Sie ist die Frau eines der erfolgreichsten und wohl medial präsentesten Gastronomen des Landes, doch über sie selbst ist recht wenig bekannt: Ivana Ho. Dabei ist die Gattin von Dots und 1o1-Gründer Martin Ho, die gemeinsam mit ihrem Mann erst im Oktober des letzten Jahres die Geburt ihres zweiten Babys feierte, selbst Unternehmerin und als Betreiberin ihrer eigenen Restaurants, Model und Influencerin erfolgreich. Im LEADERSNET-Exklusivinterview verrät sie, wie sie nun bald ein Jahr Corona in einer der am stärksten betroffenen Branchen erlebt hat und erlebt, wie sie und ihr Mann als Gastronomen zur Verlängerung des Lockdown stehen, wie sie sich selbst abseits spekulativer Medienberichte definiert, wie sie ihre zwei Jobs und ihre Rolle als Mutter in Einklang bringt, wer im Hause Ho die Kinder ins Bett bringt, wie wichtig ihr Luxusartikel sind und was sie vom Label der "Influencerin" hält.
LEADERSNET: Frau Ho, der österreichischen Öffentlichkeit sind Sie vor allem als Ehefrau von Martin Ho ein Begriff und werden dementsprechend in vielen Medien durch ihn definiert - dabei sind Sie alles andere als nur das Gastro-Pendant einer "(Fußball-)Spielerfrau". Wer ist Ivana Ho wirklich, was machen Sie beruflich?
Ivana Ho: Ich verantworte die "Ivy's Pho"-Lokale innerhalb der DOTS Group, die mein Konzept und meine Entwicklung sind. Durch die hohe Nachfrage nach Lieferservice und Take-away verzeichnen sie gerade ein sehr starkes Wachstum. Die Lokale sind mein Teil innerhalb eines wachsenden Familienunternehmens. Davor war ich als Model tätig und durfte einige internationale Kampagnen für große Brands shooten. Aus meiner Modeltätigkeit heraus ist die Betätigung als Influencerin auf Instagram gewachsen, die mittlerweile ein spannendes berufliches Standbein ist. Mit über 34.000 Abonnenten habe ich eine relevante Reichweite aufgebaut. Auch dieser Geschäftsbereich wächst konstant.
LEADERSNET: Unternehmerin, Ehefrau, Mutter, Model, Ehefrau, Influencerin, Prominente - alles Label, mit denen Sie in Berührung gebracht werden. Welches Label tragen Sie gerne, mit welchem möchten Sie nicht betitelt werden? Wie definieren Sie sich selbst?
Ivana Ho: Am wenigsten als Prominente. Alle anderen Labels entsprechen ja den Tatsachen. Ich arbeite sehr gerne und auch sehr gewissenhaft. Das ist für mich auch kein Widerspruch zu meiner Rolle als Mutter. Alle Jobs lassen es zum Glück zu, die Kinder meistens dabei zu haben. "Working Mum" wäre ein Label, das alles zusammenfasst.
LEADERSNET: Der Begriff des "Influencers" bzw. der "Influencerin" ist mit vielen Vorurteilen behaftet und in Kombination mit einem wohlhabenden Gatten wird er von Missgunst begleitet. Erst vor kurzem stand ihr Kleiderschrank und der hohe monetäre Wert vieler ihrer Stücke im Fokus medialen Interesses. Wie wichtig sind ihnen Luxusartikel und möchten Sie uns verraten, wie viele davon Geschenke und wie viele selbst gekauft sind?
Ivana Ho: Wie in allen anderen Bereichen der Kommunikation gibt es schwarze Schafe und es wird auch bei Influencern Schindluder getrieben. Es soll im Print auch Magazine geben, die bei den Auflagenzahlen flunkern oder Zeitungen, die Interviews erfinden. Am Ende des Tages setzen sich die durch, die ihren Job ehrlich und transparent machen. Influencermarketing ist für viele Brands ein sehr sinnvoller und effektiver Weg, um ihre Zielgruppe zu erreichen. Das Targeting ist wesentlich präziser als bei anderen Formen der Digitalwerbung. Gute Influencer garantieren absolute Brand Safety, die für Marken und Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger wird. Influencer bieten die Möglichkeit, statt eines teuren Testimonials mehrere Markenbotschafterinnen und -botschafter einzusetzen, die auf das Image einzahlen und sehr spezifische Publikumsschichten ansprechen. Durch meinen Job als Model habe ich ein Grundverständnis für Bildästhetik entwickelt. Das hilft mir bei der Contentproduktion.
Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich schöne Dinge und Luxusartikel nicht begeistern. Genauso wie Kunst. Der Artikel der Tageszeitung war unglücklich formuliert, weil mich kein Mensch vorher gefragt hat, sondern lieber eine reißerische Schlagzeile samt teuren Preisschildern hingeknallt wurde. Als Influencerin bekomme ich die Sachen geliehen, um sie zu einem vorher definierten Preis zu präsentieren. Danach gehen sie zurück an die Marke. Nur in Einzelfällen habe ich die Möglichkeit, die Stücke ermäßigt zu kaufen. Wie bei klassischen Medien auch, lässt sich hin und wieder auch ein Gegengeschäft mit Partnern machen. Grundsätzlich gehen die Stücke wieder sorgsam verpackt und nach wenigen Tagen zurück an den Hersteller.
LEADERSNET: Sie sind mittlerweile zweifache Mutter, haben gemeinsam mit ihrem Mann erst im vergangenen Oktober ihr jüngstes Kind begrüßt: Gerade als die Coronakrise sich wieder zuspitzte und der nächste Lockdown vor der Tür stand, haben Sie beinahe ihre gesamte Schwangerschaft in der Pandemie durchlebt. Wie haben Sie diese Zeit persönlich erlebt, was hat überwogen - Sorgen oder Hoffnung und Vorfreude?
Ivana Ho: Es war und ist eine besondere Zeit, weil wir viel mehr Zeit für die Familie haben. Ich habe sehr viel davon im Boutiquehotel "La Petite Ivy" verbracht und mit unserer älteren Tochter die Natur genossen. Schwangerschaftsmonate im Lockdown sind außergewöhnlich. Die Entschleunigung hat phasenweise auch gut getan, obwohl ich ein extrem aktiver Mensch bin, der eigentlich immer in Bewegung sein muss. Ich war in der glücklichen Situation, dass die Schwangerschaft ohne Komplikationen verlief. Die viele ruhige Zeit zuhause war für unsere ältere Tochter eine sehr schöne Vorbereitung auf ihr Geschwisterchen. Trotz aller Herausforderungen und Sorgen, die die Pandemie mit sich gebracht hat, hat sie uns als Familie noch näher zusammengebracht.
COVID-19 bereitet in vielfacher Hinsicht Kopfzerbrechen. Die Unplanbarkeit in der Gastronomie war auch für "Ivy's Pho" schwierig, bis wir sehr schnell digitalisiert und das Lieferservice intensiviert haben. Aber ich wusste vor einem knappen Jahr auch nicht, wie es sich entwickeln wird. Shootings wurden durch die Präventionsmaßnahmen schwierig und beim Influencermarketing gab es anfangs eine große Zurückhaltung. Es hat sich dann sehr rasch wieder gut entwickelt, weil das Medium Instagram in der Pandemiezeit ein perfekter Kanal ist, um die Zielgruppe zu erreichen und das Onlineshopping zu befeuern. Durch Ausgangsbeschränkungen und Co. wurden weniger Magazine gelesen und Plakate gesehen. Dafür ist die Onlinenutzung durch die Decke gegangen. Mit der Impfung wächst die Hoffnung auf die Rückkehr der Normalität und die Vorfreude steigt täglich auf den Moment, wenn wir geliebte Menschen wieder umarmen, uns wieder im Restaurant treffen oder reisen können.
LEADERSNET: In den vergangenen Monaten haben viele Menschen ihre Schwierigkeiten damit gehabt, Beruf und Kinderbetreuung im Lockdown zu jonglieren. Wie herausfordernd gestaltet sich dieser Balanceakt für Sie persönlich? Und ist die Rollenverteilung im Hause Ho in Coronazeiten anders als in "normalen" Zeiten?
Ivana Ho: Für mich war es keine sehr große Umstellung, weil die Kinder bei der Arbeit meistens bei mir sind. Ich wollte Familie und Beruf nie trennen und habe immer Wege gesucht, das zu vereinen. Ich spreche sicher von einem Luxusproblem, wenn ich von Fotoshootings für meinen Instagramkanal erzähle, die chaotisch waren, weil ein Kind das ganze Setting umwarf und das andere gleichzeitig gestillt werden musste. (lacht) Auch viele Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Kundinnen und Kunden waren von Kindergeschrei begleitet. Mit steht es aber ganz sicher nicht zu, zu klagen. Wir leben sehr schön, haben Platz und ich kann mir die Zeit gut einteilen. Ich habe sehr, sehr großen Respekt vor allen Müttern in dieser Zeit. Ich weiß von vielen Freundinnen, wie anstrengend Homeschooling ist und wie schwierig es ist, diesen geänderten Alltag mit Kindern zu meistern! Bei uns gab es keine große Rollenverteilung, weil wir beide anpacken. Es gab eine große Zeitverteilung, weil wir deutlich mehr zuhause sein konnten und die Kinder gemeinsam ins Bett bringen konnten.
LEADERSNET: Erst kürzlich wurde die Verlängerung des dritten Lockdowns verkündet. Man munkelt, dass Gastronomie und Hotellerie sogar bis März oder April geschlossen bleiben könnten. Als Gastronomen und junge Familie trifft Sie und ihren Mann das direkt. Wie sehen Sie diesen Schritt der Regierung, und wie die Proteste vieler Kollegen, die sich gegen den Lockdown wehren?
Ivana Ho: Das war ein ernüchternder Moment, der aufgrund der hohen Infektionszahlen jedoch zu erwarten war. Die Gesundheit hat immer Vorrang! Strenge Maßnahmen sind sicherlich gemeinsam mit der Impfung der einzige Weg, um diese Pandemie hinter uns zu lassen. In der Gastronomie funktionieren die Hilfsmaßnahmen der Bunderegierung gut und kommen an und helfen durch die nächsten Wochen. Ich verstehe, dass der Lockdown jeden sowohl beruflich als auch privat trifft und eine Belastung darstellt. Aber ich habe absolut kein Verständnis für COVID-Leugner und lauten Protest. Ich finde es schade, dass der anfängliche Zusammenhalt in der Gesellschaft brüchig geworden ist. Wir kommen aus der Pandemie nur raus, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich kann die Impfung gar nicht erwarten.
LEADERSNET: Als Person des öffentlichen Interesses sieht man sich automatisch mit vielen Meldungen konfrontiert, manche wahr, andere konstruiert oder gar erfunden. Ihre Familie hat im Zuge der Coronaberichterstattung oft mit Skandalberichterstattungen um "Covid-Parties" zu kämpfen gehabt. Wenn Sie einen Wunsch äußern könnten, wie man über Sie - beruflich, privat oder auch die öffentliche Wahrnehmung ihrer Person oder der ganzen Familie Ho betreffend- in Zukunft berichtet, welcher wäre das?
Ivana Ho: Wir arbeiten beide sehr viel und uns passieren auch manchmal Fehler. Ich würde mir die Einhaltung journalistischer Ethik und seriöse Recherche wünschen. Vor allem ist es nicht akzeptabel uns als Reibebaum für politische Zwecke zu nutzen.
LEADERSNET: Wie blicken Sie persönlich den nächsten Monaten entgegen, wie begegnen Sie den Unsicherheiten der dritten Welle persönlich und beruflich?
Ivana Ho: Ich versuche positiv zu bleiben, möglichst viel Sport zu machen und die Zeit mit den Kindern und der Familie zu nutzen. Mit der Impfung ist die Rückkehr zur Normalität zum Greifen nahe. Das gibt Hoffnung.
LEADERSNET: Das Ivy's Pho House ist neben ihren Kindern ihr drittes Baby. Wie geht es mit ihren Restaurants nach der Krise weiter, gibt bzw. gab es Expansionspläne oder Ideen für ein neues Gastro-Projekt unter ihrer Federführung?
Ivana Ho: "Ivy's Pho" war von Anfang an als multiplizierbares Konzept gedacht und vor der Pandemie habe ich tatsächlich schon intensiv einen dritten Standort evaluiert. Das Konzept soll weiterwachsen und hat das Potenzial dazu. Durch die starke Nachfrage im Lieferservice haben wir sehr viele neue Kundinnen und Kunden gewonnen. Das ist die optimale Voraussetzung für neue Standorte.
LEADERSNET: Welche beruflichen Ziele stehen noch auf ihrer ganz persönlichen Bucketlist?
Ivana Ho: Ich habe zwei Jobs, in denen ich mit Fleiß und Einsatz immer besser werden möchte. Vorrang hat für mich, den Spagat zwischen Muttersein und Arbeit gut zu schaffen. Seit Jahren tüftle ich an einer eigenen Kosmetiklinie. Die möchte ich noch gerne realisieren und ein so hochwertiges und nachhaltiges Produkt in den Markt setzen, dass ich auch meinen Kindern empfehlen würde.
LEADERSNET: Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft und die Zeit "nach" Corona frei hätten, welche wären das?
Ivana Ho: Ich wünsche uns, dass wir die nächsten 100 Jahre keine Pandemie mehr erleben werden müssen. Ich hoffe, dass alle für sich persönlich aus dieser besonderen und herausfordernden Zeit auch etwas Gutes mitnehmen können. Mir selber wünsche ich, ein bisschen was von der Ruhe und Entschleunigung beizubehalten. (rb)
www.dotsgroup.eu
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