„Die Wörter Leistung und Elite sind negativ besetzt“

| 04.06.2015

Moser, Hundstorfer, Schellhorn und Rikling waren bei der „Top Speakers Lounge“.

In Österreich wächst die Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg. Auf Einladung der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL) traf sich eine hochkarätige Expertenrunde im Wiener Novomatic Forum zur „Top Speakers Lounge“, um über die Auswirkungen der Steuerreform, mangelnden Reformwillen und die Auswirkung auf die Wahlen in der Steiermark und im Burgenland zu diskutierten. Am Podium: Rechnungshofpräsident Josef Moser, Minister Rudolf Hundstorfer, Agenda Austria Direktor Franz Schellhorn und der Schweizer Top-Manager Alexander Riklin. Internationale Studien belegen: Österreichs Wettbewerbsfähigkeit erreicht 2015 ihren historischen Tiefpunkt. Josef Moser sieht die Schuld dafür in einem jahrelangen Missmanagement der Politik: „Wir haben kein Einnahmenproblem. Wir haben ein Ausgabenproblem. Der Rechnungshof weist seit 2006 darauf hin. Ohne Strukturreformen geht es nicht. Wir werden auch 2016 kein ausgeglichenes Budget zusammenbringen.“

Alexander Riklin sieht die aktuellen Maßnahmen der Regierung wirkungslos verpuffen. „Diese Steuerreform hat keine positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft. Wir haben ein Problem: Die Arbeitskosten steigen überproportional an. Gleichzeitig ist die geleistete Arbeitszeit im internationalen Vergleich zu niedrig.“ Das Argument, die Österreicher würden zu wenig leisten, wollte Bundesminister Rudolf Hundstorfer nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. „Wir hackl'n nicht zu wenig! Wir haben die zweithöchste Arbeitszeit in ganz Europa. Wir machen 700 Millionen Überstunden pro Jahr.“

Lernen von der Schweiz

Aus Expertensicht sollten Wiener Politiker einmal ihre Blicke hinter den Arlberg werfen, um von den Eidgenossen zu lernen. Während sich einige Euroländer mit Haushaltsdefiziten in Rekordhöhe konfrontiert sehen, ist die Staatsverschuldung in der Schweiz trotz Krise kontinuierlich am Sinken – unter anderem durch die hierzulande verpönte Schuldenbremse, die 2001 per Volksabstimmung eingeführt wurde. Riklin: „Es ist ein Fakt, dass Österreich in den letzten 10 Jahren an Wettbewerbskraft verliert. Das ist kein Krankreden. Nehmen Sie in Österreich die Wörter Leistung und Elite in den Mund. Die sind alle negativ besetzt. Andererseits hat die Gründerszene sehr viel Aufwind. Es gibt jedoch immer noch zu wenig Risikokapital. Aber mir gefällt der Ansatz, Start-ups stärker zu fördern sehr gut. In Österreich muss die Politik das Tagespolitische hinten anstellen und Entscheidungen nicht danach fällen, wo sich die Wählerstimmen maximieren.“

Im Publikum saßen der Schweizer Botschafter Christoph Bubb, Novomatic-Aufsichtsrat Harald Neumann, Herbert Wegleitner, ELIN GmbH & Co KG, Europäische Reiseversicherung-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Lackner, Mediclass-Geschäftsführer Christoph Sauermann, Herbert Stepic, Raiffeisen Bank International, Martin Wrana, Styria Multi Media, Christoph Kunath, UBS Luxembourg, Anita Gut, Schweizer Gesellschaft Wien, Georg Sparber, Botschaft Liechtenstein, Markus Bürger und Hans Harrer, Senat der Wirtschaft, Christian Fuchs, Export Club OÖ, Peter Laggne, Trimetis AG, Albert Spielmann, Swiss Post Solutions AG, Georg Weidinger, Swiss Mail Solutions Gmbh, Oliver Zenz, GrECo International AG, sowie Nikolaus Kawka, Zühlke AG.

www.hk-schweiz.at

Top Speakers Lounge - Fotos C.Mikes

Top Speakers Lounge - Fotos C.Mikes
2015-06-02
(52 Fotos)

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