mit Aufsichtsratsvorsitzendem Heimo Scheuch Blaupausen zur Kapitalmarktstärkung.

www.wienerborse.at

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