Der heimische Musikmarkt hat im ersten Halbjahr 2018 um 6,3 Prozent zugelegt. Insgesamt wurden mit Streaming-Abos, Downloads und physischen Tonträgern 53,5 Millionen Euro erwirtschaftet, wie aus aktuellen Zahlen des heimischen Verbands der Musikwirtschaft IFPI hervorgeht.
Beflügelt wird der Markt durch das weiterhin dynamische Wachstum bei den Streaming-Angeboten. Nicht weniger als 2,5 Milliarden Songs wurden in der ersten Jahreshälfte 2018 gestreamt (im Vergleich zu 1,5 Milliarden Songs im ersten Halbjahr 2017).
Downloads und CDs rückläufig
Die Streaming-Umsätze legten im ersten Halbjahr 2018 mit einem Plus von 61,1 Prozent auf 23,2 Millionen Euro wieder deutlich zu. Der Löwenanteil von 21,1 Millionen Euro entfällt dabei auf Premium-Abos, etwa von Spotify, Apple Music, Amazon Music unlimited oder Deezer. Videostreams, vor allem auf YouTube, steuern trotz hoher Userzahlen vergleichsweise bescheidene 1,4 Millionen Euro bei, andere werbefinanzierte Streaming-Angebote 750.000 Euro. "Damit wird auch am österreichischen Musikmarkt das auf EU-Ebene aktuell intensiv diskutierte Problem der 'Wertschöpfungslücke' (Value Gap) mehr als deutlich erkennbar", kritisiert der IFPI.
Mit Downloads wurden im ersten Halbjahr 2018 Umsätze von 5,6 Millionen Euro erzielt (-18 Prozent). Das bisher größte Marktsegment der physischen Tonträger erreicht einen Umsatz von 24,4 Millionen Euro (-15 Prozent). Damit ist der österreichische Musikmarkt erstmals zu mehr als der Hälfte digital. Der Anteil des Digitalmarkts (Streaming und Downloads) am Gesamtmarkt liegt bei 54 Prozent.
Der "Value Gap" am österreichischen Musikmarkt
"Große Internet-Plattformern, wie Google, YouTube, Facebook und Co veröffentlichen zig-Millionen urheberrechtlich geschützte Werke, verdienen damit Milliarden an Werbung und jene, die den Content geschaffen haben, werden entweder gar nicht oder nicht fair vergütet", legt man beim IFPI den Finger in die Wunde. "Diese marktverzerrende Schieflage wird als 'Value Gap' bezeichnet und ist auch am österreichischen Musikmarkt ganz deutlich sichtbar."
Mehr als zwei Millionen User in Österreich würden YouTube regelmäßig für das Streamen von Musikvideos nutzen. Dafür wurden im 1. Halbjahr 2018 Vergütungen von 1,4 Millionen Euro geleistet. Im Vergleich dazu schließen Streaming-Anbieter wie Spotify Lizenzdeals mit den Rechteinhabern ab, deren Umsätze knapp 22 Millionen Euro bei rund 800.000 Nutzern betrugen. Der Durchschnittswert der Vergütung pro User und Jahr beträgt 27 Euro bei lizenzierten Streamingangeboten und weniger als ein Euro bei YouTube.
Klare Regeln überfällig
"Rund 800.000 österreichische Musikfans haben ein Streaming-Abo, Streaming hat die CD als größten Umsatzbringer abgelöst", analysiert IFPI Austria-Präsident Dietmar Lienbacher. "Umso wichtiger ist es, dass am Streaming-Markt für alle die gleichen Spielregeln gelten und auch Anbieter wie YouTube entsprechende Lizenzen bezahlen."
IFPI Austria-Geschäftsführer Franz Medwenitsch ergänzt: "Die aktuellen Zahlen für den österreichischen Streaming-Markt zeigen einmal mehr, dass klare Regeln über die Verantwortung der Internet-Plattformen für den Content längst überfällig sind. Wir hoffen, dass das EU-Parlament mit der Reform des europäischen Urheberrechts die Weichen in Richtung mehr Fairness für die Kreativbranchen stellen wird." (as)
www.ifpi.at