Jetzt ist es soweit: Die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) tritt in Kraft. Nur sieben Prozent der Unternehmen weltweit sind laut einer kürzlich präsentierten Studie des Software-Anbieters SAS auf die DSGVO vorbereitet – in Deutschland sind es immerhin bereits ein Viertel.
Dass viele Unternehmen es verabsäumt haben, sich entsprechend vorzubereiten, zeigt eine aktuelle Bestandsaufnahme der Jobsuchmaschine adzuna.de, die in 16 Ländern präsent ist. Alleine in Großbritannien sind über 20.000 DSGVO-relevante Jobs aktuell ausgeschrieben – in Österreich immerhin noch knapp 500. Inja Schneider, Country Managerin Deutschland und Österreich bei Adzuna, kommentiert: "Es liegt klar auf der Hand, dass auf dem europäischen Arbeitsmarkt kurz vor der Umsetzung der neuen Datenschutzregelung noch sehr viel Unsicherheit bei den Unternehmen besteht, zudem zeigen sich von Land zu Land gravierende Unterschiede."
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Wie gut ist die heimische Wirtschaft darauf vorbereitet? Droht gar ein Chaos? Oder ist es eh egal, weil unsere Behörden Unternehmen bei ersten Verstößen ja nur verwarnen wollen? Österreichs Unternehmen sind laut Experten unterschiedlich gut auf die DSGVO vorbereitet. Eine von der Computerwelt unterstützte Umfrage mit 90 Unternehmen sieht bei mehr als der Hälfte der Unternehmen akute Mängel hinsichtlich der Datenschutz-Vorbereitungen.
"Sicherung der Kundendaten kostet uns fünf Millionen Euro"
Die Umsetzung der Verordnung kostet die Firmen europaweit einen dreistelligen Euro-Millionen-Betrag, so die Uniqa Versicherung. "Uniqa hat für die Sicherung der Kundendaten bislang fünf Millionen Euro in die Hand genommen", berichtet Uniqa-Finanz- und Risikovorstand Kurt Svoboda. Bei der Versicherung seien insgesamt 300 unterschiedliche Systeme von der DSGVO betroffen. "Es geht ja nicht nur darum, dass man per Knopfdruck weiß, wo die Daten gespeichert sind, sondern wir müssen auch in der Lage sein Daten löschen zu können, ohne dass wir dabei das System oder Teile davon lahm legen", gibt Svoboda zu bedenken.
Secur-Data Chef Hans-Juergen Pollirer bezweifelt, dass alle Unternehmen zum Stichtag regelkonform arbeiten. "Die Großen sind sicher besser aufgestellt, sowohl personell als auch finanziell", meinte Pollirer zur APA. Die Kosten der Umstellung könnten zwischen 10.000 Euro bei kleinen Unternehmen und Millionenbeträgen bei Konzernen liegen, so der Datenschutz-Experte. Bei A1 beschäftigt sich ein Team von fast 100 Leuten mit dem Thema, so die Datenschutzbeauftragte Judith Leschanz.
Robert Bodenstein, Obmann der Bundessparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), ermutigt aber auch jene Betriebe, die es nicht mehr zeitgerecht schaffen, die Adaptierungsarbeiten fertigzustellen – denn auch nach dem 25. Mai geht es weiter. "Aufgrund der momentanen Stimmungslage ist es uns wichtig, mit einigen hartnäckigen Mythen und falschen Informationen aufzuräumen", erklärt Bodenstein. "Die DSGVO wurde in Österreich nicht 'aufgeweicht'. Der Grundsatz 'beraten statt strafen' befreit die Betriebe nicht von ihren Verpflichtungen, aber etwaig falsch interpretierte Graubereiche und leichte Versehen können verwarnt werden und müssen nicht gleich mit Geldbußen geahndet werden."
EU sieht Österreich bei Umsetzung der DSGVO auf Kurs
Österreich sei eines von sieben EU-Mitgliedsländern, das die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen bereits umgesetzt hat und für einen besseren Datenschutz seiner Bürger sorgt, beruhigt Vera Jourova, EU-Kommissarin für Justiz und Verbraucher. (red)