4-Tage-Woche: Allheilmittel oder Wunschdenken?

| Redaktion 
| 06.04.2023

Der "Jobselling Report 2023" zeigt die größten Wünsche von Arbeitnehmer:innen an potenzielle Arbeitgeber:innen.

Da psychische Belastungen direkt mit der Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmer:innen korrelieren, sind Arbeitgeber:innen gefordert, sie bei der Verbesserung ihrer Lebenssituation zu unterstützen – zu diesem Schluss kommt der "Jobselling Report 2023".

Wünsche zur Erleichterung 

Unter den Top 5 der "Wünsche zur Erleichterung der Lebenssituation durch den Arbeitgeber:innen" wurden unter anderem mehr Freizeit sowie flexiblere Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle genannt. Ob sich hier die 4-Tage-Woche als geeignetes Instrument eignet, wurde von Heinz Herczeg, lifeCREATOR Consultig GmbH, näher beleuchtet.

Ein Pilotprojekt in Großbritannien, bei dem 60 Unternehmen die 4-Tage-Woche eingeführt haben, zeige: Es gab weniger Stress und Burn-out-Fälle unter den Mitarbeiter:innen und keine Umsatzeinbrüche bei den Unternehmen. Immer mehr Organisationen würden nun nach ziehen. Aber kann das funktionieren?

Nicht jedes Unternehmen geeignet

Klar sei, demnach, dass nicht jedes Unternehmen eine 4-Tage-Woche umsetzen könne. Gründe dafür seien unter anderem Kosten, Fachkräftemangel oder organisatorische Herausforderungen. Wenn Mitarbeiter:innen weniger arbeiten, könne die Servicequalität darunter leiden. Auch kurze Reaktionszeiten würden von Kund:innen immer stärker gefordert – um diese Forderung einzuhalten, würden bei einer Arbeitszeitverkürzung mehrere Betreuer:innen an einzelnen Kund:innen arbeiten müssen.

Massive Ungerechtigkeiten befürchtet

"Bei vollem Gehalt und gleichzeitiger Stundenreduzierung werden aus Vollzeitkräften Teilzeitkräfte. Ebenso stellt sich die Frage, wenn solche Regeln eingeführt werden, wird diese indirekte Gehaltserhöhung auch auf bestehende Teilzeitkräfte übertragen? Hier könnten massive Ungerechtigkeiten entstehen, die vorher abgeklärt werden müssen. Blind in eine Arbeitszeitverkürzung zu laufen, kann nach hinten losgehen", so Heinz Herczeg von lifecreater Consultig.

Dennoch: Unternehmen, die in Zukunft attraktiv für Arbeitnehmer:innen werden oder bleiben wollen, würden Arbeit neu denken müssen. Daran führe, nicht nur aufgrund der nachkommenden Gen Z auf den Arbeitsmarkt, kein Weg vorbei. Ob die 4-Tage-Woche der Schlüssel zum Erfolg ist, sei aber fraglich. Frauen mit Betreuungspflichten sei laut Herczeg beispielsweise Flexibilität weit wichtiger als eine Arbeitszeitverkürzung. Iris Kunrath, Head of Customer Relations & Senior Culture Coach bei Great Place to Work, ergänzt dazu: "Wir haben Unternehmen, die sagen, ich habe so viele individuelle Arbeitszeitmodelle wie ich Mitarbeiter:innen habe. Und das ist bei einem Betrieb mit mehr als 300 Mitarbeiter:innen der Fall."

www.lifecreator.at

www.greatplacetowork.at

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