Kleine Sensation
Aktenfund im Jüdischen Museum Wien

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 05.08.2024

Bedeutender Fund von historischen Akten aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Bei Archivarbeiten im Jüdischen Museum Wien, einem Unternehmen der Wien Holding, wurde ein bedeutender Aktenfund gemacht: Historische Akten aus dem Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus der Zeit des Nationalsozialismus und der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden entdeckt – und sollen nun an die rechtmäßige Besitzerin zurückgegeben werden.

Bedeutender "Fremdbestand"

Im Zuge einer breit angelegten Digitalisierung von Archivbeständen des Jüdischen Museums Wien werden derzeit Forschungs- und Inventarisierungsarbeiten durchgeführt. So werden Aktenkonvolute geöffnet und die darin enthaltenen Dokumente und Schriftstücke erstmals einzeln erfasst. Diese Arbeiten werden zur Vorbereitung der museumseigenen Online-Sammlung gemacht, welche im Herbst dieses Jahres veröffentlicht werden wird, und haben schon mehrmals zu überraschenden Funden geführt.

Nun wurde ein bedeutender "Fremdbestand", Akten aus dem Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, entdeckt: "Die aufgefundenen Akten zeugen von der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik an der jüdischen Bevölkerung Wiens", so Museumsdirektorin Barbara Staudinger. "Sie erzählen aber auch von der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Situation der Displaced Persons. Damit ist ein weiterer Puzzlestein zur lückenlosen Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen, aber auch zum Neuanfang jüdischen Lebens in Österreich gefunden worden. Ich freue mich sehr, die Dokumente nun an die Israelitische Kultusgemeinde, mit der wir bereits Kontakt aufgenommen haben, zu restituieren."

Patientenbücher, Fluchtunterlagen und ein Totenbuch

In den neu gefundenen Akten finden sich etwa zwei Patientenbücher des Rothschild-Spitals aus den Jahren 1938/39. Das Spital der Israelitischen Kultusgemeinde war 1938-1943 das einzige Wiens gewesen, das Jüdinnen und Juden offenstand. Ebenfalls in den Aktenbündeln enthalten sind Fluchtunterlagen von Wiener Jüdinnen und Juden nach Kuba und die USA oder auch ein Totenbuch der Israelitischen Kultusgemeinde.

Ähnliche Funde wurden bereits in der Vergangenheit gemacht. Erst im Jahr 2000 war das nach 1945 geborgene Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde in einem Lagerraum im 15. Wiener Gemeindebezirk wieder aufgefunden worden. Die nun im Jüdischen Museum Wien entdeckten Akten gehören zu diesem Archiv. "Dieser Fund zeigt wieder einmal deutlich, wie wichtig historische Forschung auch innerhalb von Museen ist", ergänzt Barbara Staudinger. "Denn ohne diese wären die Akten wohl nie gefunden worden." 

www.jmw.at

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