Der Handelsriese Spar, die Umweltorganisation Greenpeace und der Verband heimischer Biobauern Bio Austria sprechen sich geschlossen gegen das US-europäische Freihandelsabkommen TTIP aus. TTIP würde sich in Summe negativ auf den heimischen Arbeitsmarkt auswirken. Zu den stärksten Verlusten käme es in der Landwirtschaft und im Nahrungsmittelsektor. So das Ergebnis einer umfassenden Studie zu den Beschäftigungseffekten von TTIP in Österreich, die jetzt in Wien präsentiert wurde. Die vom Institut für Höhere Studien (IHS) und der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) durchgeführte Studie wurde im Auftrag von Spar, Bio Austria, NÖM und Greenpeace erstellt und sieht vor allem die kleinstrukturierte heimische Landwirtschaft bedroht. Am stärksten betroffen wären Betriebe bis zu 20 Hektar, was der durchschnittlichen österreichischen Bauernhofgröße entspricht. Insgesamt könnte TTIP den Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsektor über 4.600 Jobs kosten.
„Feinkostladen Österreich ist bedroht“
Der Feinkostladen Österreich ist tatsächlich bedroht“, kommentiert Gerhard Drexel, Vorstandsvorsitzender der Spar AG, die Ergebnisse. „Die österreichische Lebensmittel-Kultur und damit ein Teil unserer Identität sind nachweislich gefährdet.“ Als Beispiel nennt Drexel das AMA-Gütesiegel-Qualitätsfleisch: Die Studie belege ganz klar, dass eine Marktöffnung im Rindfleischsektor die Importe aus den USA exorbitant ansteigen lassen würde. Österreich, so Drexel, sei geprägt von einer kleinstrukturierten Landwirtschaft, in den USA gebe es kaum Farmen, die weniger als 2.000 Rinder hätten. „Im Massengeschäft ist aber nicht hohe Qualität gefragt, sondern ein möglichst homogener Rohstoff, der zwecks Verarbeitung in den genormten Herstellungsverfahren der Ernährungsindustrie von einem zum anderen Kontinent transportiert werden kann. Alleine der billige Preis wird das alles entscheidende Kriterium bei dieser Marktöffnung sein. Das können auf Dauer unsere Qualitätslandwirte nicht mitmachen.“
Gertraud Grabmann, Obfrau von Bio Austria, sieht ihre Kritik an TTIP durch die Studie bestätigt: „Die Ergebnisse zeigen, dass die österreichische Wirtschaft durch das transatlantische Freihandelsabkommen nicht profitieren würde, die negativen Effekte von TTIP aber den Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor am stärksten treffen würden. TTIP wäre also ein volkswirtschaftliches Nullsummenspiel auf Kosten der Landwirtschaft.“ Auch Greenpeace-Chef Alexander Egit schlägt in die gleiche Kerbe: „Durch TTIP wird der mit niedrigeren ökologischen Standards produzierenden US-Wirtschaft Tür und Tor geöffnet. Die Studie belegt, dass damit vor allem in der Landwirtschaft in erheblichem Maß Arbeitsplätze verloren gehen könnten.“
Egit fordert daher Umweltminister Andrä Rupprechter dazu auf, einen Regierungsbeschluss herbeizuführen, dass Österreich für eine sofortige Ausklammerung aller landwirtschaftlichen Bereiche aus den TTIP-Verhandlungen eintritt. Eine Kurzfassung der Studie kann hier herunter geladen werden. Die Langfassung soll demnächst veröffentlicht werden. (as)
www.spar.at
www.bio-austria.at
www.greenpeace.org/austria