Die Hauptversammlung der OMV am Mittwoch war bereits mit Spannung erwartet worden. Das überragende Thema im Vorfeld war, ob Ex-Vorstandschef Rainer Seele von der Versammlung die Entlastung erteilt werden würde – kurz gesagt also, ob seine Amtszeit abgesegnet wird. Diese wurde ihm 2022 noch verweigert. Die Vorwürfe: Die OMV habe sich unter Seele zu sehr an Russland gebunden. U.a. hat er Verträge unterschrieben, laut denen der Konzern bis 2040 Gas aus Russland kaufen muss.
Proteste begleiten die Versammlung
Mehrere Proteste spielten sich am Rande der Tagung ab. Neben den Aktionär:innen versammelten sich am Morgen auch Demonstrant:innen im Saal der Messe Wien. "Richtig gut! 5,2 Milliarden Gewinne! Danke an alle Menschen da draußen, die erhöhte Energiepreise zahlen müssen, die kaum ihre Energiekosten bezahlen können, und wir hier profitieren davon!", rief dabei etwa ein Aktivist.
Der Vorstand ließ das geschehen. Aufsichtsratschef Mark Garrett bat die Protestierenden anschließend, Platz zu nehmen, "ansonsten werden sie rausbegleitet". Ihnen wurde die Möglichkeit eingeräumt, später in der Debatte etwas zu sagen. Dem folgten die Demonstrant:innen – vorerst. Denn der vermeintliche Friede hielt nicht lange. Noch vor dem Mittagessen standen zwei Aktivist:innen erneut auf und riefen "OMV enteignen". Daraufhin wurden sie aufgefordert, den Saal zu verlassen, was sie auch ein paar Minuten später taten.
Auch Klimaschützer:innen mischten sich unter die Demonstrant:innen. So etwa Lena Schilling, die österreichische Chefin von Fridays for Future.
Mit Spannung wurde die Entscheidung erwartet, ob Ex-Chef Rainer Seele von der Generalversammlung entlastet werden würde – und damit auch seine Boni erhält.
OMV-Chef vor Beginn hinter Seele
Seele wird unter anderem vorgeworfen, mehrfach gegen die Compliance-Regeln des Konzerns verstoßen, sowie die OMV zu sehr an Russland gebunden zu haben. Unter ihm wurde ein Liefervertrag bis 2040 mit Russland unterzeichnet.
OMV-Chef Alfred Stern stellte sich hinter Seeles strategische Weichenstellungen. Er sei "kein Fan davon, den Rainer Seele jetzt dafür zu verurteilen, dass er das gemacht hat. Weil zu dem Zeitpunkt waren das betriebswirtschaftlich gesehen vernünftige Entscheidungen", berichtet der ORF.
Die Generalversammlung schien dieser Argumentation zu folgen. Seele wurde entlastet. Im zweiten Anlauf hat es für den Manager also doch noch geklappt. Am späten Mittwochabend gab es "Grünes Licht".
OMV soll Chemieunternehmen werden
Der derzeitige Chef will aus dem Konzern jedenfalls ein Chemieunternehmen machen. Deshalb wurde im Jahr 2020 der Anteil an der Borealis, für die Stern zuvor tätig war, auf 75 Prozent aufgestockt. "Wir werden weiter Anpassungen vornehmen, aber ein zurück wird es nicht mehr geben", so Stern. Wachstumstreiber soll das Geschäft der Petrochemietochter werden, das Öl- und Gasgeschäft soll zurückgefahren werde.
Das gefällt nicht jedem. Immer noch gibt es viele, die nach wie vor auf Öl und Gas setzen, vor allem wo diese gerade Rekordgewinne abwerfen.
Rainer Seele sitzt mittlerweile im Aufsichtsrat von Tatweer Petroleum, eine staatlichen Ölgesellschaft in Bahrain. Zudem berät er den ADNOC-Konzern aus Abu Dhabi, der Großaktionär der OMV ist.
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