Lohnende Investition?
Wohneigentum in Österreich wurde im ersten Halbjahr billiger

| Redaktion 
| 23.09.2024

Bei den sinkenden Preisen für Wohnungen und Häuser gibt es zwei Entwicklungen, die für potenzielle Käufer:innen nicht gerade ideal sind.

Hierzulande ist Wohneigentum im ersten Halbjahr billiger geworden, allerdings vollziehen sich die Preisrückgänge weiterhin nur im "Schritttempo".

Steigende Löhne, steigende Baukosten

Seit Mitte 2022 (Drittes Quartal 2022 bis zweites Quartal 2024) beläuft sich das Minus damit lediglich auf fünf Prozent. In den letzten zwei Jahren sind Neubauwohnungen hingegen nicht billiger geworden, ganz im Gegenteil. "Steigende Löhne sorgen für steigende Baukosten. Daher sollten die Neubaupreise auch in Zukunft nicht zurückgehen", sagt Matthias Reith, Senior Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research.

Angesichts deutlich gestiegener Zinsen und eingebrochener Neukreditvergabe ist ein Preisrückgang von fünf Prozent (neu und gebraucht) nicht viel. Inflationsbereinigt sind die Preise hingegen bereits um satte 15 Prozent zurückgegangen.

"Die seit Pandemiebeginn gesehenen realen Zugewinne sind damit zur Gänze wieder abgegeben worden", so Reith. In den vergangenen zwei Jahren hat auf dem österreichischen Immobilienmarkt eine "geräuschlose" Korrektur stattgefunden. "Die reale Korrektur in Österreich ist damit zwar noch nicht vorbei, der Großteil der notwendigen Anpassungen liegt jedoch bereits hinter uns. Spätestens 2026 dürfte Wohneigentum wieder teurer werden", so Reith weiter.

Aber auch der zinsseitige Gegenwind spricht gegen eine zeitnahe Trendwende. Die EZB hat den Abstieg vom Zinsgipfel begonnen, vollzieht diesen aber nur in Trippelschritten. "Wir rechnen heuer mit einer weiteren Zinssenkung im Dezember", so Reith.

Investition in Wohnungseigentum lohnt sich

Die Miet- und Immobilienpreise sind in den letzten Jahren wegen der hohen Inflation und steigender Material- und Personalkosten erheblich gestiegen. Dazu kamen kurzfristig stark ansteigende Zinsen. Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Investition in Wohnungseigentum lohnenswert, sind sich die Expert:innen sicher. Während Eigentum eine stabile Wertanlage darstellt, die langfristig Sicherheit bieten und sich als Investition in die Zukunft erweisen soll, führen Mieten zu kontinuierlich steigenden Ausgaben.

Seit zwei Jahren sind die Preise im Neubau stabil, da sie sich nicht unter den Einstandskosten entwickeln können und die Baukosten aufgrund gestiegener Materialkosten sowie Lohnerhöhungen stark angestiegen sind. Das zuletzt inflationsbedingt erhöhte Einkommensniveau gleicht dieses Preisniveau jedoch aus, was Wohnungseigentum attraktiv macht. Durch den bereits erkennbaren Rückgang der Fertigstellungen wird erwartet, dass die Preise in naher Zukunft wieder ansteigen könnten, da die Wohnraumknappheit zunimmt.

Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen sinkt

Die Raiffeisen Bausparkasse bestätigte den Trend rückläufiger Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen. Per Ende August 2024 wurden Darlehen in Höhe von 334 Millionen Euro vergeben (-5,2 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Regionale Unterschiede sind jedoch vorhanden. In den teureren Bundesländern Wien, Salzburg, Tirol und der Steiermark stieg die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr stark an. Hingegen verzeichneten Niederösterreich, Burgenland, Oberösterreich und Vorarlberg deutliche Nachfragerückgänge.

Sanierung und Renovierung "outperformen" Neubau

Vor dem Hintergrund fast unerschwinglicher Kosten für Neubauten rücken, Sanierung und Renovierung verstärkt in den Mittelpunkt vieler Eigentumssuchender. "Unsere Daten zeigen, dass der Anteil an Darlehen für Zu-, Umbau oder Renovierung und Sanierung auf ein historisches Hoch von einem Drittel gestiegen ist. Gründe hierfür sind der rapide Anstieg der Baukosten, die hohe Inflation seitdem Ukraine-Krieg, gestiegene Zinsen und strengere Kreditvergaberegeln", sagt Hans-Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse.

Vallant hat aber auch Forderungen an die künftige Bundesregierung. Er fordert verstärkt dafür zu sorgen, dass Eigentum wieder erschwinglich wird, denn Österreich hat im europäischen Vergleich eine niedrige Eigentumsquote, was besonders junge Menschen und Familien trifft, die auf der Suche nach Wohneigentum sind. Der RBSK Geschäftsführer spricht sich auch für die Anhebung der Sanierungsrate von 1,5 auf drei Prozent aus. "Revitalisierung von Wohnraum im Altbestand muss absolute Priorität für die künftige Bundesregierung haben. Das ist eine der nachhaltigsten Möglichkeiten, um Wohnraum zu schaffen, da Bodenversiegelung eingedämmt und die Energieeffizienz erhöht wird", so Vallant abschließend.

www.raiffeisen-wohnbau.at

www.bausparen.at

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