"Ich bin tief bestürzt und muss Ihnen offen und ehrlich kundtun, dass ich vor Ihnen Angst habe", schrieb Karl Schirnhofer Ende Jänner an den Handelskonzern Rewe. Das Vorgehen des Konzerns habe psychologischen Schaden bei ihm angerichtet.
Epresserische Methoden
Man habe nicht nur ihn, sondern auch all seine Almo-Bauern hinters Licht geführt. Dabei hätte man in die Kooperation große Hoffnungen gelegt. Unter diesen Bedingungen könne er nicht weitermachen.
Mit diesem Brief zieht Schirnhofer den Schlussstrich unter die langjährige Partnerschaft mit der Rewe und damit auch ihren Vertriebslinien Billa und Billa-Plus. Der steirische Fleischverarbeiter wirft der Supermarktkette, wie im Standard berichtet, "erpresserische Methoden" vor. Rewe setze ihn bei Preisen unter Druck und versuche, ihm einen Teil seines Ochsengeschäfts wegzunehmen.
Schirnhofer betonte, dass er kein Schiedsgericht mit der Angelegenheit betrauen, sondern sie persönlich ausfechten werde. Er sei zuversichtlich, dass es zu einer Einigung komme.
Rewe schießt im Fall von Schirnhofer allerdings scharf zurück. Der Vorwurf der Erpressung sei laut Unternehmenssprecher Paul Pöttschacher "in keinster Weise nachvollziehbar". Im Gegenteil, Rewe habe die Fleischpreise sogar erhöht.
Bauernopfer
Auslöser des Konflikts, der Rewe dazu veranlasst, rechtliche Schritte gegen den Unternehmer setzen zu wollen, sind jedoch nicht die aktuellen Erzeugerpreise, sondern eine Investition von Rewe. Das Unternehmen hat unlängst in ein eigenes großes Werk für Fleischzerlegung investiert und ist bemüht, die Kapazitäten besser auszulasten.
Dafür bietet Rewe 500 Landwirten, die unter der Marke Almo Ochsenfleisch über Schirnhofer vertreiben, an, direkt an ihren Konzern zu liefern. "Wenn die Bauern das wollen, dann sichern wir ihnen Abnahme für den österreichischen Markt zu", so Pöttschacher. Die Konsequenz: Schirnhofer würde damit ein Fünftel seiner Verarbeitung verlieren.
Lieferanten warnen laut Standard indes vor einem Bauernopfer. Rewe werde die Almo-Landwirte umwerben, so ihr Tenor. Langfristig sei die Verhandlungsmacht kleiner Produzenten aber enden wollend. Das gehöre bedacht, ehe Partner wie Schirnhofer, "die sich vor Rewe nicht verbiegen", von den Bauern zugunsten eines Platzhirschs am Markt fallengelassen würden. "Die entscheidende Frage ist: Halten sie zu ihm?"
"Die Zeit der Lippenbekenntnisse ist vorbei"
Der Vorwurf ist allerdings kein Einzelfall. Preise werden hier vielerorts mit der Brechstange verhandelt, hört man immer wieder von Lieferantenseite. Viele fühlen sich gegeneinander ausgespielt.
Mittlerweile hat sich ÖVP-Landwirtschaftministerin Elisabeth Köstinger zur Causa zu Wort gemeldet: Die Darstellungen von Karl Schirnhofer seien kein Einzelfall, sondern der traurige Alltag, wie Handelskonzerne Bauern tagtäglich unter Druck setzen würden und so über 500 Landwirte zwischen die Fronten bei Preiskriegen gerieten, erläutert sie. "Erpresserische Methoden auf dem Rücken der Bauern und Verarbeiter – das hat mit der schönen Werbeidylle des Handels nichts zu tun."
Die Zeit der Lippenbekenntnisse sei vorbei, sagt Köstinger, so der Standard. Wenn der Handel nicht der Totengräber der Bauern sein wolle, müssten die Konzerne umdenken und das tun, was sie Konsument:innen vorspielen: Die heimische Landwirtschaft und Bauern unterstützen, statt diese auszulisten, wenn sie sich wehrten. (ca)
www.feinkost-schirnhofer.at
www.rewe-group.at
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