Neuentdecktes Schiele Bild wird erstmals Wien gezeigt

Auf dem Gemälde hat der damals noch nicht ganz 17-jährige Schiele seinen für ihn so wichtigen Onkel für die Ewigkeit festgehalten.

Ein Ölgemälde des jungen Egon Schiele wurde vor kurzem in österreichischem Privatbesitz entdeckt. Abgebildet ist Egons Onkel Leopold Czihaczek (1842-1929). Das 1907 entstandene Porträt "Leopold Czihaczek am Klavier" wird im Rahmen der Dauerausstellung "Wien 1900. Aufbruch in die Moderne" an der Seite von weiteren Frühwerken des Künstlers im Leopold Museum Wien erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Danach soll es als Dauerleihgabe Teil der ständigen Sammlungspräsentation werden.

"Das Konterfei seines Onkels und finanziellen Unterstützers beschäftigte Egon Schiele in den folgenden zwei Jahren fortwährend. Keine andere Person wurde in seinem Œuvre öfters porträtiert", so Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museum.

Mitvormundschaft über den minderjährigen Neffen

Nach längerer Krankheit starb Egons Vater Adolf Schiele (1851–1905) – Stationsvorstand der K. K. Staatsbahnen in Tulln – am 1. Jänner des Jahres 1905. In dieser für die Familie – Mutter Marie, Egon sowie die beiden Schwestern Gertrud und Melanie – auch finanziell schwierigen Situation übernahm Egons Onkel Leopold Czihaczek (1842–1929) die Mitvormundschaft über den minderjährigen Neffen. Czihaczek war Ministerialrat und Oberinspektor der Kaiser Ferdinands-Nordbahn und mit einer Schwester des Vaters verheiratet. Egons Wunsch Künstler zu werden entsprach nicht den Vorstellungen der Familie, doch als er im Oktober 1906 als Sechzehnjähriger die Prüfung für die Aufnahme an der Akademie der bildenden Künste erfolgreich absolvierte, schrieb Czihaczek stolz an seine Frau: "Egon glänzend durch".

Im Originalrahmen

Das Gemälde befindet sich im Originalrahmen und auch die Leinwand ist auf dem Keilrahmen noch mit originaler Nagelung aufgespannt. Nach einer gründlichen Oberflächenreinigung kann das lange verschollen geglaubte Gemälde in neuem Glanz erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Bisher war es nur über eine Schwarz-Weiß-Fotografie von 1930 bekannt, die es im Salon von Gustav Huber, des ehemaligen Besitzers und ebenfalls von Leopold Czihaczek finanziell unterstützten Mündels und späteren Ministerialrates, zeigte. Bereits bekannt waren zwei Vorstudien, von denen die mit „Schiele 17.IV.07“ datierte Zeichnung im Rahmen dieser Fokuspräsentation im Leopold Museum ebenfalls erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird. Am originalen Keilrahmen des Gemäldes findet sich der Vermerk „begonnen 21.IV.07“. Der Entstehungsprozess des Werks kann somit von der ersten Skizze über die Arbeit an der Leinwand bis zur Fertigstellung – der vom Künstler neben seiner Signatur hinzugefügten Datierung zufolge am 12. Mai 1907 – zeitlich exakt nachvollzogen werden.

www.leopoldmuseum.org

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV