Frauen erhalten am Arbeitsplatz weniger Anerkennung als Männer. Das gilt sowohl ganz allgemein als auch dann, wenn es um konkrete gute Ideen geht. Wenn Frauen geeignete Vorschläge machen, um ein Team zu verbessern, bringt ihnen das einer Studie zufolge eigentlich nichts - während Männer sich genau damit profilieren und ihre Chancen steigern können, der nächste Teamleiter zu werden. Das zeigt eine Studie amerikanischer Forscher.
"Wenn Männer sich mit Ideen melden, wie sie ihr Team verbessern können, ernten sie den Respekt der Kollegen", sagt Kyle Emich, Management-Professor an der Unviersity of Delaware. Immerhin zeugt das von Fachwissen und Interesse am Wohlergehen des Teams. "Wenn die Zeit kommt, den Teamleiter zu ersetzen, werden dieser Männer viel eher nominiert." Männer, die mehr zu sagen hatten als zwei Drittel der Kollegen, werden von diesen in Zehn-Personen-Teams im Schnitt auf Platz zwei der Kandidatenliste gereiht.
Leider können sich nur Männer auf diese Art einen Vorteil im Rennen um den nächsten Karriereschritt schaffen. "Frauen, die sich genau so viel zu Wort melden, werden zum Nummer-acht-Kandidaten gewählt", erklärt Emich. Denn offenbar ernten Frauen für das Aussprechen guter Ideen nicht mehr Respekt, als wenn sie einfach den Mund gehalten hätten - werden also nicht als potenzielle Führungskräfte gesehen. Doch nicht nur, wenn es um Aufstiegsmöglichkeiten geht, haben Frauen das Nachsehen, so das Ergebnis einer zweiten Laborstudie. "Männer erhalten auch dann mehr Anerkennung, wenn sie genau das gleiche sagen", so Emich.
Männer häufig ahnungslos
Für die meisten Frauen dürfte diese Erkenntnis so überraschend sein wie der sprichwörtliche Sack Reis, der in China umfällt. "Die häufigste Reaktion ist Dankbarkeit, dass wir endlich Daten haben, die belegen, was sie seit Jahren erleben", meint Emich. Die meisten Männer dagegen seien ahnungslos. "Sie müssen sich im Organisationsumfeld keine Gedanken über ihr Geschlecht machen, also bleiben ihre unbewussten Vorurteile genau das, unbewusst." "Implizit werden Männer eher als Anführer gesehen als Frauen", betont der Wissenschaftler. Das gilt gerade dann, wenn sie die Stimme erheben. Um solchen Effekten entgegenzuwirken, sei es nötig, die Aufmerksamkeit bewusst auf solche Ungleichheiten zu lenken. "Ehre, wem Ehre gebührt", meint Emich. Eben das können teils ganz einfach sein. Beispielsweise schlägt er vor, beim Diskutieren der guten Idee einer Frau explizit hervorzuheben, wer genau die Urheberin war. (pte)
www.pressetext.com