"Ich kann halt die Klappe nicht halten"

Wolfgang Rosam verrät im LEADERSNET-Interview, ob er sich vor der Klage durch FPÖ-Chef Herbert Kickl fürchtet.

"Kickl klagt Falstaff-Chef Rosam" titelte LEADERSNET gestern. Der FPÖ-Chef Herbert Kickl droht Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam mit dem Gang vor Gericht, da der Medienmanager behauptet hat, er habe gehört, der Politiker habe sich heimlich impfen lassen.

LEADERSNET: In letzter Zeit treten sie vermehrt als Diskutant bei diversen Medien auf. Woher kommt der Antrieb, seine Meinung öffentlich so zu vertreten?

Rosam: Ja, ich kann halt die Klappe nicht halten. Das habe ich schon in der Mittelschule nicht können. Ich war mal Landesschulsprecher von Kärnten. Das war ein legendäres Quartett: Zur gleichen Zeit war der spätere legendäre Journalist Hans-Peter Martin Landesschulsprecher von Vorarlberg, Othmar Karas von Niederösterreich und Filmemacher Rudi Dolezal von Wien. Es war eine sehr spannende Zeit, da zu der Zeit auch Fred Sinowatz Unterrichtsminister war. Es hat sich also das ganze Leben nicht geändert, dass ich meine Klappe nicht halten kann. Ich bin ein hoch politischer Mensch, obwohl ich versuche, nicht in die parteipolitische Blindheit zu verfallen. Ich bin natürlich weltanschaulich klar zuordenbar. Ich kenne Sebastian Kurz seit zehn Jahren. Wir sind befreundet. Ich finde aber nicht immer alles gut, was er macht und ich finde nicht alles gut, was die Regierung macht. Das sage ich dann auch. Wenn man genau hinhört, merkt man sehr wohl, dass ich diese Kritik artikuliere. Ich bin outspoken. Ich versuche das zu sein, weil es sonst ja langweilig wäre. Ich bin natürlich nicht der Diplomat und vielleicht schwurbele ich manchmal ein bisschen viel. Aber ich versuche auch konkret, etwas auf den Punkt zu bringen, weil gerade der Fernsehzuschauer will klare Aussagen und der will da auch ein paar Sprüche hören und die liefere ich halt.

LEADERSNET: Das führt aber auch dazu, dass Sie geklagt werden, wie Ihr aktueller Disput mit FPÖ-Chef Herbert Kickl zeigt. Wie ist es dazu gekommen?

Rosam: Ich habe im Konjunktiv gesagt: Ich habe gehört – also es geht das Gerücht um – dass der Herr Kickl heimlich geimpft sei. Konjunktiv! Wenn das wirklich stimmen sollte – Konjunktiv – dann müsste er zurücktreten. Konjunktiv! Er hat aus dem Konjunktiv gleich einen Indikativ gemacht und hat geklagt. Ich bin gespannt, was das Gericht dann sagt. Aber ich finde es eine gute Gelegenheit, vor Gericht vielleicht auch ein paar andere Dinge mit ihm zu diskutieren. Nämlich was er alles in den Raum gestellt hat. Er hat beispielsweise letzte Woche eine Pressekonferenz gegeben und da hat er doch allen Ernstes gesagt, er wisse aus sicherer Quelle, dass die meisten Corona-kranken Menschen in den Intensivstationen im AKH und im Landeskrankenhaus Graz geimpfte Menschen seien. Eine glatte Lüge. Alle Ärzte sagen, es sind weit über 90 Prozent Ungeimpfte, die die Intensivstationen derzeit belegen.

 

LEADERSNET: Warum ärgern Sie Kickls Aussagen so?

Rosam: Ich halte es für verantwortungslos, wenn ein Politiker das macht. Gerade wenn er eigentlich die Chance hätte, unter seinen Gefolgsleuten und den FPÖ-Sympathisanten die Zahl der Impfwilligen zu erhöhen und damit das ganze Land in eine Befreiung führen könnte. Sind wir uns ganz ehrlich, wenn Österreich zehn Prozent mehr Geimpfte hat, dann wäre unsere Impfquote in der Nähe der jener der Dänen und den Dänen geht es phantastisch. Dort haben alle Parteien – egal welcher Couleur – an einem Strang gezogen, weil sie gesagt haben: Es geht um die Volksgesundheit. Es geht darum, dass die Wirtschaft wirklich wieder in die Gänge kommt, wir keine Lockdowns mehr haben und wieder ein normales Leben führen könnten. Der Kickl hat es in der Hand, das zu tun und er tut es nicht. Ich behaupte oder unterstelle ihm, dass er es aus parteipolitischem Opportunismus nicht tut. Und das ist für mich einfach keine gute Politik. Ich mag so was nicht, weil das ist ein nationales Anliegen und da könnten alle mitziehen. Also, ich sehe dieser Klage – um zurück auf den Punkt zu kommen – sehr gelassen entgegen und würde mit ihm gerne über andere Dinge, nämlich diese zum Beispiel diskutieren.

www.falstaff.com

Stephan Klasmann
Ich kann Wolfgang nur uneingeschränkt zustimmen. Diese Lügen über Tausende Geimpfte auf den Intensivstationen sind in höchsten Maße unverantwortlich und widerlich! Bin schon gespannt auf den Prozess…
Herr Rosam macht das wirklich gut:
Leicht ableitbar, wie man eine toxische Kreatur als „Cocktail“ aus Narzissmus, Egomanie und Psychopathie erkennt.
Wolfgang, danke für Dein pointierten Einsatz! Die Zivilgesellschaft muss gerade in dieser Zeit "Kante" zeigen!

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