Bodenverbrauch gefährdet heimische Lebensmittelversorgung

| Redaktion 
| 20.07.2023

WIFO-Studie untermauert die Dringlichkeit der Begrenzung des Flächenabbaus. 

Im Rahmen einer Pressekonferenz der Österreichischen Hagelversicherung wurde die WIFO-Studie "Bodenverbrauch nimmt uns Essen vom Teller" präsentiert. "Durch den Bodenverbrauch kommt es zu einem Verlust der Produktionsgrundlage und somit zu einer Gefährdung der heimischen Lebensmittelversorgung. Das ist auch eine Frage der nationalen Sicherheit! Daher muss es das oberste Ziel Österreichs sein, die Lebensgrundlage Boden zu erhalten, nicht durch Verbauung weiter zu zerstören und die Selbstversorgung Österreichs mit heimischen Lebensmitteln aufs Spiel zu setzen. Hier herrscht jedenfalls Handlungsbedarf", so der eingehende Appell des Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger und des Autors der WIFO-Studie, Franz Sinabell. Der anerkannte WIFO-Agrarexperte berechnete außerdem noch, wie viele Menschen durch den Verlust der Ackerfläche seit der Agrarstrukturerhebung 1999 ernährt hätten werden können.

In 20 Jahren 480.000 Menschen

Österreich zählt zu jenen Ländern, in denen der Flächenverbrauch, also die Verbauung von Flächen, im internationalen Vergleich sehr hoch ist. In den beiden zurückliegenden Jahrzehnten wurden annähernd 130.000 Hektar Ackerfläche verbaut. Gleichzeitig gibt es seit Jahren Initiativen und Bemühungen, die Verbauung einzuschränken, so etwa im Programm der Bundesregierung mit dem Ziel, den täglichen Verbrauch bis 2030 auf 2,5 Hektar einzuschränken. Daten zum aktuellen Flächenverbrauch würden darauf hindeuten, dass dieses Ziel verfehlt werden wird.

In der WIFO-Studie wird die Dringlichkeit der Begrenzung des Flächenverbrauchs dargestellt, um den Verlust der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln einzudämmen. "Das Augenmerk liegt auf Ackerland, weil darauf Nahrung erzeugt werden kann, die dem Menschen unmittelbar zugänglich ist. Die Ergebnisse zeigen, dass das Ackerland zwischen 1999 und 2020 um über 72.000 Hektar abgenommen hat. Im selben Zeitraum verringerte sich die Fläche des Ackerlandes von 1.750 auf 1.460 Quadratmeter pro Person. Dieser Rückgang setzt sich einerseits aus dem Verlust von Ackerland und andererseits aus dem Anstieg der Bevölkerung zusammen. Umgerechnet in Versorgungsleistung bedeutet der Rückgang des Ackerlandes, dass in Österreich binnen 20 Jahren etwa 480.000 Menschen pro Jahr weniger ernährt werden können", fasst Sinabell die Studienergebnisse zusammen.

"Von Beton können wir nicht abbeißen"

Laut OpenStreetMap hat Österreich die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner:innen, nämlich 40. Außerdem zeigt Eurostat, dass Österreich auch eines der dichtesten Straßennetze Europas mit 15 Meter pro Kopf hat. Österreich ist somit bei der Zerstörung der Böden ganz weit vorne im negativen Sinn. In den letzten 15 Jahren wurden im Durchschnitt 20 Hektar pro Tag in Österreich verbaut, während in Deutschland mit der zehnfachen Ackerfläche nur 75 Hektar pro Tag verbaut wurden. Wenn man das auf die verfügbare Ackerfläche der beiden Länder bezieht, dann werden in Österreich jährlich 0,56 Prozent und in Deutschland jährlich 0,22 Prozent verbaut.

Doch die Entwicklung beim Bodenverbrauch geht in die verkehrte Richtung. "Die Verbauung ist das größte Umweltproblem in Österreich. Tag für Tag sinkt durch die Zerstörung unserer Äcker und Wiesen der Selbstversorgungsgrad und Österreich wird zunehmend von Importen abhängig und somit verletzbar. Daher sage ich: Der Boden ist essentiell zur Lebensmittelproduktion. Um nicht einen kollektiven Selbstmord zu begehen und uns in Abhängigkeiten zu begeben, müssen wir - wie in der Schweiz - den produktivsten Böden ein absolutes Bauverbot auferlegen, um die Ernährungssicherung der Bevölkerung auch in Zukunft sicherzustellen. Von Beton können wir uns jedenfalls nicht ernähren", sagt Weinberger.

Bodenverbrauch stoppen

"Bei der gegenwärtigen Situation hängt ein Damoklesschwert über unserer autonomen Grundversorgung. Denn ohne Böden keine Landwirtschaft, ohne Landwirtschaft kein Essen und ohne Essen kein Leben. Diesen einfachen Grundsatz sollten wir endlich verstehen. Daher brauchen wir rasch eine Kurskorrektur: Stoppen wir den Bodenverbrauch, sichern wir so unser Essen", so der abschließende gemeinsame Appell von Weinberger und Sinabell.

www.hagel.at

www.wifo.ac.at

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