"Die einzige Konstante ist die Veränderung"

| 28.05.2013

Sattler, Geschäftsführer von Neudoerfler Office Systems, im Interview über die Wohlfühloase Büro, Möbelkauf im Internet, Ergonomie und die Abgrenzung zu Mitbewerbern.

Helmut Sattler hat vor zweieinhalb Jahren die Geschäftsführung von Neudoerfler Office Systems übernommen. Er hat das Unternehmen komplett neu positioniert, das unter seiner Führung konstant wächst. leadersnet.at sprach mit dem Manager über sein Erfolgsgeheimnis, den Verdrängungswettbewerb am heimischen Büromöbelmarkt, Open Space Büros und den Mehrwert guter Beratung.

leadersnet.at: Der Büromöbelmarkt in Österreich ist hart umkämpft und es gibt kaum Potentiale, um an neue Marktanteile zu kommen. Wie erfolgreich war unter diesen Gesichtspunkten das letzte Geschäftsjahr von Neudoerfler?

Sattler: Das Geschäftsjahr 2012 war das dritte in Folge, das sehr erfolgreich war. Wir haben ein ordentliches Wachstum hingelegt. Das ist sicherlich gegen den Trend in der Branche und ist ein Erfolg von vielen Detailarbeiten und Kleinigkeiten. Das fängt damit an, dass man eine Strategie hat und möglichst viele Mitarbeiter in die richtige Richtung ziehen. Wir sind die am besten performende Büromöbelfirma in Österreich. Und darauf sind wir stolz.

leadersnet.at: Wie schätzen Sie die Entwicklung 2013 ein?

Sattler: Der Ausblick auf 2013 ist schwer möglich, weil das Umfeld nach wie vor schwierig ist. Ein größeres Wirtschaftswachstum, wie es uns helfen würde, steht eigentlich nicht bevor. Die einzige Konstante ist die Veränderung. Aber wir sind mit dem Markteintritt in der Schweiz und dem bevorstehenden Markteintritt in Deutschland gut aufgestellt. Der Markt in der Schweiz ist sehr interessant, da er eine hohe Importquote hat und natürlich ist die Franken/Euro-Relation momentan auch sehr gut für uns.

leadersnet.at: Wie stark ist eigentlich die Orientierung des Kunden am Preis?

Sattler: Natürlich ist es heute so, dass der Preis niemandem mehr egal ist. Aber es gibt Bereiche, wo man mit einem guten Konzept überzeugen kann. Wir versuchen immer über die Qualität der Beratung zu punkten und dem Kunden einen Mehrwert zu bieten. Diesen Mehrwert kann man schaffen, wenn man Themen wie Licht, die richtige Bestuhlung, Performancesteigerung und Gesundheit der Mitarbeiter  und viele andere Argumente bringt, die der Kunde vielleicht noch gar nicht kennt. Letztendlich will ich, dass die Kunden mit unseren Produkten zufrieden sind. Deswegen ist es wichtig, dass unsere Möbel Funktionalität mit gutem Design vereinen.

leadersnet.at: Soll das Büro eine Wohlfühloase sein?

Sattler: Ich finde den Begriff "Wohlfühloase" etwas heikel, da man sich im Büro ja nicht zurücklehnen und einschlafen soll. Aber es soll schon förderlich sein, um Spaß an der Arbeit zu haben. Es muss die Möglichkeit bieten in Kommunikation zu treten und  es sollte ergonomisch top sein. Wohlfühloase ist also richtig, bringt es aber zu samtig und zu eingepackt rüber. Ich bevorzuge „Work-Wellness".

leadersnet.at: Was bringen die Open Space-Konzepte den Mitarbeitern?

Sattler: Open Space heißt Transparenz, Interaktion und Kommunikation. Ich muss als Gegenstück aber auch Konzentrationsarbeitsplätze bieten. Meistens ist die Kombination von Open Space und Einzelbüros die richtige. Die Mitarbeiter haben sehr oft Angst in Open Space Büros umzuziehen, weil ihre Intimsphäre eingeschränkt wird. Idealerweise begleitet man sie und zeigt auf, welche Vorteile Open Space hat. Deswegen ist es wichtig, eine gute Bedarfserhebung zu machen und die betroffenen Mitarbeiter, wenn möglich, schon bei der Planung in Projektteams mitreden zu lassen.

leadersnet.at: Das Thema Ergonomie hat in den letzten Jahren enorm an Relevanz gewonnen. Was bedeutet Ergonomie für Neudoerfler?

Sattler: Wir wissen, dass jeder dritte Österreicher Rückenprobleme hat undman im Laufe eines Arbeitslebens extrem lange sitzt – bis zu 55.000 Stunden! Deswegen bringen wir zum Beispiel mit elektrisch höhenverstellbaren Tischen, die leicht zu bedienen sind, und den passenden ergonomischen Stühlen mehr Bewegung ins Büro. Wir bieten arbeiten auch mit Physiotherapeuten zusammen. Wichtig ist – und das empfehle ich auf jeden Fall, wenn man sich um das Sitzen Gedanken macht –  dass man vor dem Kauf in unsere Schauräume  kommt und die Stühle probiert.  Ich würde abraten, etwas im Internet zu bestellen..

leadersnet.at: Wie stark bestellen Firmen im Internet Sessel und andere Büromöbel?

Sattler: Es gibt quer durch die Bank Unternehmen, die zum Beispiel zu Ikea oder anderen Möbelhäuser gehen. Das kann aber, wenn es um Ergonomie geht, durchaus problematisch sein. Von Internetbestellungen würde ich, wie schon gesagt, unbedingt die Finger lassen. Neudoerfler hatte früher auch mal einen Onlineshop und einer unserer Mitbewerber hat das immer noch. Ich sehe den Onlinehandel ehrlich gesagt nicht als wichtiges Segment im Büromöbelbereich.

leadersnet.at: Sie denken also nicht, dass der Onlinehandel in der Büromöbelbranche an Gewicht gewinnt?

Sattler: Momentan nicht. Aber das kann sich natürlich noch ändern.

leadersnet.at: Mit ihrem Antritt als Geschäftsführer haben Sie Neudoerfler komplett neu positioniert. Wie würden Sie Ihre Strategie definieren?

Sattler: Ich glaube, dass Neudoerfler einen ganz wichtigen und richtigen Schritt gemacht hat und ein klares Ziel definiert hat. Man muss sich auf etwas fokussieren, das für den Kunden Relevanz hat und wo es eine Lücke in der Branche gibt. Ich habe bei meinem Antritt dreißig unserer Mitarbeiter sowie einige unserer Lieferanten interviewt. Zudem habe ich mit Journalisten geredet und konnte damit ein Selbst- und ein Fremdbild aufstellen. Nach vielen Analysen und Recherchen haben wir eine Strategie definiert an deren oberster Spitze die Beratung steht. Diese Strategie wird, damit sie auch tatsächlich erfolgreich umgesetzt wird, von der Geschäftsführung mehrmals im Jahr zum Dialog gebracht. Im Kern ist das, auf das wir uns fokussieren, sicherlich das Richtige und das wird auch nicht geändert werden. Aber es gibt immer Dinge, die man hinterfragen oder neu abstimmen muss. Es heißt auch nicht, dass das, was vor drei Jahren richtig war auch heute noch richtig ist.

leadersnet.at: Wie grenzen Sie sich von den Mitbewerbern ab?

Sattler: Wir sind unglaublich flexibel und orientieren uns wirklich am Kunden. Das behauptet natürlich jedes Unternehmen von sich. Aber ich denke, wir sind schneller, besser und hören auch mehr zu. Wir ändern auch in Blei gegossene Sachen noch, wenn es notwendig ist. Gleichzeitig investieren wir sehr fleißig in drei wesentliche Bereiche: Das eine ist unser Auftritt. Da gehören die Ausstellungsräume, unsere Internetpräsenz, das  Intranet und unsere Kataloge dazu. Der zweite Punkt ist die Produktion: Wir schauen ständig, wo Effizienz- und Flexibilitätssteigerung möglich ist. Der dritte Punkt ist die konstante Schulung der Mitarbeiter. Das ist mir sehr wichtig und dafür stelle ich ein hohes Budget zur Verfügung.

leadersnet.at: Neudoerfler hat im letzten Jahr einige größere Projekte betreut. Welches waren die wichtigsten?

Sattler: Für Orange in der Slowakei  haben wir ein gesamtes Hochhaus mit 600 Arbeitsplätzen ausgestattet. Da haben wir uns gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt. Besonders hervorzuheben ist natürlich das Finanzzentrum Wien Mitte mit 1.865 Arbeitsplätzen, das von uns gestaltet wurde. (red)

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