Apple fordert die Schweizer Uhrenhersteller heraus

| 03.06.2018

Mit preiswerten Smartwatches dringt der iphone-Hersteller in das mit Abstand größte Marktsegment der Uhren bis 500 Franken ein.

Vor einiger Zeit galt allein die Luxusuhr als Schmuckstück des Mannes, als unverzichtbares Statussymbol für den Mann von Welt. Als jedoch Apple vor vier Jahren die Smartwatch als Ergänzung zu den anderen Apple-Kommunikationsgeräten auf den Markt brachte, galt plötzlich auch der digitale Zeitmesser als salonfähig. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters bekommen die Schweizer Uhrenhersteller diesen Trend bereits zu spüren. Während die Schweizer Hersteller alle zusammen laut dem Branchenverband FH im vierten Quartal 2017 knapp sechs Millionen Uhren verkauften, gingen bei Apple im selben Zeitraum rund acht Millionen Smartwatches über den Ladentisch. Vor allem bei preiswerten Zeitmessern bis 500 Franken (433,60 Euro) je Stück rückt der iPhone-Hersteller immer weiter nach vorne.

Emotion, Tradition, Qualität und Beständigkeit

Generell sehen die Erzeuger von Luxusuhren dem Trend eher gelassen entgegen. Luxusgüter-Expertin Scilla Huang Sun vom Vermögensverwalter GAM in Zürich sieht auch lediglich im mittleren Preissegment eine Konkurrenz für herkömmliche Uhren. „Smartwatches waren nie eine Gefahr für die Luxusuhren, denn bei diesen spielen andere Dinge eine Rolle. Eine Luxusuhr ist auch ein Statement, da geht es um Emotionen.“ Das sieht auch Jörg Baumann, Marketingchef bei der Luzerner Juwelierkette Bucherer, so. Als die Apple Watch auf den Markt gekommen sei, habe es für diese viel Aufmerksamkeit gegeben. Konkurrenz könnte die Smartwatch jedoch nur für Uhren im Einstiegssegment darstellen, für Modelle, auf denen lediglich die Zeit abzulesen ist.

Die Umsatzzahlen geben ihm Recht, denn den Löwenanteil verdienen die Schweizer Hersteller mit Luxusuhren. Allein im Vorjahr exportierten sie Ware im Wert von knapp 20 Milliarden Franken. Auf das volumenmäßig mit Abstand größte und von Apple bedrohte Segment von bis zu 500 Franken je Uhr entfiel lediglich ein Wert von 2,33 Milliarden Franken.

Versuche von traditionellen Uhrmachern wie Mondaine, Movado oder TAG Heuer, ebenfalls in das Segment der mit dem Internet verbundenen Armbanduhren vorzustoßen, hält sich nach Meinung von Brancheninsidern in Grenzen. Wie so oft entscheidet sich ein Großteil der Konsumenten bei derartigen Käufen lieber für das Original, in diesem Fall für eine Apple Watch.

Schlimm ist es nur, wenn Leute nichts am Handgelenk tragen.

Die traditionsbewussten Schweizer erkennen aber auch die Vorteile dieser Entwicklung. Nick Hayek, Chef des weltgrößten Uhrenherstellers, Swatch, setzt darauf, dass die Nachfrage nach Smartwatches das Geschäft mit höherpreisigen Uhren ebenfalls antreibt. „Das Schlimmste sind Leute, die nichts am Handgelenk haben“, so Hayek. Sobald man anfange etwas zu tragen, würden die Uhren je nach Anlass gewechselt. „Der Markt wächst kontinuierlich. Daher gibt es Platz für Apple, für andere und natürlich auch viel Platz für uns", erklärte Hayek in einem Interview mit CNBC. Und er betonte, dass Swatch, entgegen der insgesamt rückläufigen Exportentwicklung im vergangenen Jahr, in allen Bereichen, vor allem auch im unteren und mittleren Preissegment, gewachsen sei und Marktanteile hinzugewinnen konnte. Fondsmanagerin Huang Sun vom Vermögensverwalter GAM pflichtet ihm bei: „Die Smartwatch von Apple ist erfolgreich, aber die meisten Uhrenträger haben mehrere Uhren.“ Und Bucherer-Manager Jörg Baumann sieht sogar gute Chancen für die gesamte Branche, wenn junge Leute sich wieder daran gewöhnten, Informationen am Handgelenk zu tragen. (red)

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