Ende letzter Woche ging in Villach der achte Kongress der heimischen E-Wirtschaft über die Bühne. Rund 700 Teilnehmer:innen folgten dem Ruf nach Kärnten, um sich über die aktuellen Entwicklungen der Branche auszutauschen und zu informieren. Im Rahmen der Eröffnung forderte Michael Strugl, Präsident von Oesterreichs Energie und CEO der Verbund AG, einen "rot-weiß-roten Schulterschluss und eine Versachlichung der Diskussion ohne ideologische Scheuklappen" zur Transformation des Energiesystems. "Die Ziele sind hoch ambitioniert, die Herausforderungen enorm. Ein Sonntagsspaziergang wird es sicher nicht, aber unmöglich ist es auch nicht", so Strugl. Er plädiert dafür, die Transformation in der nächsten Bundesregierung in einem Ressort mit gebündelten Kompetenzen zu managen. Die E-Wirtschaft, so ihr Präsident, sei bereit, Milliarden zu investieren, brauche dafür aber verlässliche Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit.
Los ging der Oesterreichs Energie Kongress 2024 am 18. September mit einem Dank des Bundespräsidenten und der Bundesregierung an die Einsatzkräfte und die tausenden Mitarbeiter:innen der Energiewirtschaft für ihren Einsatz während der Unwetter der vergangenen Tage. Diese Ereignisse machen deutlich, dass es nicht nur darum gehe, ein erneuerbares, sondern auch ein resilientes zukünftiges Energiesystem zu errichten, sagte Oesterreichs Energie Generalsekretärin Barbara Schmidt. "Die Ziele sind klar und auch die Mittel, die wir zu ihrer Erreichung einsetzen könnten, sind bekannt. Jetzt geht es darum, in die Gänge zu kommen. Dazu wollen wir mit unserem heurigen Energiekongress einen Beitrag leisten."
Bundespräsident fordert "Action"
"A little less conversation, a little more action please", brachte Alexander van der Bellen die aktuellen Herausforderungen zur Erreichung der Klimaneutralität mit einem Elvis Presley-Songtitel auf den Punkt. Der Bundespräsident plädierte in seiner Grußbotschaft für eine Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um den Ausbau erneuerbarer Energieträger zu beschleunigen.
Energieministerin Leonore Gewessler betonte, dass es bei einer so herausfordernden Aufgabe auch wichtig sei, die kleinen und großen Erfolge nicht aus dem Blick zu verlieren, etwa das Erneuerbaren-Ausbaupaket, das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz, der österreichische Netzintegrationsplan, die Einrichtung von Energiegemeinschaften und das starke Wachstum bei PV-Anlagen. Gewessler betonte, dass die Energiewende funktioniere, sie sei aber kein Selbstläufer. Dafür brauche es Menschen, die mutig sind und diese Themen angehen wollen. Die erfolgreichen Schritte, die bislang gesetzt wurden, wären ohne den Einsatz und die Expertise der Branche nicht möglich gewesen.
Strombedarf verdoppelt sich bis 2040
In einem klimaneutralen Österreich werde sich die Stromnachfrage den Expert:innen zufolge bis 2040 verdoppeln – die Leistung müsse sich daher verdreifachen. "Das ist eine gewaltige Herausforderung", sagt Michael Strugl. Es sei nichts weniger als ein kompletter Umbau des Energiesystems. Neben einem deutlichen Ausbau erneuerbarer Energiequellen brauche es dafür Versorgungssicherheit durch starke Netze, Speicher und Flexibilität. "Wir brauchen nicht nur mehr Leistung, wir brauchen steuerbare Leistung", so Strugl. Es werde daher Investitionen in Speicher, Pumpkraftwerke und auf Perspektive in Elektrolyseure brauchen. Die Investitionen dafür liegen demnach im Bereich von mehr als 100 Milliarden Euro. "Wir sind bereit, diese Mittel zu investieren", sagt der Präsident von Oesterreichs Energie. Dafür brauche es aber Planbarkeit und Investitionssicherheit.
Stromsystem 2040: wohin die Reise geht
Was es laut Oesterreichs Energie genau braucht, wurde im Rahmen des Kongresses mit der "Stromstrategie 2040" präsentiert. Mit dieser Modellierung wurde untersucht, ob der Strombedarf in Österreich bis 2040 auch in einem klimaneutralen Stromsystem sicher gedeckt werden kann. Ergebnis: ja, das sei grundsätzlich machbar. Allerdings müsse man einige Dinge in Zukunft anders machen. Zum einen gehe es um den richtigen Mix an Energietechnologien. Wasserkraft wird demnach auch in Zukunft das Rückgrat der österreichischen Stromversorgung bleiben, PV und – mehr als bisher – Wind müssten ausgebaut werden. Ebenfalls entscheidend sind den Expert:innen zufolge Flexibilitätsoptionen, sei es über Speicher, eine engere Integration in den europäischen Strommarkt oder Anreize für netzdienliches Verhalten.
Energiezukunft als Chance für den Wirtschafts- und Industriestandort
Die Transformation des Energiesystems, so Strugl, sei nicht nur alternativlos zur Erreichung der Klimaziele und für die Reduktion von Abhängigkeiten, sie sei auch eine "wirtschaftliche Chance". China ist zurzeit der größte Investor in erneuerbare Energie. Die USA ziehen mit ihrem Inflation Reduction Act (IRA) Investitionen in Green Tech an – mit einem Fördervolumen von 400 Milliarden US-Dollar. "Es gibt im Energiebereich hohe technische Kompetenz in Europa – das ermöglicht uns sehr gute Marktchancen. Wenn wir es richtig machen", so Strugl abschließend.
Fotos vom Kongress sehen Sie in der Galerie.
www.oesterreichsenergie.at
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