LEADERSNET: Wieso planen Sie die Expansion nach Österreich?
Philipp Erik Breitenfeld: Das Bewusstsein über unsere ökonomische Herkunft und unseren Wohlstand hat sich verändert. Egal, ob in Deutschland oder Österreich. Unsere Sozialsysteme basieren auf der klassischen Demografiepyramide. Das alles stirbt gerade mit der Logik, dass dieser Aufbau heute gewissermaßen ein Kelch ist. Deutschland ist 2030 die zweitälteste Nation nach Japan. Das heißt, wir benötigen neue Mitarbeiter:innen, damit der Wohlstand, Erfolg und Wachstum der Marktwirtschaft nicht weiter bröckeln. Und selbiges trifft auf Österreich zu.
LEADERSNET: Welchen Unterschied zum deutschen Markt stellen Sie in Österreich fest?
Breitenfeld: Österreich blickt auf eine lange Geschichte der Integration zurück. Hierzulande waren ausländische Arbeitskräfte schon lange vor der EU gängig. Ich spüre einfach, dass ich hier auf mehr Offenheit gegenüber Personal aus Osteuropa treffe.
LEADERSNET: Sie möchten dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Wie gehen Sie den Plan an?
Breitenfeld: Ich bin überzeugt, dass wir in unserem Mindset eine Kehrtwende machen müssen, denn in Europa haben wir das Schönste, was es gibt: die freie Arbeitsplatzwahl. Und deswegen sind wir hier. Menschen können dort leben, wo sie Arbeit finden, sich wohlfühlen und ihre Familie ernähren können. In den vergangenen elf Jahren hat meine Firma über 7.000 Menschen aus Osteuropa nachhaltig in den Facharbeitermarkt integriert. Und diese deutsche Erfolgsgeschichte möchten wir nun in Österreich weiterführen.
LEADERSNET: Welche Ziele verfolgen Sie hierzulande? Welche Visionen haben sie für Österreich?
Breitenfeld: Wir möchten nachhaltig Fachkräfte nach Österreich holen, die Steuern und Versicherungen zahlen, deren Kinder Ausbildungen wahrnehmen und die mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Und gleichzeitig wollen wir diese Hoffnungslosigkeit der Unternehmer beenden. Es gibt Chancen, wenn man sein Herz öffnet. Europa ist mehr als das, was wir aus den Medien kennen. Es ist eine Möglichkeit, Facharbeiter:innen aus dazugehörigen Ländern zu finden – auch für Österreich. Unternehmen, die heutzutage kein Auslands-Recruiting betreiben, werden angesichts der aktuellen Marktlage die Geschichte nicht überleben.
LEADERSNET: Gibt es europaweit vergleichbare Dienstleistungen? Womit grenzen Sie sich ab?
Breitenfeld: Uns geht es um die Arbeitskraft, nicht um Zahlen. Die Menschen müssen einfach verstehen, dass die Zukunft ihres eigenen Wohlstands von der Empathie gegenüber Personen mit anderer Herkunft abhängig ist. Deswegen habe ich damals Humanus gegründet. Für mich ist es kein Widerspruch, Menschen gut zu behandeln, sie fair zu bezahlen und trotzdem selbst Geld zu verdienen. Eine Win-Win-Situation für alle also.
LEADERSNET: Haben Sie ein spezielles Angebot für ihre Kund:innen?
Breitenfeld: Wir bilden unsere Fachkräfte ein ganzes Jahr aus, bis sie von den Kund:innen übernommen werden. Auf der Arbeiter:innenseite helfen wir bei der Integration, sprich unterstützen sie beim Wohnungsfinden und bei den Behördengängen, sodass sich die Personen auf das Lernen der Sprache und ihre Arbeit konzentrieren können. Außerdem bieten wir Qualifikationsschulungen an und Hilfe beim Kindernachzug – ein in sich geschlossenes System eben, das auf Empathie beruht und an die Arbeitnehmer:innen denkt.
www.humanus.de
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