Sanktionen der UNO und der Europäischen Union seien nach wie vor eine wesentliche Belastung für die österreichische Exportwirtschaft, ein Teil davon sei allerdings nicht im engeren Sinn durch Sanktionen bedingt: „Wir beobachten vielfach eine ‚overcompliance‘, also dass Unternehmen die Bestimmungen von Sanktionsregimes übererfüllen und auch bei zulässigen Geschäften unnötig zurückhaltend sind. Oft sind Sanktionen lange nicht so weitreichend wie allgemein angenommen wird und wer gut informiert ist, kann auch in sanktionsbelasteten Märkten Geschäfte machen", so Gesandte Lucia Kronsteiner vom Sanktionenreferat des Außenministeriums bei einem Round‐Table‐Gespräch von Vertretern des Außenministeriums mit österreichischen Unternehmen, das unter dem Titel „Türöffner zum Weltmarkt“ gemeinsam vom Außenministerium und der Exzellenzplattform Leitbetriebe Austria veranstaltet wurde.
Neugeschaffene Abteilung
Diese Information will das Außenministerium noch einfacher verfügbar machen. „Die 2015 neugeschaffene Abteilung Unternehmensservice bündelt alle Leistungen, die das Außenministerium, Botschaften und Konsulate für Unternehmen bieten. Unterstützung der heimischen Wirtschaft ist heute eine zentrale Aufgabe des diplomatischen Diensts“, erklärt Gesandter Johann Brieger, Leiter der Abteilung Unternehmensservice. „Das umfasst natürlich auch die Nutzung unserer offiziellen und informellen Kanäle, die in vielen Märkten wesentlich dazu beitragen können, Hürden und Stolpersteine für österreichische Exporteure und Investoren aus dem Weg zu räumen.“
Beschädigtes Geschäftsklima
Der stellvertretende Leiter der Außenwirtschaft Austria Patrick Sagmeister betont, dass sich das Außenministerium und die Außenwirtschaft mit ihrem Angebot ergänzen: „Die Außenwirtschaft Austria ist die Internationalisierungsagentur der österreichischen Wirtschaft und bietet den Unternehmen Wissen, Plattformen und Partner für den Schritt über die Grenze. Wenn zur Unterstützung von Firmenanliegen Interventionen bei offiziellen Regierungsstellen im Ausland nötig sind, wird dabei auch eng mit den österreichischen Vertretungsbehörden vor Ort kooperiert.“ Seitens der teilnehmenden Unternehmen wurden die sanktionsbedingten Probleme dennoch als sehr schwerwiegend eingestuft. Man leide z.B. im Fall von Russland unter Vergeltungsmaßnahmen und einem beschädigten Geschäftsklima; im Fall des Iran seien auch nach dem weitgehenden Ende der Sanktionen Nachwehen spürbar. Finanztransfers seien in der Praxis weiterhin sehr schwierig und die Abwicklung von Lieferungen erfolge sehr schleppend. Und wenn auch ein Ausscheren aus Sanktionen nicht möglich sei, sollte Österreich zumindest eine distanzierte Position zu den Sanktionen klarmachen, um den künftigen Wiederaufbau von Geschäftsbeziehungen zu erleichtern.
Leitbetriebe Austria‐Geschäftsführerin Monica Rintersbacher unterstrich die Chancen, die aus der Zusammenarbeit von Außenministerium, Außenhandelsvertretungen und Unternehmen entstünden: „Die österreichischen Unternehmen, insbesondere die für die Gesamtwirtschaft entscheidenden Leitbetriebe, drängen mehr als je zuvor in neue Exportmärkte. Dort sind sie vielfach mit Problemstellungen konfrontiert, die es in etablierten Märkten wie Europa, Nordamerika oder Japan einfach nicht gibt. Gerade dort können Diplomaten, Handelsdelegierte oder Politiker im Rahmen von Wirtschaftsmissionen wichtige Türöffner für neue Geschäfte sein.“ (jw)
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