LEADERSNET: Herr Gmür, Helvetia hat im März 2021 die neue Strategieperiode "helvetia 20.25" gestartet und damit die vorherige Strategie "helvetia 20.20" erfolgreich abgeschlossen. Was waren für Sie die wichtigsten Highlights?
Gmür: Die größte Ambition der Strategie "helvetia 20.20" bestand darin, das Kerngeschäft zu stärken, neue Geschäftsmodelle zu erschließen und gezielte Innovationen zu nutzen – was uns an allen Fronten gelungen ist. Insbesondere die Übernahme des spanischen Versicherers Caser trug ausschlaggebend zur Stärkung des Kerngeschäfts bei. Ebenso die Integration der Basler Österreich in Helvetia, die wir in der vergangenen Strategieperiode abgeschlossen haben. Hier – und auch bei der Entwicklung in Österreich im Allgemeinen – sind wir sehr zufrieden mit dem Erreichten. Neue Geschäftsmodelle erschliessen wir zum Beispiel mit der Etablierung von MoneyPark als führenden Hypothekenbroker in der Schweiz und der erfolgreichen Lancierung des Helvetia-Swiss-Property-Funds. Besonders freut uns auch die Entwicklung von Smile als grösster Schweizer Online-Versicherer mit mittlerweile rund 160.000 Kund:innen. Smile leistet einen wichtigen Beitrag bei der Nutzung von Innovationen, die wir zunehmend auch in anderen Ländermärkten nutzen wollen.
LEADERSNET: Was war die größte Herausforderung, der Sie sich bei der Strategieentwicklung stellen mussten?
Gmür: Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich in einem grossen Umbruch. Als Versicherer müssen wir uns permanent die Frage stellen, ob wir angesichts sich wandelnder Kundenbedürfnisse die adäquaten Lösungen haben: Leben wir Kundenconvenience? Haben wir passende Vorsorgeprodukte mit einer Balance zwischen Rendite und Risiko? Wo liegt unser Beitrag bei der Abdeckung von neuen Risiken wie Cyberangriffen? Wie nützen wir künstliche Intelligenz im Beratungsservice? Viele dieser Überlegungen sind in die Strategie "helvetia 20.25" eingeflossen.
LEADERSNET: Was braucht es, um eine erfolgreiche Strategie zu entwickeln, wie sehen hier die einzelnen Schritte aus?
Gmür: Am Anfang stellten wir zunächst in der Konzernleitung und dann im Verwaltungsrat unsere Stärken den Schwächen gegenüber, die Chancen den Risiken. Im Rahmen einer SWOT-Analyse gingen wir auf folgende Fragen ein: Wo stehen wir? Was ist unser Antrieb? Was sind die Erwartungen unserer Investoren, unserer Kund:innen, unserer Mitarbeitenden? Im Team entwickelten wir unseren Purpose, sozusagen die Daseinsberechtigung, sowie unsere Vision. Wir erarbeiteten Finanzziele und konkretisierten vier strategische Prioritäten auf Gruppen-Ebene. In den Ländermärkten fand anschließend der gleiche Prozess statt.
LEADERSNET: Welche strategische Ausrichtung spielt für Sie die größte Rolle bei "helvetia 20.25"?
Gmür: Mir ist besonders wichtig, das wir überall da präsent sind, wo Versicherungs- und Vorsorgebedürfnisse entstehen und unsere Dienstleistungen für Kund:innen schnell erbringen können: Am Küchentisch, am Verkaufspunkt von Konsumgütern, beim Buchen einer Reise usw. Dazu vereinfachen wir Prozesse, reduzieren die Komplexität und erhöhen die Effizienz. Dies trägt zu einer hohen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung sowie zur erfolgreichen Umsetzung des Markenversprechens "einfach. klar. helvetia" bei.
LEADERSNET: Wie spannt man den Bogen vom traditionellen Schweizer Geschäft zum starken Wachstum in Europa und bringt beides bei der Strategieentwicklung unter einen Hut?
Gmür: Unser Purpose steht bei allen unseren Schritten immer im Vordergrund: "Das Leben hat Chancen und Risiken. Wir sind da, wenn es drauf ankommt." Das gilt fürs Lebengeschäft wie für den Bereich Schaden-Unfall, für Private und für Firmen, in der Schweiz und im Ausland. Zweitens sind es die gemeinsamen Unternehmenswerte "Vertrauen", "Dynamik" und "Begeisterung", die unser Handeln bestimmen sollen. Drittens verbindet eine gemeinsame kürzere oder längere Geschichte und eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Darauf aufbauend, wollen wir die gemeinsame Kultur, den "helvetia.way", konzernweit weiterentwickeln.
LEADERSNET: Herr Neusiedler, wie lassen sich die strategischen Ziele von "helvetia 20.25" für Österreich auf den Punkt bringen?
Neusiedler: Wir möchten den Weg der letzten Jahre, am österreichischen Markt zu wachsen, erfolgreich weitergehen. Wir setzen auf den Ausbau unseres Vertriebes, die Entwicklung neuer und innovativer Produkte sowie auf Verbesserungen in unseren Prozessen. Gleichzeitig legen wir weiterhin viel Wert auf den Erhalt der sehr guten Qualität unseres Versicherungsbestands. Im Schadenbereich möchten wir mit modernen Prozessen, dezentraler Präsenz und persönlicher Betreuung bei Kund:innen sowie Vermittlern punkten. Mit einer fortwährenden Positionierung als Toparbeitgeberin bieten wir für unsere motivierten Mitarbeitenden ein Arbeitsumfeld, in dem sie sich wohlfühlen.
LEADERSNET: In der Strategie "helvetia 20.25" findet sich auch der "Best Partner"-Ansatz wieder. Was bedeutet das und was ist hier wichtig?
Neusiedler: Wir wollen uns mit flexiblen und digitalen Lösungen als relevante Partnerin für unsere Kund:innen sowie für unsere Vertriebspartner:innen positionieren. Darüber hinaus setzen wir beständig auf unser Mehrwege-Vertriebskonzept, damit unsere Kund:innen den jeweils für sie passenden Vertriebspartner und -weg aussuchen können – so heben wir uns klar von unseren Mitbewerbern als beste Partnerin ab.
LEADERSNET: Helvetia Österreich startete bereits während letzten Strategieperiode "helvetia 20.20" ihre Gewerbeoffensive. Inwieweit spielt diese bei der Strategie "helvetia 20.25" eine Rolle?
Neusiedler: Mit der Gewerbeoffensive rücken wir Österreichs Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in den Fokus mit dem Ziel, die Entwicklung und den Ausbau des Firmenkundengeschäfts im Bereich Gewerbe voranzutreiben. Bestehende Produkte wurden im Zuge der Offensive bereits mit einem umfassenden Relaunch auf die Ansprüche unserer Firmenkunden aus unterschiedlichen Branchen abgestimmt. Diese Produktanpassungen bildeten eine wesentliche Basis und spielen auch bei der Strategie "helvetia 20.25" eine wichtige Rolle: Mit der Gewerbeoffensive möchten wir auch weiterhin moderne und angepasste Deckungskonzepte anbieten, mit dem Ziel, in ausgewählten KMU-Segmenten unter den Top 3 zu sein.
LEADERSNET: Helvetia ist seit Jahren Toparbeitgeberin. Nun haben sich durch die Pandemie neue Arbeitsweisen ergeben.Trifft das auch auf Helvetia Österreich zu und wenn ja, wie sehen die Veränderungen am Arbeitsplatz aus?
Neusiedler: Wir legen in unserer Unternehmenskultur bewusst einen starken Fokus auf das Wohlbefinden und die kooperative Zusammenarbeit unserer Mitarbeitenden. Flexible Arbeitsformen waren und sind ein wichtiges Instrument in der Corona-bedingten Krise und das wird auch zukünftig eine nachhaltige Veränderung im Arbeitsalltag mit sich bringen. Wir bei Helvetia gehen mit dem Projekt "New Work" auf diese neuen Anforderungen ein und bieten damit den Mitarbeitenden die Möglichkeiten, auch nach Corona in gewissen Positionen stärker im Homeoffice zu arbeiten. Außerdem setzen wir auf digitale Ergänzung zum persönlichen Zusammenarbeiten. (jw)
www.helvetia.at
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