Ekrem Yalcindag zählt zu den renommiertesten türkischen Künstlern der Gegenwart und widmet die Ausstellung seinem engen Freund Hermann Nitsch (1938 – 2022). Dieser schrieb über ihn: "sa ist eben ein richtiger künstler zwischen orient und okzident am werk, der in berlin, frankfurt, istanbul und wien arbeitet. er hat die kraft und die größe verschiedene kulturen zu bewältigen und zu verbinden. seine arbeit ist nirgendwo ein fremdkörper, sie ist vielleicht ein ausdruck eines neuen weltbewusstseins.“
"was er macht, entspricht einem ritual"
Die von Professor Dr. Robert Fleck kuratierte Ausstellung Ekrem Yalcindag – Seeing the World Anew umfasst mehr als 70 Werke aus den aktuellen Werkgruppen des Künstlers. Die außergewöhnlichen Oberfächen seiner Bilder entfalten in den lichterfüllten Ausstellungsräumen eine einmalige Wirkung. Seine Gemälde bestehen aus mosaikartigen Netzen aus kleinen, abstrahierten Blütenformen, welche die kompletten Bildflächen füllen. Die reliefartige Oberfläche entsteht, indem der Künstler Ölfarbe mit einem Miniaturpinsel millimeterdick aufträgt und feine Linien stehen lässt. "Höhen und Tiefen wechseln sich ab wie nie in der westlichen Malereitradition“, so Robert Fleck. Für das Malen eines einzigen Bildes, das nicht nur visuelle, sondern auch taktile Reize entfaltet, benötigt der Künstler mehrere Wochen. Daher schreibt Hermann Nitsch über Ekrem Yalcindags Kunst: „sein ganzes unternehmen hat einen rituellen aufbau. was er macht, entspricht einem ritual."
Formate bis zu 4 x 7 Metern
Ekrem Yalcindag im Studio Istanbul | Courtesy Kai Middendorff Galerie, Frankfurt, © Kai Middendorff
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Arbeiten aus der jüngsten Werkserie NATURES, die hier erstmals überhaupt ausgestellt werden. Sie sind im Oevre des Künstlers einem Quantensprung vergleichbar, denn durch die Ergänzung mit Holz- und Siebdruck sind nun Formate bis zu 4 x 7 Metern möglich. Bis 1. August ist die Ausstellung im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen.
Yalcindag verwendet einfache Holzbretter und druckt deren Maserung als all-over auf die Leinwand. Diese Spuren des Lebens und Wachsens korrespondieren mit dem feinen Liniennetz seiner Malerei, die sich bei diesen Werken komprimiert in den Kreisformen findet. Über die Holzdruckpartien druckt Yalcindag mittels Siebdruck große Pflanzenmotive, womit er Andy Warhol, der diese Technik seit den 1960er Jahren einsetzte, seine Ehre erweist. Statt ‚Ikonen‘ der westlichen Konsum- und Medienwelt verteilt Yalcindag große Pflanzenmotive frei über die Bildfläche. Wie Warhol (oder auch Nitsch) verzichtet Yalcindag in seiner Kunst stets auf einen konventionellen, europäisch-westlichen Malduktus (hervorgebracht durch Farbe und Pinsel) zugunsten einer überindividuellen und damit grundlegenden Prinzipien sichtbar machenden Bildsprache. Bei Yalcindag ist es seit jeher eine Auseinandersetzung mit der Bildkultur des Ornamentalen.
Zum Künstler:
Ekrem Yalcindag (*1964 in Gölbasi, Türkei) studierte ab 1985 Kunst an der Dokuz Eylül Universität in Izmir. 1994 zog der junge Künstler nach Deutschland, um an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle und Hermann Nitsch seine Studien fortzusetzen. 1999 nahm Nitsch Ekrem Yalcindag als Meisterschüler an. Yalcindags Werke wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und befinden sich in bedeutenden Sammlungen wie z. B. dem Kunstmuseum Stuttgart, dem Istanbul Modern, dem Zürcher Museum Haus Konstruktiv, der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Sammlung Goetz in München, der Arthena Foundation in Düsseldorf oder der Borusan Collection in Istanbul. Ekrem Yalcindag lebt und arbeitet in Istanbul und Frankfurt.
Ausstellungsort:
Bank Austria Kunstforum Wien
Freyung 8, 1010 Wien
T: (+43 1) 537 33 26
E: office@kunstforumwien.at
www.kunstforumwien.at
Öffnungszeiten: täglich 10 – 18 Uhr
Eintritt frei
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit einem Text von Robert Fleck, der die Ausstellung kuratiert hat.
www.kunstforumwien.at
galerie@kaimiddendorff.de
https://www.instagram.com/ekremyalcindag/?hl=de
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