Seit 2014 gilt per EU-Verordnung, dass alle europäischen IBANs in jedem EU-Land akzeptiert werden müssen. Theoretisch. Denn heute – acht Jahre später – begegnen wir in Österreich nach wie vor einer anderen Realität: Zahlreiche österreichische Unternehmen haben ihre Systeme immer noch nicht so umgerüstet, dass IBANs anderer Länder problemlos anerkannt werden. Die Folgen dessen sind teils gravierend: So gibt es trotz klarer Gesetzeslage unter anderem landesweite Probleme beim Auszahlen von Gehältern, Einrichten von Lastschriften oder beim Abschluss von Handy-, Strom- oder Versicherungsverträgen. Starke Einschränkungen zeigen sich auch in der finanziellen Mobilität über die Landesgrenzen hinaus. Menschen, die sich privat oder beruflich flexibel innerhalb der EU bewegen oder gar den Wohnort wechseln, können sich oftmals nur mit der Eröffnung eines neuen, inländischen Bankkontos behelfen.
Diese sogenannte "IBAN-Diskriminierung" schränkt die Idee des freien Kapitalverkehrs innerhalb der EU maßgeblich ein und erschwert auch in Österreich einen barrierefreien Zugang zu einem schnellen, sicheren und grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Damit wird die Intention hinter der Einführung des SEPA-Raums (einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum) verfehlt, welche eine Vereinfachung und Standardisierung von Banküberweisungen innerhalb der EU erzielen sollte.
Was also tun?
Oftmals sind die Ursachen von IBAN-Diskriminierung eher trivial und auf veraltete IT-Systeme zurückzuführen, welche Schwierigkeiten beim Verarbeiten unterschiedlicher IBAN-Formate haben. Dennoch wird daran klar, dass trotz engagierter Bemühungen unter anderem der EU-Kommission in vielen Mitgliedsstaaten, auch in Österreich, noch einiges gegen IBAN-Diskriminierung zu tun ist. Die Problematik muss vor allem durch Betroffene sichtbar gemacht werden, indem bei entsprechenden Anlaufstellen Beschwerde eingereicht wird. Ein Beispiel hierfür ist die von Fintechs ins Leben gerufene Initiative "Accept my IBAN", die unter anderem von der mobilen Bank N26 unterstützt wird. Über eine Online-Plattform können hier Fälle von IBAN-Diskriminierung anonym gemeldet werden, um eine Vielzahl an Belegen für die Problematik zu sammeln und so Handlungsdruck auf die Gesetzgeber sowie Aufsichtsbehörden erzeugen zu können.
www.n26.com
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