Einmal im Jahr gibt das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) bekannt, wie viel Manager:innen in Österreich verdienen. In diesem Jahr geschieht das bereits zum 43. Mal. Für die Erstellung der aktuellen WdF-Einkommensstudie wurden die Angaben von 528 Führungskräften aus der ersten und zweiten Führungsebene durch das Marktforschungsinstitut Triconsult gesammelt und ausgewertet.
Fachkräftemangel zentrales Thema
Aktuell haben heimische Führungskräfte mehrere Herausforderungen zu meistern. Laut der Umfrage ist die Suche nach neuen Mitarbeiter:innen nach wie vor größtes Thema im Arbeitsalltag der Manager:innen. Gefolgt von Themen wie Inflation, Energiekosten und dem Wegfall von Absatzmärkten. Diese Verantwortung zu tragen und ihr gerecht zu werden, sei in den vergangenen Jahren und Monaten – geprägt durch zahlreiche Krisen und zunehmenden Druck von außen stetig schwieriger geworden, schlussfolgert das WdF.
Gesamteinkommen
Machen sich die höheren Anforderungen am Lohnzettel der heimischen Manager:innen bemerkbar? Aus der WdF-Einkommensstudie geht Folgendes hervor: Während das Jahreseinkommen der Führungskräfte der ersten Führungsebene im Jahresabstand um 4,2 Prozent auf 266.000 Euro gestiegen ist (nach zuletzt 1,7 Prozent), erreicht die zweite Ebene ein Jahresgesamteinkommen von 163.700 Euro, um fünf Prozent mehr als 2022. Inflationsbereinigt sind das für die zweite Führungsebene minus 2,6 Prozent, für die erste Führungsebene minus 3,3 Prozent.
Netto verdienen die Top-Manager:innen im Schnitt der hier berücksichtigten 385 Befragten 130.800 Euro, die der zweiten Führungsebene 85.200 Euro. Im Vergleich dazu betrug das Jahresdurchschnittsgehalt laut Statistik Austria von Angestellten im Jahr davor (2022) 57.000 Euro brutto und das von Beamt:innen 65.700 Euro. "In der langjährigen Beobachtung bedeutet das für die erste Führungsebene den dritten deutlichen Einschnitt und damit eine der auffälligsten Einkommensreduktionen der letzten 40 Jahre. Die Führungskräfte fallen damit auf das Kaufkraftniveau des Jahres 2017 zurück", sagt WdF-Bundesvorsitzender Andreas Zakostelsky.
Inflationsbereinigtes Gesamteinkommen
Das Gesamteinkommen der Manager:innen der ersten Führungsebene setzt sich den Studienautor:innen zufolge aus einem geringfügig gestiegenen Grundgehalt (von 185.200 Euro auf 191.000 brutto) und den variablen Bestandteilen zusammen, die sich im Schnitt auf 75.000 Euro brutto belaufen. 61 Prozent der Führungskräfte, die einen variablen Gehaltsbestandteil bezogen, erhielten demnach im Schnitt 62.700 Euro. Weitere 23 Prozent erhielten zusätzliche Geldleistungen, die dabei im Schnitt 55.700 Euro ausmachten.
Größte Herausforderungen um Jahr 2023
Es sei gut, dass es die Erhebung des WdF gibt, da sie einmal mehr klar aufzeigte, wie viel Führungskräfte in Österreich tatsächlich verdienen, sagt IV Generalsekretär Christoph Neumayer. "In Österreich herrscht oft das Narrativ, das gerne seitens der Arbeitnehmervertreter:innen und gestreut wird: Manager:innen verdienen zu viel und lassen nur andere für sich arbeiten. Diese Verantwortung zu tragen und ihr gerecht zu werden, ist in den vergangenen Jahren und Monaten – geprägt durch zahlreiche Krisen und zunehmenden Druck von außen stetig schwieriger geworden", so Neumayer.
Die Rahmenbedingungen würden eine große Herausforderung für die Führungskräfte darstellen. Strukturelle Unterschiede wie Ausbildung, Arbeitsaufwand, Tätigkeitsfeld oder Verantwortung spielten jedoch keine Rolle, hält das Wirtschaftsforum der Führungskräfte fest. Dabei würden Manager:innen tagtäglich weitreichende Entscheidungen, die langfristige Folgen für ihre Mitarbeiter:innen und Unternehmen haben, treffen. Vor diesem Hintergrund sei es interessant zu beobachten, dass die Zielerreichung und der Gewinn nach wie vor Basis für die variablen Gehaltsbestandteile sind – die angesprochene Verantwortung sei also direkt eingepreist in das Gehalt der Manager:innen. Laut WdF sei es also weiterhin in erster Linie wichtig, das Unternehmen sicher durch die Krisen zu steuern, der Gewinn lege an Bedeutung aber wieder zu.
Christoph Neumayer dazu: "Hauptkriterien für die Bezahlung erfolgsabhängiger Zahlungen sind hier Gewinn und neuerlich Zielerreichung. Es ist also weiterhin in erster Linie wichtig, das Unternehmen sicher durch die Krisen zu steuern, der Gewinn legt an Bedeutung aber wieder zu."
Schwerpunkt 2024: Junge Führungskräfte
Wie eingangs erwähnt, umfasst die Studie in diesem Jahr erstmals eine Einkommenserhebung von jungen österreichischen Führungskräften. Zudem zeigt sie, was diese derzeit am stärksten bewegt. Demnach sehen die jüngeren Führungskräfte bei der Personalsuche eine deutlich höhere Herausforderung. Zudem seien sie beim Wegfall von Absatzmärkten deutlich betroffener.
Im Bereich der Arbeitsorganisation sind es laut der 43. WdF-Einkommensstudie Flexibilität, das Angebot an Weiterbildung und nicht zuletzt eine betriebliche Altersvorsorge, die von den jüngeren Führungskräften gewünscht werden. Diese Anforderungen würden die erfahrenen Mananger:innen erheblich unterschätzen. Dafür erwarteten sie deutlich öfter den Wunsch nach Teilzeit, der aber für die Betroffenen kaum ein Thema sei.
Junge Führungskräfte wollen deutlich über dem Schnitt entlohnt werden, wenn sie sich für eine:n Arbeitgeber:in entscheiden sollen. Ein Auto zur Privatnutzung, Boni oder Anteile, variable Gehaltsbestandteile und gestütztes Kantinenessen sind weitere Forderungen. Stundenreduktion bei vollem Lohnausgleich oder zusätzliche Urlaubstage als Gratifikation hingegen vermuten die erfahrenen Manager:innen deutlich stärker als der Nachwuchs das haben möchte.
- Was ist wichtig für junge Manager:innen?
Hier habe die Befragung einige überraschende Ergebnisse gezeigt – so gehe es nicht darum, weniger zu arbeiten, sondern um mehr Flexibilität. Die "Jungen" wünschten sich in erster Linie einen Arbeitgeber, der qualitativ hochwertige Produkte/Dienstleistungen anbiete, nachhaltig agiere und als innovatives und wachstumsstarkes Unternehmen gelte. Auch Internationalität des Unternehmens und positive Berichterstattung seien für den Nachwuchs überproportional wichtig.
Hier gebe es offenbar ein Missverständnis zwischen den Generationen, denn die "Erfahrenen" vermuten bei den "Jungen" in erster Linie den Wunsch nach Nachhaltigkeit und Bekanntheit als guter Arbeitgeber und deutlich weniger oft den Ruf nach qualitativen Produkten und Innovationskraft, noch viel weniger aber das Verlangen nach Wachstumsstärke und Internationalität.
www.wdf.at
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