In Österreich steigt die Konsumstimmung

| Redaktion 
| 09.02.2023

Handelsverband und WIFO haben ihren ersten Konjunkturreport für diese Branche präsentiert.

In Österreich gibt es eine völlig neue Studie: den "Konjunkturreport Einzelhandel". Diese wird vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Auftrag des Handelsverbandes (HV) durchgeführt und zielt darauf ab, einmal pro Quartal alle für den Einzelhandel wesentlichen Konjunkturinformationen zusammenzustellen und zu analysieren. Nun gibt es die Ergebnisse der ersten Ausgabe.

Die laufende Beobachtung sei deshalb entscheidend, um den Handelsbetrieben sowie der Öffentlichkeit aktuelle Daten liefern zu können, die auch der Politik die Notwendigkeit einer umzusetzenden Handelsagenda mit Fakten belegen soll. Laut den Angaben vom Donnerstag gibt es drei zentrale Erkenntnisse für den Einzelhandel: die Konsumstimmung steigt, die Sparquote geht auf 7,3 Prozent zurück und für 2023 wird eine Stagnation prognostiziert.

Ergebnisse

Die heimische Konjunktur hat sich vor dem Hintergrund der internationalen wirtschaftlichen Eintrübung in der zweiten Jahreshälfte 2022 abgekühlt. Nach einer Schnellschätzung des WIFO sank die österreichische Wirtschaftsleistung im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal real um -0,7 Prozent. Nach drei Quartalen positiven Wachstums in 2022 ging die Wirtschaftsleistung erstmals wieder zurück, lag aber real um +2,7 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Die hohen Verbraucher:innenpreise belasteten vor allem den Konsum der privaten Haushalte und die Wertschöpfung im Handel.

Der Bericht zeigt, dass im Gesamtjahr 2022 der österreichische Einzelhandel einen Umsatz von rund 72,5 Milliarden Euro erwirtschaftete (LEADERSNET berichtete). Das entspricht einerseits einer nominellen Steigerung von +8,1 Prozent, durch die Inflation bereinigt, sei das jedoch andererseits ein leichtes Minus von -0,8 Prozent, teilte der Handelsverband mit und bezieht sich dabei auf veröffentlichte Zahlen der Statistik Austria.

"Der österreichische Lebensmitteleinzelhandel musste 2022 einen realen Umsatzrückgang von -3,2 Prozent verarbeiten. Der Non-Food-Handel konnte um +1,3 Prozent zulegen, wobei es hier große Unterschiede zwischen den Sektoren gibt. Für 2023 erwartet ein Drittel der heimischen Handelsbetriebe Umsatzzuwächse, 34 Prozent befürchten allerdings einen Rückgang der Erlöse", sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

"Die aktuellen Lagebeurteilungen der Einzelhandelsunternehmen haben sich zuletzt deutlich verbessert und liegen nun im positiven Bereich. Auch die unternehmerischen Erwartungen weisen trotz einer aktuellen Verschlechterung eine positive Tendenz auf", ergänzt Studienautor Jürgen Bierbaumer, Senior Economist des WIFO.

Herausforderungen

Ende Jänner 2023 waren in Österreich insgesamt 107.518 offene Stellen beim Arbeitsmarktservice (AMS) vorgemerkt. Der Indikator befinde sich zwar noch immer auf hohem Niveau, reduzierte sich jedoch mit -1,8 Prozent im Vorjahresvergleich zum ersten Mal seit Februar 2021. Auch der Einzelhandel sei von dieser Situation stark betroffen. Laut dem HV und dem WIFO sind die 14.133 offenen Stellen eine zentrale Herausforderung. Im Jahresvergleich sind das plus acht Prozent.

Der saisonbereinigte WIFO-Konjunkturklimaindex für die heimische Gesamtwirtschaft fasst jeweils den Saldo der Anteile von positiven und negativen Antworten der aktuellen Lagebeurteilungen und der unternehmerischen Erwartungen zusammen. Dabei zeigen die Ergebnisse nach dem Rückgang über den Sommer/Herbst 2022 seit November wieder einen leichten Zuwachs. Der sei vor allem auf die Verbesserung der Lagerbeurteilugen zurückzuführen.

"Die unternehmerische Unsicherheit bleibt weiterhin hoch. Faktoren wie die hohen Preissteigerungen und Unwägbarkeiten der Erdgasversorgung haben die Einschätzungen der Unternehmen in den letzten Monaten geprägt. Im Vergleich zu den anderen Sektoren der heimischen Wirtschaft zeigen die Ergebnisse im Einzelhandel weiterhin eine stark unterdurchschnittliche Konjunkturdynamik", so Bierbaumer.

Prognose bis 2024

"2023 und 2024 erwarten das WIFO und der Handelsverband einen moderaten Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts des Handels um rund 2,5 Prozent. Auch bei den privaten Konsumausgaben wird ein leichter Anstieg um 1,3 Prozent bzw. 1,7 Prozent prognostiziert. Natürlich hoffen wir, dass diese Prognose durch eine steigende Zuversicht in der Bevölkerung sowie eine Beruhigung der internationalen Märkte und des Finanzsektors übertroffen wird", erklärt Rainer Will abschließend.

www.handelsverband.at

www.wifo.ac.at

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