Die Debatte um die Sonntagsöffnung hält weiter an. Nachdem die Wirtschaftskammer Wien (WKW) vor kurzem die Ausweisung von drei Tourismuszonen in der Bundeshauptstadt, in denen Geschäfte auch am Tag des Herrn offenhalten können, gefordert hatte, möchte jetzt die SES (Spar European Shopping Centres) wenigstens sechs bis achte offene Sonntage im Jahr. Diesen Wunsch äußerte SES-Chef Marcus Wild am Rande der Expo Real in München. Wild verweist dabei auf die Wettbewerbssituation mit dem Online-Handel: Gerade an Sonntagen würden die Internet-Händler mit Rabatten massiv um Käufer werben. Statt durch Einkäufe im heimischen Handel dann Beschäftigung in Österreich zu halten, würden Jobs in ausländischen Logistik-Centern der Online-Händler unterstützt.
Gewerkschaft mit Blitzumfrage in Wiener City
Doch der Vorschlag stößt bei Gewerkschaft und Arbeiterkammer auf wenig Gegenliebe. Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) hat in der Wiener Innenstadt gegen eine mögliche Sonntagsöffnung mobilgemacht und die Handelsangestellten befragt. Auf die Frage „Wollen Sie am Sonntag arbeiten?“ antworteten 94,3 Prozent mit „Nein“. Insgesamt hätten 5.566 Personen teilgenommen, davon seien 5.539 Stimmen gültig gewesen, heißt es in einer Aussendung der GPA-djp.
Siegfried Pichler, Präsident der Salzburger Arbeiterkammer, fürchtet eine „schrittweise, generelle Sonntags-Öffnung durch die Hintertür.“ Pichler warnt auch vor dem Sterben kleiner Nahversorger: „Durch die Öffnung der Geschäfte am Sonntag wird die Kaufkraft der Menschen nicht größer – sie verlagert sich nur auf Einkaufszentren.“
Keskin sieht Druck von gehobener Hotelerie
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Akan Keskin, Vorsitzender der Sparte Handel im Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien (SWV) und Obmann der Wiener Märkte; „Uns ist der Schutz der Kleinen wichtiger als die Gewinne der Großkonzerne. Von einer Sonntagsöffnung würden nur die großen Unternehmen und Konzerne profitieren.“ Er kritisiert darüber hinaus, dass der Druck, Geschäfte am Sonntag aufzusperren, hauptsächlich von der gehobenen Hotelerie und Gastronomie komme: „Die Touristen schätzen in Wien vor allem das kulturelle Angebot und wollen am Sonntag nicht unbedingt von Geschäft zu Geschäft hetzen. Das können sie zuhause auch."
Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass die Sonntagsöffnung den Geschäften erhebliche Zusatzkosten bescheren würde, die sich vor allem Kleinunternehmer nicht leisten könnten. Auch auf Umsatzseite würde es nur zu einer Verlagerung, aber nicht zu einer Erhöhung kommen. „Die Work-Life-Balance würde darunter ebenfalls leiden. Zudem ist es so, dass die meisten Händler bereits jetzt die maximal möglichen Öffnungszeiten von 72 Stunden in sechs Tagen gar nicht vollkommen ausnutzen“, ist Keskin überzeugt. (as)
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