Für eine große Mehrheit (80 Prozent) der österreichischen Unternehmen hat das Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert, ungeachtet der Unternehmensgröße, Branche oder Region. Trotz der tiefen Verankerung des Themas in Österreichs Unternehmen besteht noch erheblicher Aufholbedarf in der Umsetzung – erst bei 42 Prozent liegt bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie vor. Das geht aus einer aktuellen, repräsentative Marktstudie, die im Auftrag von Arthur D. Little und der Erste Group von Karmasin Research & Identity durchgeführt wurde, hervor.
"Es handelt sich hierbei um die erste Studie in Österreich zum Thema Nachhaltigkeit und nachhaltiger Finanzierung unter führenden heimischen Unternehmen. Für Arthur D. Little ist das Thema Nachhaltigkeit ein Prioritätsthema, sowohl für uns als Organisation, als auch für unsere Kunden, die wir begleiten dürfen, deshalb war es uns wichtig, eine objektive Sicht auf den Markt zu erhalten und gleichzeitig die Wahrnehmung der Unternehmen einfangen zu können", erklärt Karim Taga, Managing Partner, Arthur D. Little Austria GmbH.
Umwelt und Soziales dominante Themen
Während die ESG-Kriterien (Environmental, Social, and Governance) in der Theorie als Einheit zu betrachten sind, hält die Marktstudie fest, dass sich in der Praxis ein anderes Bild zeigt. Ökologische Ziele und Umweltziele, gefolgt von sozialen Aspekten, sind in fast allen Nachhaltigkeits-Strategien von Unternehmen verankert. Corporate Governance und Diversity-Ziele hingegen finden sich in weniger als der Hälfte der Strategien.
"Hier kristallisiert sich eine Priorisierung innerhalb der ESG-Kriterien zu Gunsten des Environmental-Kriteriums heraus. Diese unterschiedliche Schwerpunktsetzung ist auch in den KPIs (Key-Performance-Indicator), auf die viele Unternehmen im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategien setzen, gut ersichtlich", erläutern Raffaela Ritter, Partner, Head of Financial Services DACH und Georg von Pföstl, Principal Financial Services Arthur D. Little Austria GmbH.
KPIs messen vor allem die Unternehmensperformance im Bereich Ressourcenverbrauch sowie Umwelt- und Sicherheitsaspekte, weniger jedoch im Bereich der Mitarbeiter:innen und gesellschaftlicher Engagements. Dennoch sehen Unternehmen die Vorteile der Nachhaltigkeitsaktivitäten vor allem in einem besseren Arbeitsklima und erhöhter Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeiter:innen. Nachhaltigkeitsmaßnahmen werden von mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen keine Vorbehalte entgegengebracht, lediglich hohe Kosten oder zu lange Projektlaufzeiten werden teilweise als negative Folgewirkung erachtet.
Nachhaltigkeit relevant für Bankenbeziehung
Ein sehr interessantes Bild zeigt sich in der Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Interaktion der Unternehmen mit Banken. Während knapp die Hälfte der Unternehmen angeben, dass das Thema Nachhaltigkeit für die Kundenbeziehung wichtig ist, spielt das Thema erst bei 30 Prozent eine Rolle im Dialog mit Finanzinstituten. Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen gaben an, nicht zu wissen, ob ihre Bank nachhaltige Produkte und Services anbietet.
Von den Unternehmen, die das Nachhaltigkeits-Angebot ihrer Banken kannten, nutzen rund 50 Prozent diese Angebote auch. Bei 76 Prozent der Befragten wurden noch keine Nachhaltigkeitsdaten von der Bank verlangt. Ebenso 76 Prozent der befragten Unternehmen bereiten sich trotz neuer Gesetzgebung auch noch nicht darauf vor, dass Banken künftig mehr Nachhaltigkeitsdaten verlangen.
Grüne Finanzierungen intensivieren
"Nachhaltigkeit wird zusehends ein zentraler Bestandteil vieler Unternehmensstrategien. Das bedeutet einerseits die Unternehmensaktivitäten nachhaltig zu gestalten, aber andererseits auch die Unternehmensfinanzierung entsprechend zu planen. Hier werden wir den Dialog rund um Nachhaltigkeit und grüne Finanzierungen weiter intensivieren und unseren Kunden passende Kapitalmarkt- oder Kreditprodukte anbieten," erklärt Willibald Cernko, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich. (as)
www.adlittle.com
www.erstegroup.com
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