Fotos 7. Technologieforum
"Gute Daten erhält man nur aus der realen Welt"

Beim siebten Deutsch-Österreichischen Technologieforum in Wien sprach ein Top-Forscher über KI als Impuls der Transformation. Expert:innen diskutierten u.a. über menschenzentrierte KI und die Herausforderungen für die Industrie. Zudem gab es praxisnahe Einblicke von den CEOs von Siemens und msg Plaut.

Am 13. und 14. März fand im Novotel Wien Hauptbahnhof das siebte Deutsch-Österreichische Technologieforum, welches von der Deutschen Handelskammer (DHK) in Österreich in Kooperation mit Fraunhofer Austria organisiert wurde, statt - am Vorabend gab es eine Dinner Night. Da Investitionen in erneuerbare Energien und Technologien entscheidend für die Zukunft sind, lautete der Titel des Forums: "Erneuerung.Wandel.Innovation". Der inhaltliche Bogen spannte sich von erneuerbaren Energien bis zu Künstlicher Intelligenz (KI).

Den 150 Gästen wurde einiges geboten

Am Podium referierten hochkarätige Branchenvertreter:innen von Beckhoff Automation über Siemens, die INNIO Group bis zu AccuPower und LEAG. Rund 150 Gäste verfolgten die Vorträge, Podiumsdiskussionen luden zur aktiven Teilnahme ein. Die Moderation übernahm wie bereits in den letzten Jahren Wilfried Sihn, Senior Advisor bei Fraunhofer Austria Research. 

Auch Vito Cecere, deutscher Botschafter in Österreich, sah den breiten Einsatz von KI in der Industrie als Riesenchance für Europa. Beim anschließenden Warm-up luden Georg Krause, Geschäftsführer von msg Plaut Austria und Patricia Neumann, Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich, ein, sich mit dem Thema Digitaler Humanismus zu beschäftigen und die Möglichkeiten zur Entwicklung und Entfaltung zu nutzen. Krause stellte dazu sein kürzlich erschienenes Buch "Digitaler Humanismus als Grundstein für digitalen Erfolg in Europa?" vor.

KI ist mannigfaltig

Kein Wunder, dass Künstlicher Intelligenz auch das Thema der Eröffnungs-Keynote von Antonio Krüger, CEO und wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), war. Unter dem Titel "Europäische KI – Impulse der Transformation" erläuterte der Wissenschaftler die Rolle von KI als transformative Technologie, wie die Wirtschaft davon profitieren kann und ging auf den kürzlich verabschiedeten EU AI Act ein. "Es ist notwendig zu regulieren, um durch KI einzuschränken und Innovation möglich zu machen." Gesetzte Regulierungen dürfen keine Innovationen abwürgen. Das DFKI erforsche KI bereits seit über 30 Jahren in einer Public-Private-Partnership und stehe in enger Kooperation mit der Industrie. "Gute Daten erhält man nur aus der realen Welt", erklärte Krüger. Das DFKI entwickelt Demonstratoren und ist Partner von der Vorentwicklung bis zum Prototypen, häufig wird der Transfer in tatsächliche Produktlinien betreut. "Das DFKI schreibt sich menschzentrierte künstliche Intelligenz auf die Fahnen", so Krüger. Im Durchschnitt laufen beim DFKI 350 bis 400 Projekte, was dem großen Potenzial der KI in ganz unterschiedlichen Branchen entspreche.

"Die Industrie kann mit KI im Endeffekt der große Winner sein, wenn die Grundlagen richtig gelegt sind", wertete Sabine Hesse, Geschäftsführerin des Fachverbands Metalltechnische Industrie bei der anschließenden Podiumsrunde. Dafür brauche es Sicherheit, sprach auch sie den AI Act an. Beate El-Chichakli, Leiterin der Abteilung Grundsatzangelegenheiten & Forschungseinrichtungen am BMK, verwies auf die Verschlankung der Bürokratie und Entlastung der Mitarbeiter:innen durch Künstliche Intelligenz. Mit KI lasse sich nicht nur menschliches Fehlverhalten reduzieren, sie könne auch Voraussagen treffen und Prozesse optimieren – dringend notwendig hinsichtlich Klimawandel. Bei einer Dialogrunde hob Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie und CEO der Knill Energy Gruppe, hervor, dass die Industrie als Verbündeter und Umsetzer in der Klimafrage geachtet werden müsse, nicht als Feind, wie es so oft passiert.

KI als Zukunftsbild

Harald Pflanzl, Vizepräsident der DHK in Österreich und Senior Vice President BASF EMEA South East, ergänzte, dass die Transformation nur von starken und wettbewerbsfähigen Unternehmen gestemmt werden könne und berichtete von einer technologischen Sensation. BASF verfügt über den Hochleistungsrechner Quriosity mit einer Rechenleistung von rund 50.000 Laptops. Damit sei BASF ziemlich allein, die Recheninfrastruktur fehle in der europäischen Wirtschaft noch. Allerdings gebe es in der Forschung laut Krüger den Trend, von Riesenparameter-Modellen, die große Rechenleistung erfordern, abzukommen. Es stelle sich immer die Frage, ob ein 500 Milliarden Parametermodell wirklich benötigt wird. Großes Potenzial für KI ortete er im Robotikbereich. Dazu berichtete Thomas Morscher, Entwicklungsleiter Robotic bei Beckhoff Automation, vom Baukastensystem ATRO, mit dem individuell und flexibel Roboterstrukturen für unterschiedliche Apps zusammengestellt werden können und der Automatisierungssuite TwinCAT, die nahezu jedes PC-basierte System in eine Echtzeitsteuerung mit mehreren SPS-, NC-, CNC- und/oder Robotik-Laufzeitsystemen verwandelt.

Transformation dringend notwendig

Michael Freyny, Leiter des Geschäftsbereichs Digital Industries bei Siemens Österreich, sprach zwei Faktoren an, die es zu beachten gilt: die Kollaboration sowie die Geschwindigkeit in der Anpassung. "KI ergibt neue Partnerschaften. Man muss erkennen, welches Unternehmen, auch wenn es ein Konkurrent ist, hohe Kompetenzen hat und diese nutzen." Einen Wandel brauche es auch im Energiesystem. "Ein Festhalten an Bestehendem reicht nicht für nachhaltige Versorgungssicherheit", so Andreas Kunz, CTO bei INNIO Jenbacher. Nötig seien etwa hochflexible, schnellstartende und wasserstofffähige KWK-Kraftwerke, um Energiespitzen zu decken und Micro Grids, denn Windenergie und PV allein könnten diesen Anforderungen aufgrund ihrer Volatilität nicht entsprechen.

Moritz Minarik, CEO von AccuPower, nannte mit Lithium-Eisenphosphat und Natron-Ionen etwa Alternativen im Akkuwesen, die den Anforderungen vor allem im Brandschutz entsprechen und berichtete vom Lademedium Accommodation Extender. Akkus sprach auch Thorsten Kramer, CEO von Lausitz Energie, mit dem Strukturwandelprojekt GigawattFactory an, das u.a. Deutschlands größten Batteriepark schaffen wird. Mit dem unbemannten Hubschrauber Camcopter S 100, der im maritimen Bereich auch mit Sensoren und Kameras Vermessungen und Analysen z.B. der Meeresoberfläche oder Schiffabgase übernimmt, zeigte Uwe Hensel von Schiebel Elektronische Geräte, einen weiteren KI-Einsatz auf.

Wunsch an KI

Zum Abschluss des siebten Technologieforums nannte Antonio Krüger seinen Wunsch an KI. Er freue sich auf persönliche Bildungsassistenten, die mit personalisierten Plänen lebenslanges Lernen auf eine relativ effiziente und niederschwellige Art ermöglichen und damit Bildung in alle Regionen der Welt bringen werden – was garantiert kommen wird, ist er sich sicher.

LEADERSNET war bei der Veranstaltung. Fotos sehen Sie hier (Forum) und hier (Dinner Night).

www.oesterreich.ahk.de

www.fraunhofer.at

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