Journalisten leiden unter ökonomischen Druck der Medienhäuser

| 10.11.2010

Sparstift der Verlagshäuser sorgt für Qualitätsverlust der Medien


Der wachsende ökonomische Druck im Mediensektor stellt Redaktionen und Verlage vor ihre Grenzen. Die wirtschaftliche Entwicklung sägt an den Grundpfeilern der Branche, Pressefreiheit, journalistische Qualität und Vielfalt kommen zunehmend unter die Räder. Wie die Marktforscher von Marketagent http://www.marketagent.com aufzeigen, nimmt das "Ökonomie-Diktat" starken negativen Einfluss auf die Medienschaffenden in der DACH-Region. Arbeitslast und Zeitdruck auf Journalisten steigen weiter, während die redaktionelle Freiheit auf der Strecke bleibt.

"Branche beißt sich in eigenen Schwanz"

"Durch das 'Gesundsparen' beißt sich die Branche in den eigenen Schwanz", sagt Urs Thalmann, Geschäftsführer bei impressum http://www.impressum.ch, dem Berufsverband der Schweizer Journalisten. Personalabbau, Budgetkürzungen für freie Journalisten, niedrigere Gehälter und Honorare sowie schlechtere Arbeitsbedingungen durch Kosteneinsparungen sind nur einige der Folgen des steigenden Wirtschaftsdrucks, denen die Redakteure ausgesetzt sind. "Mit dem Effekt, dass die Qualität in der Berichterstattung leidet", betont Thalmann.

In einzelnen Schweizer Medien sollen seit der Sparwelle der letzten Monate und Jahre um rund ein Drittel weniger Arbeitskräfte das gleiche Produkt schaffen wie zuvor. Laut Marketagent müssen etwa die österreichischen Kollegen personelle Kürzungen sogar noch häufiger in Kauf nehmen. Nach dem "Gesundschrumpfen" eines Medientitels sind jedoch meist keine qualitativen Inhalte mehr vorhanden, um einen Kaufpreis zu rechtfertigen, meint Thalmann.

Direkter Einfluss der Werbewirtschaft

Der ökonomische Druck auf Journalisten in der DACH-Region wird primär von Anzeigenkunden aber auch von interner Stelle ausgeübt und äußert sich in Form von Zeitdruck, einer geringeren Recherchezeit, hoher Arbeitslast, Einsparungen, etc. Die Werbewirtschaft nimmt damit direkten Einfluss auf die Berichterstattung. Journalistische Inhalte werden zunehmend zum Umfeld für Werbekunden.

"Die Gratis-Zeitungen haben sich kannibalisiert und das ist auch gut so. Sie schrauben den Qualitätsanspruch des Publikums zurück", so Thalmann. Allerdings haben dem Experten zufolge die Bezahlzeitungen den Fehler gemacht, sich diesem Niveau anzunähern. Zusammengestrichene Redaktionen sind kaum in der Lage, andere Inhalte zu liefern als jene, die Leser von Gratis-Titeln kostenlos serviert bekommen. Thalmann: "So ist ein Teufelskreislauf entstanden, aus dem die Blätter nur schwer herauskommen."

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