"Über vier Millionen Euro gehen an regionale Unternehmen"

Tennislegende Antonitsch im Interview über seinen Job als Turnierdirektor in Kitzbühel, Sportsponsoring und seine Herzensangelegenheit Schulsport.

Alexander "Alex" Antonitsch ist einer der erfolgreichsten Tennisspieler, die Österreich je hervor gebracht hat. Der gebürtige Villacher bildete mit Thomas Muster und Horst Skoff in den 80er und 90er Jahren das Triumvirat des heimischen Tennissports. Heute setzt sich der sympathische Kärntner verstärkt für die Nachwuchsförderung ein. Seit 2011 ist er zudem Turnierdirektor des traditionsreichen ATP-Turniers in Kitzbühel, das unter seiner Federführung wieder zum früheren Glanz gefunden hat. leadersnet.at hat sich mit Antonitsch über Kreativität in Sachen Marketing, das österreichische Davis Cup-Team und den Mythos Kitzbühel unterhalten.

leadersnet.at: Sie haben das Turnier in Kitzbühel aus allen Blickwinkeln erlebt: als Spieler und seit letztem Jahr als Turnierdirektor. Für bet-at-home sind Sie sogar im Schottenrock aufgetreten. Was bedeutet Sponsoring und Marketing in Ihrem Engagement?

Antonitsch: Ich war sogar schon als Zwölfjähriger mit dem Kärntner Tennisverband vor Ort. Das war ein wirklich prägendes Erlebnis für mich. Ich konnte den Stars das erste Mal live und aus nächster Nähe bei der Arbeit zusehen. Deswegen ist einer meiner Ansätze auch der, dass das Turnier in erster Linie für den Tennisfan und die Tennisfamily da sein muss. Aber Tennis alleine reicht natürlich nicht. Das hat schon zu den besten Zeiten nicht gereicht, geschweige denn heute. Die ganzen Events drum herum, das Kitzbühler Nachtleben, Almrausch,  Jahrmarkt usw. waren immer schon ganz wichtig. Ich finde es wäre ein Wahnsinn, wenn wir alles was Kitzbühel zu bieten hat, nicht nutzen würden. Wir sehen alle Sponsoren als Partner und es gibt keinen zu dem wir nicht eine persönliche Verbindung haben. Und das beschränkt sich nicht nur auf die Zeit während des Turniers. Wir pflegen den Kontakt zu unseren Partnern das ganze Jahr über und sind immer darum bemüht das beste Ergebnis für alle zu erzielen. Nur so können wir langfristig erfolgreich sein.

leadersnet.at: Kitzbühel ist im Skisport als das größte Event weltbekannt, aber es beheimatet auch das größte Sandplatz Turnier Österreichs. Was bedeutet der Mythos Kitzbühel für den Tennissport?

Antonitsch: Nächstes Jahr findet das Turnier zum 70. Mal statt. Es ist ein absolutes Muss für den österreichischen Tennissport. Und das Schöne ist, dass jetzt wirklich alle an einem Strang ziehen, was leider nicht immer so war. Es hat auch einen Schritt zurück zu den Wurzeln des Turniers gegeben – es wird jetzt nämlich wieder vom Kitzbühler Tennisclub veranstaltet.

leadersnet.at: Was bringt das ATP Tennisturnier an wirtschaftlichem Nutzen für den Austragungsort? Wie steht es um die Umwegrentabilität?

Antonitsch: Wir haben gemeinsam mit Professor Roland Bässler von der Uni Wien eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Es ist herausgekommen, dass über vier Millionen Euro durch unsere Besucher und die Aufträge von Turnierseite an regionale Unternehmen gehen.

leadersnet.at: Welche Kooperationen sind erforderlich, um so ein bedeutendes Turnier in Österreich auf die Beine stellen zu können?

Antonitsch: Jetzt alle aufzuzählen, würde wohl den Rahmen sprengen. Aber ganz wichtig sind natürlich unser Partner Octagon, der die Lizenz nach Kitzbühel gebracht hat und Titelsponsor bet at home. Dass ein Tennisclub so einen Event stemmt, ist auch nicht alltäglich. Aber für mich macht genau das einen Teil des besonderen Flairs von Kitzbühel aus. Erwähnen möchte ich auch Herbert Günther und Markus Bodner, die beiden Hauptverantwortlichen, die auch selbst das ganze Risiko tragen. Solche Leute gibt es in Österreich leider viel zu selten.

leadersnet.at: Heuer gibt es erstmalig eine Kooperation mit Eurosport wie stark wird dadurch der Medienwert gesteigert?

Antonitsch: Darauf sind wir mächtig stolz. Eurosport ist ja der Tennissender Nummer 1 und es ist keine Selbstverständlichkeit für ein ATP World Tour 250-Turnier Liveübertragungen zu bekommen. Sehr wichtig ist aber natürlich auch der ORF. Erstens werden jeden Tag drei Matches auf Sportplus live übertragen und zudem produziert der ORF das Turnier. Und diese Produktion wird ja heuer in über 100 Länder ausgetrahlt.

leadersnet.at: In Zeiten der Wirtschaftskrise ist ja auch das Sponsoring im Fokus. Ist daher im Sportsponsoring eine besondere Kreativität gefragt bzw. sind immer Unsummen nötig um als Unternehmen effektives Sportsponsoring zu machen?

Antonitsch: Kreativität sollte eigentlich immer gefragt sein. Wir bemühen uns natürlich für unsere Partner die richtigen Pakete zu schnüren, was uns wirklich sehr gut gelingt. Sehr wichtig ist es zum Beispiel mit unseren lokalen Partnern wie z. B. der Eurotours auch attraktive Kitzbühel-Pakete zu schnüren, um auch die Vorzüge der Region richtig darzustellen. Unsummen sind eigentlich nicht nötig um effektives Sponsoring zu betreiben.

leadersnet.at: Welchen Stellenwert hat das Rahmenprogramm? Was wird in diesem Jahr geboten?

Antonitsch: Es gibt natürlich wieder die erfolgreichen Thementage, wie den Kids-Day, den Ladies-Day oder den Facebook-Day. Wir möchten auch gerne das gastronomische Angebot erweitern und es wird wieder zahlreiche Gewinnspiele geben. Auch das Spiel des Lebens und das Fan Practice, welches unglaublich gut angenommen wurde, stehen wieder auf dem Programm. Derzeit verhandeln wir mit einigen Bands, die für gute Stimmung sorgen sollen. Ansonsten stehen natürlich das Almrauschfest, zahlreiche Turniere für Hobbyspieler, die Spielerparty im Kempinsky und am Finaltag der Jahrmarkt am Programm.

leadersnet.at: Wie haben sich die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren entwickelt?  Mit wie vielen Zusehern rechnen sie heuer?

Antonitsch: Wir hatten letztes Jahr bereits über 30.000 Zuseher und hoffen natürlich, dass diese Zahl heuer getopt wird.

leadersnet.at: Wie erlebt einer, der mit seinen Davis Cup Erfolgen zum großen Tennisboom in Österreich beigetragen hat, das Ausscheiden des österreichischen Davis Cup Teams gegen einen eher exotisch anmutenden Gegner?

Antonitsch: Verlieren kann man immer. Das macht ja auch unseren Sport so interessant. Aber die Art und Weise, wie die Niederlage zustande gekommen ist, hat wohl niemand verstanden. Ehrlich gesagt, auch ich nicht. Aber die wahren Abenteuer sind im Kopf.

leadersnet.at: Was macht Ihnen in Ihrem Engagement für den österreichischen Tennissport besondere Freude, was liegt Ihnen am Herzen?

Antonitsch: Mir liegt vor allem am Herzen, dass sich unsere Kinder wieder mehr bewegen. Deswegen muss es auch täglich Sport in der Schule geben. Wenn uns das gelingt, dann wird automatisch jede Sportart davon profitieren. Nur 28 Prozent der unter 15-jährigen betreiben Sport. Das ist eigentlich ein Wahnsinn.

www.bet-at-home-cup.com

Austrian Open bet-at-home Cup in Kitzbühel

Termin:  28. Juli bis 3. August 2013
Preisgeld: 461.000 Euro
Belag: Sand
Kategorie: ATP World Tour 250
Bewerbe: Einzel und Doppel
Veranstalter: Kitzbühler Tennisclub
Seehöhe: 762 Meter
Bisherige Sieger: Adriano Panatta (1975); Guillermo Villas (1977, 1980, 1982, 1983); Emilio Sanchez (1987, 1989), Karel Novacek (1991); Pete Sampras (1992); Thomas Muster (1993); Goran Ivanisevic (1994); Albert Costa (1995, 1998, 1999); Guillermo Garcia-Lopez (2009); Robin Haase (2011, 2012).

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Termin:  28. Juli bis 3. August 2013
Preisgeld: 461.000 Euro
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Kategorie: ATP World Tour 250
Bewerbe: Einzel und Doppel
Veranstalter: Kitzbühler Tennisclub
Seehöhe: 762 Meter
Bisherige Sieger: Adriano Panatta (1975); Guillermo Villas (1977, 1980, 1982, 1983); Emilio Sanchez (1987, 1989), Karel Novacek (1991); Pete Sampras (1992); Thomas Muster (1993); Goran Ivanisevic (1994); Albert Costa (1995, 1998, 1999); Guillermo Garcia-Lopez (2009); Robin Haase (2011, 2012).

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