"Im Zuge der Globalisierung hat die Bedeutung der Industrieländer im internationalen Handel deutlich abgenommen. Auch der Anteil der österreichischen Exporte an den weltweiten Importen hat sich gegenüber den frühen 2000er Jahren verringert", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: "Im Vergleich zu den USA oder vielen anderen EU-Mitgliedstaaten konnte sich Österreich jedoch besser behaupten. In den vergangenen zehn Jahren konnte der Weltmarktanteil sogar weitgehend stabil gehalten werden. Im ersten Quartal 2024 betrug der Anteil der österreichischen Exporte an den globalen Importen 0,94 Prozent und hat damit nach dem Tiefststand während der Corona-Pandemie wieder zum Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre aufgeschlossen."
Globalisierung ließ relative Bedeutung der Industrieländer sinken
Die Globalisierung habe dabei in den vergangenen Jahrzehnten den Welthandel grundlegend verändert. "Die Industrieländer, die im Jahr 2000 noch für rund 75 Prozent der weltweiten Exporte verantwortlich zeichneten, verloren massiv an relativer Bedeutung gegenüber den Schwellenländern, die sich immer stärker in die globalen Wertschöpfungsketten integrierten. Im Jahr 2023 betrug der Anteil der Warenexporte der Industrieländer nur noch 55 Prozent der globalen Importe. Im Gegenzug stieg der Anteil der Exporte aus den Schwellenländern von knapp über 25 Prozent im Jahr 2000 auf fast 45 Prozent im Jahr 2023", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Maßgeblichen Anteil daran habe die wirtschaftliche Öffnung der chinesischen Wirtschaft gehabt. Allein der Anteil der chinesischen Exporte an den weltweiten Importen stieg von 5,7 Prozent im Jahr 2000 auf 13,3 Prozent im Jahr 2023. Dagegen sank die Bedeutung der weltgrößten Wirtschaftsmacht USA im internationalen Handel rasant, von 13,1 Prozent auf nur noch 8,2 Prozent. Auch der Anteil der Exporte der heutigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union an den weltweiten Importen (gemessen ohne Handel zwischen den EU-Ländern) nahm in den vergangenen 25 Jahren deutlich ab. Mit einem Rückgang von 13,4 Prozent im Jahr 2000 auf 11,8 Prozent im Jahr 2023 fiel dieser jedoch geringer aus als jener der USA. Innerhalb der Europäischen Union zeigt sich bei allen großen Handelsnationen ein Rückgang der Marktanteile. Der Weltmarktanteil Deutschlands sank um über 20 Prozent. Noch stärker fielen die Einbußen Italiens (minus 29,3 Prozent) und vor allem Frankreichs mit 50,9 Prozent aus.
"Der Rückgang des österreichischen Weltmarktanteils vom Jahr 2000 bis heute fiel mit 17 Prozent im Vergleich zu anderen exportorientierten Industrieländern unterdurchschnittlich aus. Dies lag unter anderem daran, dass die österreichische Exportwirtschaft ihre Stellung in den Industrieländern sogar ausbauen konnte. In den dynamisch wachsenden Schwellenländern verlor sie jedoch Marktanteile", so Pudschedl.
Rückgang des österreichischen Weltmarktanteils zu erwarten
Sowohl auf kurze als auch auf lange Sicht steht die österreichische Exportwirtschaft vor großen Herausforderungen, um die starke Stellung im internationalen Handel halten zu können. Aus heutiger Sicht hat das Risiko eines Rückgangs des Weltmarktanteils der österreichischen Exporte in den kommenden Jahren jedenfalls klar zugenommen. "Für eine langfristig sinkende Bedeutung Österreichs im globalen Handel spricht zum einen das starke Wachstum der Schwellenländer, an dem die heimischen Exporteure nur unterdurchschnittlich partizipieren", meint Pudschedl und ergänzt: "Zum anderen scheint die heimische Wirtschaft in letzter Zeit an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben, was sich aktuell in einer schwächelnden Industrie- und Exportkonjunktur niederschlägt. Die hohen Lohnabschlüsse als Folge der hohen Inflation in Österreich belasten."
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