Insolvenzantrag gestellt
Heimischer Flugzeugspezialist legt Millionenpleite hin

| Tobias Seifried 
| 18.06.2024

Das 2010 gegründete Unternehmen häufte Gesamtpassiva von über sechs Millionen Euro an. Als Hauptgründe werden ein teurer Zukauf und der Ausfall von zugesagten Aufträgen angegeben.

Wie der KSV1870 und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Dienstag bekannt gaben, wurde über das Vermögen der Primus Aero GmbH mit Sitz in Feldkirchen beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. 

Das 2010 gegründete Unternehmen war ursprünglich im Bereich Management und Verwaltung von Flugzeugen tätig, wie beispielsweise die Zertifizierung für Privatjets. Aktuell wird jedoch der größte Teil des Umsatzes (rund zwei Drittel) durch den Handel mit Flugzeugersatzteilen erwirtschaftet. Die insolvente Gesellschaft ist den Kreditschützern zufolge an der Primus Aero US Inc. mit Sitz in Miami und der Austrian Air Craft Cooperation in Feldkirchen bei Graz mit je 100 Prozent beteiligt.

Die Gesamtpassiva werden mit etwas über sechs Millionen Euro beziffert, das verteilbare Massevermögen wird laut AKV mit knapp 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Der KSV1870 spricht von Aktiva in Höhe von 2,02 Millionen Euro (Liquidationswert). Von der Pleite sind 20 Dienstnehmer:innen und rund 168 Gläubiger:innen betroffen. 

Ursachen für die Pleite

Gründe für die Insolvenz gibt es der Primus Aero GmbH zufolge mehrere. So wurde im Oktober 2022 die AAC GmbH zu einem Kaufpreis von 3,3 Millionen Euro erworben. Die zum Vertragsabschluss fällige Anzahlung in Höhe von 800.000 Euro wurde aus kurzfristigen Betriebsmitteln finanziert, die geplante Refinanzierung über einen Abstattungskredit konnte schließlich jedoch nicht umgesetzt werden. Im selben Jahr wurden die eigenen Strukturen vergrößert, um mit den kommunizierten Wachstumsplänen des größten Kunden mithalten zu können, welche die Übernahme einer Airline sowie die "Einflottung" von zusätzlich fünf Embraer 190 Jets vorsahen. Tatsächlich wurden diese Wachstumspläne jedoch nicht wie geplant realisiert, wodurch die nun insolvente Gesellschaft auch die zugesagten Aufträge im Zusammenhang mit der Betreuung der vergrößerten Flotte entgingen. Die mit dem Umzug und den vergrößerten Strukturen verbunden Ausgaben führten schließlich zu Engpässen im Cashflow. Trotz intensiver Bemühungen konnte die notwendige Liquidität nicht mehr gewährleistet werden, was nun zum Insolvenzantrag führte.

Sanierungsplan

Trotz der finanziellen Probleme strebt die Primus Aero GmbH eine Fortführung an. Beabsichtigt ist, den Gläubiger:innen einen Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent anzubieten. Die Finanzierung des Sanierungsplans soll aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erfolgen. Es sollen ausreichende Aufträge zur Gewährleistung der Liquidität vorhanden sein. "Der Insolvenzverwalter wird nunmehr zu prüfen haben, ob eine Fortführung im Interesse der Gläubiger liegt und der vorgelegte Sanierungsplan eingehalten werden kann", so Brigitte Peißl-Schickmair, Leiterin Insolvenz Graz beim KSV1870.

www.ksv.at

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