Das zweite Wohnrechtssymposium im Wiener Justizpalast fand – nach fünf Jahren, als Zusammenfassung der mehrfach unterjährig abgehaltenen Arbeitsgruppensitzungen – wieder statt. Den Auftakt bildete eine exklusive Führung durch das geschichtsträchtige Gebäude, bei der die Teilnehmer:innen von Andreas Grieb, Richter und Wohnrechtsexperte am LGZ Wien, sowie Clemens Lehmden, juristischer Mitarbeiter bei Conthaus, unter anderem über die historische Bedeutung dieses Gebäudes und den verheerenden Brand des Justizpalastes informiert wurden.
"Perspektiven der Wohnrechtsentwicklung"
Das Symposium wurde von Wolfgang und Eleonora Kahlig sowie Andreas Grieb ins Leben gerufen und versteht sich als Höhepunkt der regelmäßig stattfindenden Arbeitsgruppensitzung "Perspektiven der Wohnrechtsentwicklung", deren Manz-Publikationen bereits vorangegangen sind.
Wolfgang Kahlig, Gründer der Immobiliensoftware Conthaus und Erfinder der Kahlig-Notation, hat diese Methode erschaffen, um komplexe Rechtsstrukturen auch für Laien verständlich aufzubereiten. Die Kahlig-Notation spielt eine wichtige Rolle in der rechtlichen Aufklärung im Immobilienbereich.
In seiner Keynote beleuchtete Andreas Grieb aktuelle Themen rund um die Valorisierung und Indexierung von Mieten sowie deren Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft. Er verdeutlichte eindrucksvoll, wie diese Entwicklungen den Markt und die rechtlichen Rahmenbedingungen massiv verändern und beeinflussen.
Düsteres Bild der aktuellen Lage
Ein weiterer Höhepunkt war der Marktüberblick von Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in Wien. Pisecky zeichnete ein düsteres Bild der aktuellen Lage der Immobilienwirtschaft: Die Bautätigkeit in Wien ist stark rückläufig, und der Durchschnittspreis für Eigentumswohnungen liegt bei rund 7.000 Euro pro Quadratmeter. Ein Preis, der aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nur eine kleine Zielgruppe erreicht und für sehr viele nicht leistbar ist.
Seit dem zweiten Quartal 2022 sind Nachfrage und Transaktionen um über 50 Prozent gesunken. Zudem wird erwartet, dass die Bauwirtschaft 2025 das dritte Jahr in Folge negative Bilanzen schreiben wird. Pisecky kritisierte insbesondere die KIM-Verordnung, die Familien den Erwerb von Immobilien erheblich erschwert. Er forderte dringend politische Maßnahmen, um die Situation zu entschärfen. "Die Lage ist ernst, sehr ernst. Wir wollen arbeiten, aber wir brauchen rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die das ermöglichen und fördern", so Pisecky.
Zukünftige Ausrichtung
In weiteren Fachvorträgen ging Susanne Bock auf das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz ein, während der pensionierte Richter Alfred Popper humorvoll an die "guten alten Zeiten" der Hausmeister:innen erinnerte. Der Immobilieninvestor und "Immo-Mentor" Tom Urbanek erläuterte, woran viele Immobilienprojekte scheitern und welche Strategien erforderlich sind, um in der aktuellen Marktsituation erfolgreich zu sein.
Abschließend präsentierte Eleonora Kahlig, Organisatorin des Symposiums und Vorständin bei Conthaus, die zukünftige Ausrichtung der digitalen Kahlig-Notation. Sie betonte, dass diese vor allem Hausverwalter:innen eine erhebliche Erleichterung bei ihrer Arbeit biete.
Plattform für den Austausch
Das zweite Wohnrechtssymposium im Justizpalast bot eine Plattform für den Austausch zu den drängenden Fragen und Herausforderungen der Immobilienwirtschaft. Bis zum Stattfinden des nächsten Wohnrechtssymposiums laden die Initiator:innen zum Mitwirken bei der circa viermal im Jahr im Justizpalast und in der WKÖ stattfindenden Arbeitsgruppe "Perspektiven der Wohnrechtsentwicklung" ein.
LEADERSNET war beim Wohnrechtssymposium. Einen Eindruck können Sie sich hier machen.
www.contakt-edv.com
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