Die Plagiatsvorwürfe rund um die Diplomarbeit und die Disseration von Christine Aschbacher (ÖVP) haben dafür gesorgt, dass die Arbeitsministerin am Samstag ihren Rücktritt angekündigt hat. Bereits am Sonntag wurde bekannt, wer die Nachfolge Aschabachers Antritt: Martin Kocher, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS).
"Unabhängiger Experte"
Der Wirtschaftsforscher, Verhaltensökonom und Kleine Zeitung-Kolumnist wird bereits am Montag, 11. Jänner von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als neuer Arbeitsminister angelobt werden. Der 47-Jährige wird sich dabei gezielt auf den dank Corona arg gebeutelten Arbeitsmarkt konzentrieren, während die Familien- und Jugendagenden – die bis dato ebenfalls im Arbeitsministerium untergebracht waren, von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) übernommen werden.
Vorgestellt wurde Kocher am Sonntag im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Mit dem IHS-Chef habe er einen "zusätzlichen Topexperten" das Regierungsteam geholt, so Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der parteifreie Martin Kocher kündigte an, als "unabhängiger Experte" in die Regierung zu kommen. Seine Aufgaben sehe er vor allem in der "akuten Bekämpfung der Pandemie". Vor allem die Abfederung der Arbeitslosigkeit stehe hier im Fokus.
Die Reaktionen
Die ersten Reaktionen auf die Bestellung Kochers ließen natürlich nicht lange auf sich warten. ÖVP- und wirtschaftsnahe Institutionen wie der Wirtschaftsbund (WB), die Industriellenvereinigung (IV), Bauernbund oder Wirtschaftskammer (WKÖ) begrüßen die Nominierung des gebürtigen Salzburgers.
"Mit Martin Kocher wird ein ausgewiesener Experte Arbeitsminister. Als renommierter Ökonom ist er nicht nur ein profunder Kenner des österreichischen Arbeitsmarktes, sondern des heimischen Wirtschaftsstandortes insgesamt", so IV-Präsident Georg Knill und IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. In eine ähnliche Kerbe schlägt WKÖ-Präsident Harald Mahrer: "Es war der klare Wunsch der Wirtschaft, die Nachfolge im Arbeitsministerium mit einem ausgewiesenen wirtschaftspolitischen Experten zu besetzen. Die Wirtschaft begrüßt die rasche Nachfolgeregelung an der Spitze des Ministeriums und freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem künftigen Bundesminister Martin Kocher."
Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) begrüßt "die rasche Entscheidung für die Nachfolge Christine Aschbachers". An der wirtschaftspolitischen Expertise Kochers bestehe kein Zweifel, so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: "Wir werden den neuen Arbeitsminister aber natürlich daran messen, was er bereit ist, zur Schaffung und Sicherung neuer Arbeitsplätze beziehungsweise zur Unterstützung für Menschen ohne Arbeit zu tun." (as)
www.bmafj.gv.at
www.ihs.ac.at
Über Martin Kocher
Martin Kocher wurde am 13. September 1973 in Salzburg geboren. Kocher studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck, wo er im Jahr 2002 promovierte. Seine Habilitation folgte 2007.
Nach diversen Lehrtätigkeiten, unter anderem an der Universität von Amsterdam (Niederlande), der Universität von East Anglia (England) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (Deutschland) übernahm er mit 1. September 2016 die Leitung des Instituts für Höhere Studien (IHS). Im Juni 2020 wurde Kocher als Nachfolger von Gottfried Haber zum Präsidenten des Fiskalrats bestellt.
Seit 2017 ist er darüber hinaus Professor für Verhaltensökonomik mit Anwendungen in der Wirtschaftspolitik Österreichs am Institut für Volkswirtschaftslehre und am Vienna Center for Experimental Economics der Universität Wien. Gleichzeitig ist er als Professor der Universität Göteborg zugehörig und referiert gelegentlich an der Queensland University of Technology im australischen Brisbane.
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