AKV-Insolvenzstatistik Jänner bis November
Heuer gab es bereits fünf Pleiten in Milliardenhöhe

Während im – bereits insolvenzstarken – Vorjahr in den ersten elf Monaten monatlich im Durchschnitt 277 Firmeninsolvenzverfahren eröffnet wurden, waren es 2024 mehr als 340 Eröffnungen. Rekorde gibt es bei betroffenen Dienstnehmer:innen und Passiva.

Am Freitag hat der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) seine Insolvenzstatistik 2024 bis inklusive November veröffentlicht. Demnach steht bereits wenige Wochen vor Jahresende fest, dass das Jahr 2024 ein Rekordpleitenjahr an Firmeninsolvenzen gebracht hat. Nachdem die mediale Berichterstattung in den letzten Wochen von großen Insolvenzfällen geprägt war, möchten die Kreditschutz-Expert:innen kurz vor Jahresende einen Vergleich zu den Vorjahren ziehen und zeigen dabei die dramatische Entwicklung in den letzten beiden Monaten auf. Während die August- und Septemberzahlen noch eine leichte Entspannung am Insolvenzsektor hätten erwarten lassen, zeigen nun die Zahlen für Oktober und November, dass doch keine Trendumkehr in Sicht sei.

Rekord bereits im Oktober erreicht

Während im – bereits insolvenzstarken – Jahr 2023 (Jänner bis November) monatlich im Durchschnitt 277 Firmeninsolvenzverfahren eröffnet wurden, waren es von Jänner bis November 2024 durchschnittlich 346 Eröffnungen, so der AKV. Auf das Jahr hochgerechnet bedeutet dies, dass in Österreich heuer über das Vermögen von 4.146 Unternehmungen Insolvenzverfahren eröffnet wurden bzw. werden. Im Zeitraum Jänner bis November haben sich die Firmeninsolvenzen in den Jahren 2023 und 2024 wie folgt entwickelt: Die eröffneten Firmeninsolvenzen sind von Jänner bis November 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2023 um ein Viertel (+ 24,79 Prozent) auf 3.801 Verfahren gestiegen.

So sei bereits wenige Wochen vor Jahresende festzuhalten, dass 2024 ein Rekordpleitenjahr an Firmeninsolvenzen geworden ist. So wurden bereits bis September des heurigen Jahres mehr Firmeninsolvenzen eröffnet als in den Gesamtjahren 2018 (2.981) und 2019 (3.045). Den bisherigen Höchstwert an eröffneten Firmeninsolvenzen aus dem Gesamtjahr 2023 (3.364) habe man hierzulande bereits im Oktober 2024 überschritten. Im Folgenden werden noch einige zentrale Fakten dargelegt.

  • Dienstnehmer:innen

Die Insolvenzeröffnungen Leiner & kika Möbelhandels GmbH (14. November 2024) und der KTM AG samt ihren beiden Tochtergesellschaften (29. November 2024) zählen zu den historisch größten Firmenpleiten aus Sicht der betroffenen Dienstnehmer:innen.

© AKV

  • Passiva

Im Jahr 2023 haben die ersten Signa-Insolvenzen zu Passiva mit historischen Höchstwerten in der Höhe von circa 14 Milliarden geführt, wobei sich dieser Wert nachträglich sogar infolge der Forderungsanmeldungen von Gläubiger:innen erhöht hat. Im Jahr 2024 sind es bereits fünf Fälle mit Passiva in Milliardenhöhe – KTM, Fisker und dreimal Signa/Benko. Die Verbindlichkeiten haben in den ersten elf Monaten einen historischen Höchstwert von 18,4 Milliarden Euro erreicht, sodass wir bis Jahresende annähernd Passiva von 20 Milliarden Euro erreichen werden, so der AKV.

© AKV

  • Branchen

Bezüglich der Branchen zeigt die AKV-Insolvenzstatistik, dass nun der Handel mit den meisten Insolvenzen betroffen ist. Die Branche hatte im Zeitraum Jänner bis November 2024 941 Insolvenzen zu verzeichnen, gefolgt vom Bau (841) und der Gastronomie (661).

Ausblick Firmeninsolvenzen

Abschließend gibt der Kreditorenverband noch einen Ausblick, der nichts Gutes verheißt. Die Rezession hält sich in Österreich weiter hartnäckig und führte nicht nur dazu, dass es im Oktober und November zur Eröffnung mehrerer Großinsolvenzen (Leiner & kika Möbelhandels GmbH und KTM-Gruppe) kam, sondern es mussten auch viele Klein- und Mittelunternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit eingestehen, so das Urteil. Die Produktions- und Investitionsrückgänge in der Immobilienkrise hätten sich wie befürchtet auf den Handels- und Industriesektor übertragen. Durch die hohe Verunsicherung sei die Auftragslage in der Industrie weiterhin schwach und führe zu überfüllten Lagern und zum Wegfall von Arbeitsplätzen. Die daraus resultierende Unsicherheit am Arbeitsmarkt führe wiederum zu einem zurückhaltenden Konsumverhalten und zu einer sich beschleunigenden Wirtschaftskrise. Diese wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben entsprechend unseren Prognosen im Jahr 2024 zu annähernd 7.000 Firmeninsolvenzen geführt. In den ersten elf Monaten waren es 6.199 Fälle und gegen Jahresende werden es voraussichtlich 6.760 Firmeninsolvenzen sein.

"Die nach unten revidierten Wirtschaftsprognosen werden sich weiterhin in den nächsten Monaten in der Insolvenzstatistik widerspiegeln. Wir rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung zumindest bis zur Jahresmitte 2025", so der AKV abschließend.

www.akv.at

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