Fotos und Video der Veranstaltung
Lehrlingsforum 2024: "Starke Lehrlinge = starke Wirtschaft = starke Innovation"

Bei der mittlerweile elften Auflage der Business-Circle-Veranstaltung wurden Ministerien, Schulen und Unternehmen untereinander vernetzt und diskutierten über die Zukunft und Bedeutung dieser Ausbildungsform. Zudem gab es Vorträge, eine Podiumsdiskussion und eine große Bühne für die Staatspreisträger 2024. LEADERSNET.tv fragte bei den Expert:innen nach, was für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Lehre sowie der dualen Ausbildung essenziell ist.

Ende November ging das mittlerweile elfte Lehrlingsforum von Business Circle über die Bühne. Die Veranstaltung erwies sich auch in diesem Jahr als Erfolg. Besonders erfreut war man darüber, dass mehr als 40 Prozent erstmals dabei waren und die Community stetig wächst. Auch die Branchenverteilung war ausgewogen, mit Vertreter:innen aus Industrie, Dienstleistung, öffentlicher Hand, Infrastruktur und Handel. Ziel des Lehrlingsforums ist es, dass sich Ministerien, Schulen und Unternehmen vernetzen und miteinander ins Gespräch kommen. Denn gute Bildung garantiert unsere Zukunft, und da sollte man nichts dem Zufall überlassen.

Im Zuge der Eröffnung durch Kathrin Kuess, Mitglied der Geschäftsführung Business Circle Management Fortbildungs GmbH, und Moderatorin Karin Bauer (Der Standard) gab es gleich ein klares Statement: "Starke Lehrlinge = starke Wirtschaft = starke Innovation." Im Anschluss folgte ein Vortrag von Eva Landrichtinger vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, bei dem sie die besondere Bedeutung der dualen Ausbildung hervorhob. Auf ihren internationalen Terminen erfahre sie immer wieder, wie sehr das duale Ausbildungsmodell, das es in dieser Form nur in Österreich und Deutschland gibt, überlegen sei und geschätzt werde. Zukünftige Anforderungen wie Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit machen es jedoch notwendig, bestehende Berufsbilder weiterzuentwickeln und neue zu schaffen, so die Expertin. Zudem müssten Lehrlinge die Möglichkeit haben, Karrieren bis an die Spitze eines Unternehmens zu verfolgen. Dies sei essenziell für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Lehre.

Nach dem Vortrag stand eine Podiumsdiskussion auf der Agenda. Unter der Moderation von Karin Bauer diskutierten Eva Landrichtinger, Vincent Reisner, Schülerunion Österreich, Iris Schmidt, AMS Oberösterreich, Alyssa Schneebaum, Snowtree CCT und Jutta Perfahl-Strilka, hokify, über die Zukunft der Lehre und was es braucht, um Lehrberufe attraktiv(er) zu machen. Hier wurde u. a. auf eine notwendige Zukunftsorientierung, die Rolle der Eltern und Lehrer:innen sowie die richtigen Kanäle, mit denen man Jugendliche erreicht, verwiesen.

Im Anschluss folgten zwei inspirierende Keynotes. Ernst Leo "Golli" Marboe widmete sich dem Thema: "Mehr Prävention für 'mental health' – was können wir tun, damit in unserer Gesellschaft / in unseren Betrieben weniger Menschen psychisch krank werden". Danach begeisterte Michelle Euzet mit seiner Quer-gedacht-Session zum Thema "Ist passgenau ... noch passend?" die zahlreichen Teilnehmer:innen.

Studienpräsentation

Ein weiterer Höhepunkt des Lehrlingsforums war die Präsentation des Lehrlingsspiegels 2024 durch Mario Filoxenidis (EUCUSA) und Robert Frasch (lehrlingspower.at). Laut ihnen seien die Ergebnisse der ersten neutralen Lehrlingsbefragung ein Meilenstein in der Analyse von Lehrlingszufriedenheit und -wahrnehmung. Die Befragung verfolgt demnach einen neuen Ansatz, um exzellente Lehrbetriebe objektiv zu identifizieren und konkrete Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Ziel war es, die Perspektiven der Lehrlinge authentisch und anonymisiert einzufangen. Zentrale Erkenntnisse der Befragung sehen Sie in der (Infobox).

Staatspreisträger "Beste Lehrbetriebe - Fit for Future 2024"

Die Veranstaltung bot auch den heurigen Siegerprojekten des Staatspreises "Beste Lehrbetriebe - Fit for Future 2024" eine große Bühne.

  • XAL Holding: Von der Leuchte zur Lehre
    Lehrlinge bringen die unterschiedlichsten Hintergründe, Ideen und Pläne mit. "Man kann sich kaum vorstellen, was entsteht, wenn man ihnen freien Lauf lässt und ihre Potenziale entfalten können", so Sabrina Bauer. Die Herausforderung besteht darin, diese Vielfalt positiv zu nutzen und jungen Menschen Raum für Kreativität zu geben.
  • Manigatterer: TikTok als Lehrlingsmagnet
    Ein TikTok-Video der Lehrlinge, das ursprünglich aus einer eigenen Idee entstand, wurde zum Erfolg: 84.000 Aufrufe für ein 30-Sekunden-Video, das 30 Stunden Drehzeit beanspruchte. Die Lehrlinge wurden nicht nur unterstützt, sondern auch ermutigt, ihre Kreativität einzubringen. Das Ergebnis: Jugendliche, die zuvor keine Verbindung zur Firma hatten, zeigten plötzlich Interesse. Die Erkenntnis: Je authentischer das Video, desto mehr Erfolg – Hochglanzwerbung wirkt bei der Zielgruppe nicht.
  • Starlim und Stern: Eltern als Schlüssel zum Erfolg
    Neben den Lehrlingen stehen auch deren Eltern im Fokus: "Eltern und sogar Großeltern wollen genau wissen, wo ihr Kind arbeitet." Typische Fragen betreffen Themen wie Busverbindungen, Kantine und Betreuung im Betrieb. Starlim setzt auf klare Kommunikation und bietet Q&A-Seiten auf der Website sowie Elternabende, bei denen Lehrlinge und Eltern sich bereits vor Ausbildungsbeginn kennenlernen können.

Abschluss und Abendveranstaltung

Kathrin Kuess und Karin Bauer hoben in der abschließenden Recap-Session noch einmal hervor, dass es jetzt an den Betrieben und weiteren Stakeholdern liege, die Lehre als attraktiven Karriereweg zu positionieren und die gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Wertschätzung und Authentizität seien entscheidend für eine erfolgreiche Lehrlingsarbeit. Lehrlingsausbildung ist für die beiden ein "Herzensprojekt", die "Zukunft" und etwas ganz "Besonderes", da es das in den meisten anderen Ländern gar nicht gibt.

Das Grande Finale bildete die Abendveranstaltung, die mittlerweile zu jeder Business-Circle-Konferenz gehört, wie das Amen im Gebet. Beim heurigen Lehrlingsforum gab es dabei passend zur Jahreszeit bereits Punsch und Maroni.

Video-Interviews

LEADERSNET.tv holte neben Kathrin Kuess, Eva Landrichtinger und Karin Bauer noch Susanne Vietz, Expertin für Lehrlingsausbildung und Generationenübersetzerin, Robert Frasch, Inhaber Lehrlingspower e.U., Elisabeth Querfeld, Recruiting & Mitarbeiterentwicklung FAM Querfeld Consulting GmbH, Nicole Scheichl, Business & positive Empowerment Coach, Trainerin für positive Psychologie & Perma Lead Gründerin & Geschäftsführerin, Jutta Perfahl-Strilka, CEO hokify, Alyssa Schneebaum, Inhaberin und Geschäftsführerin Alyssa Schneebaum, Britta Schindler, Head of People & Change, A1 Telekom Austria AG, Silvia Bruni, Geschäftsführerin Cape 10 Errichtung & Betrieb GmbH, Michelle Euzet, Inhaberin Euzet Consulting - Michelle Euzet, Karin Spitaler, Key Account Managerin Wise up - Digitale Bildungsplattform der WKO, und Mario Derntl, Founder talents+company GmbH, vor die Kamera.

Fotos vom Lehrlingsforum 2024 sehen Sie in der Galerie

www.businesscircle.at

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Erkenntnisse der Befragung

  • Image der Lehre: Die Lehre wird immer noch zu wenig als erfolgreicher Karrierepfad wahrgenommen und immer noch als minderwertig im Vergleich zum Studium angesehen. Diesem Imageproblem kann man vor allem mit guten Erfolgsgeschichten begegnen.

  • Abbruch der Lehre: Zu Beginn der Lehre herrscht noch Euphorie, die jedoch im zweiten und dritten Lehrjahr häufig abflacht, man kann von einem "Tal der Tränen" sprechen. Wenn man bis ins vierte Lehrjahr durchgehalten hat, steigt die Motivation wieder, weil das Ziel vor Augen steht. In der Mitte der Lehrzeit sind also Ausbildungs- und Führungskräfte besonders als Motivatoren gefordert.

  • Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis: Viele Lehrlinge empfinden das in der Berufsschule Gelernte als wenig praktisch anwendbar. Bei der schnellen technischen Entwicklung darf der Anschluss nicht verloren gehen.

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Erkenntnisse der Befragung

  • Image der Lehre: Die Lehre wird immer noch zu wenig als erfolgreicher Karrierepfad wahrgenommen und immer noch als minderwertig im Vergleich zum Studium angesehen. Diesem Imageproblem kann man vor allem mit guten Erfolgsgeschichten begegnen.

  • Abbruch der Lehre: Zu Beginn der Lehre herrscht noch Euphorie, die jedoch im zweiten und dritten Lehrjahr häufig abflacht, man kann von einem "Tal der Tränen" sprechen. Wenn man bis ins vierte Lehrjahr durchgehalten hat, steigt die Motivation wieder, weil das Ziel vor Augen steht. In der Mitte der Lehrzeit sind also Ausbildungs- und Führungskräfte besonders als Motivatoren gefordert.

  • Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis: Viele Lehrlinge empfinden das in der Berufsschule Gelernte als wenig praktisch anwendbar. Bei der schnellen technischen Entwicklung darf der Anschluss nicht verloren gehen.

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