Am Montag fand im Ringturm der Wiener Städtischen der aktuelle Unique Talk zum Thema "Steigende Wohnkosten vs. weltweites Role Model für leistbares Wohnen" statt.
Hochkarätiges Podium
Am Podium diskutierten Vizebürgermeisterin und Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaál, Christine Dornaus (Geschäftsführung Bundesimmobiliengesellschaft), Thomas Drozda (Vorstandsvorsitzender Arwag), Andreas Weikhart (Geschäftsführung Wien-Süd) sowie NR-Abgeordnete und Vorsitzende der Mietervereinigung Wien Elke Hanel-Torsch. Die Moderation übernahm Gerald Groß.
Leistbarer Wohnraum
Die Bundeshauptstadt kämpft auch mit einer der drängendsten Fragen unserer Zeit, dem leistbaren Wohnraum. Während die Mieten weiter steigen, suchen Politik, Bauträger:innen und Mietervertreter:innen nach Lösungen, um den Wohnraum für alle erschwinglich und gleichzeitig nachhaltig zu gestalten.
Die Expert:innen gingen dabei den Fragen nach, wie Wien auf diese Herausforderung reagieren kann, ob die Menschen bald Preise wie in London, Paris oder München erwarten müssen und ob der Wiener Weg in eine andere Richtung führt.
Umfassendes Maßnahmenpaket
"Um unsere Stadt bis 2040 klimaneutral zu machen, setzen wir auf ein umfassendes Maßnahmenpaket: Einerseits unterstützen wir Bauträger finanziell, andererseits haben wir erstmals Prämien für Mieterinnen und Mieter eingeführt, um auch hier Anreize zu schaffen. Zudem möchten wir privaten Hauseigentümern nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch das nötige Know-how bieten. Mit der Sanierungsberatung 'Hauskunft' haben wir eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, die sich als voller Erfolg erwiesen hat. Von der ersten Beratung bis hin zum fertigen Sanierungskonzept – das jetzt ebenfalls gefördert wird – erhalten Bürgerinnen und Bürger dort umfassende Unterstützung. Die steigende Nachfrage zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", sagte Kathrin Gaál.
"Bei der BIG bewahren wir mit großer Leidenschaft die österreichische Baukultur – sei es durch die Arbeit an den Universitäten, den Werken von Theophil von Hansen oder den Meisterwerken Otto Wagners. Doch gleichzeitig stellt sich die Frage: Was wird von unserer heutigen Zeit bleiben? Meine Antwort darauf ist stets der neue WU-Campus, gestaltet von Zaha Hadid – ein herausragendes Beispiel für wertvolle Architektur. Solch wertvolle Architektur, die auf eine Lebensdauer von 150 Jahren oder mehr ausgelegt ist, verkörpert für mich einen zentralen Aspekt von Nachhaltigkeit. Denn auch durch solche Visionen lebt und wächst unsere Stadt. Ich wünsche mir, dass in den aktuellen Verhandlungen klar zwischen Kosten und Investitionen unterschieden wird. Während es wichtig ist, Einsparungspotenziale auf der Kostenseite zu identifizieren, darf bei den Investitionen keinesfalls gespart werden. Gerade jetzt wäre das der völlig falsche Weg für die Konjunktur", so Christine Dornaus weiter.
Zentrales öffentliches Interesse
Leistbares Wohnen sei ein zentrales öffentliches Interesse und damit unbedingt schützenswert, so Thomas Drozda, Vorstandsvorsitzender Arwag. "Bauprojekte, die diesem Ziel dienen, sollten daher klar im öffentlichen Interesse stehen. Das muss sich in der Beschleunigung und Straffung von Verfahren widerspiegeln, insbesondere bei den Bewilligungsverfahren. Zwar gibt es bereits zahlreiche Bemühungen, das Grundproblem liegt jedoch im Instanzenzug, der häufig erst bei den Höchstgerichten endet. Dadurch ziehen sich Verfahren oft über zehn Jahre oder länger hin. Bei einer moderaten Inflation von zwei Prozent mag das vertretbar erscheinen, doch bei Inflationsraten von zehn Prozent – wie wir sie zuletzt erlebt haben – steigen die Baukosten jedes Jahr drastisch. Nach fünf bis sieben Jahren haben sich die Kosten dann verdoppelt. Eine derart lange Verfahrensdauer ist daher weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich tragbar", ergänzt der Experte.
Beschleunigung von Verfahren
Laut Andreas Weikhart, Obmann Wien-Süd, ist die Beschleunigung von Verfahren ein zentrales Ziel, um den Wohnungsneubau leistbarer zu machen. "Ein Ansatz könnte darin liegen, Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) für den geförderten Wohnbau zu erleichtern. Die Corona-Pandemie und die Aarhus-Konvention haben dazu geführt, dass sich rund drei Jahre lang große Wohnbauprojekte verzögert haben. Mittlerweile gibt es jedoch Entscheidungen der Höchstgerichte, die sowohl den Bauträgern als auch der Stadt Wien klare Orientierung bieten. Daher bin ich optimistisch, dass wir in Wien bald wieder die Neubauleistung erreichen werden, die wir vor 2020 hatten", so Weikhart.
Reform des Mietrechts notwendig
Elke Hanel-Torsch, NR-Abgeordnete und Vorsitzende der Mietervereinigung Wien, sieht eine umfassende Reform des Mietrechts als dringend notwendig, um Rechtssicherheit und Fairness für alle Beteiligten zu gewährleisten. "Derzeit werden 75 Prozent der Mietverträge nur noch befristet vergeben, was die Rechte der Mieterinnen und Mieter erheblich einschränkt. Laut Mietrechtsgesetz sollten befristete Mietverhältnisse eigentlich um 25 Prozent günstiger sein – doch in der Praxis wird das kaum umgesetzt. Um dem entgegenzuwirken, sollte der unbefristete Mietvertrag wieder zum Standard werden, wobei natürlich begründete Ausnahmen möglich sein müssen", sagt Hanel-Torsch.
LEADERSNET war beim Talk. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
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