Schicksalstage für die österreichische Luftfahrt

Rettungspaket für die AUA in der Zielgeraden und doch noch Hoffnung für Laudamotion?

Der Flughafen Wien Schwechat ist seit vielen Wochen wie ausgestorben: Die Corona-Pandemie hat dem Passagierflugverkehr, welcher sich unter "normalen" Umständen mit Ende Mai in die Sommer- und damit die Hauptreisesaison aufschwingen würde, abrupt Einhalt geboten. Doch so ruhig es am Airport zugeht, so sehr brodelt es hinter den Kulissen: während Austrian Airlines den Beschluss über das geplante staatliche Hilfspaket erwartet, stehen die Rettungsmaßnahmen für Mutterkonzern Lufthansa nun so gut wie fest. Überraschend kamen am Montag die Nachrichten um Laudamotion: die Billig-Airline, deren Schicksal in Wien besiegelt schien, scheint eine Schonfrist und damit eine letzte Hoffnung auf Rettung bekommen zu haben.

Doch weniger Geld für die AUA als geplant?

In den kommenden Tagen schon soll das staatliche Rettungspaket für die Lufthansa stehen. Und auch für das Tochterunternehmen, die Austrian Airlines, soll es nun nicht mehr bald dauern. Nach zähen Verhandlungen scheint man auf einem Weg der Einigung zu sein, und auch die notwendigen finanziellen Mittel für den Rettungsschirm sollen geringer ausfallen als anfangs gedacht: Zu Beginn war noch von rund 767 Millionen Euro die Rede, unsere Kollegen vom Kurier wollen erfahren haben, dass nun doch 650 Millionen Euro ausreichen könnten.

Essentiell für das Gelingen dieses Plans ist die Kooperation des AUA-Personals: Am Montag und Dienstag stimmten etwa 3.000 Beschäftigte des Bodenpersonals im Rahmen einer einer geheimen Abstimmung über das zwischen Vorstand, Betriebsrat Boden und der Gewerkschaft GPA-djp vereinbarte "Eckpunkteprogramm“ ab, das unter anderem auch Einsparungen für die Beschäftigten vorsieht. Dies inkludiert sowohl Gehaltsvalorisierungen als auch die (befristete) Reduktion von Ist-Gehältern. Durch eine Einigung soll eine Einsparung von rund 300 Millionen Euro bis zum Jahr 2024 erreicht werden, was auch nötig sein werde, wie man aus Insiderkreisen hört: bei der AUA rechne man nicht mit einer "Normalisierung" des Flugbetriebs vor 2023.

Doch nicht alles aus bei Laudamotion?

Nach langem Ringen um einen neuen, noch billigeren Kollektivvertrag (KV) hat die Laudamotion- Geschäftsführung ihre rund 550 Bord-Mitarbeiter starke Belegschaft jetzt von der Kurzarbeit abgemeldet, um diese beim AMS in Schwechat im Rahmen des Frühwarnsystems mit Stichtag 22. Juni zur Kündigung anzumelden.

In den vergangenen zwei Jahren hatte die Ryanair-Tochter 200 Millionen Euro Verlust gemacht und die Kombination aus Coronakrise und der Weigerung der Gewerkschaft vida zur Unterzeichnung eines neuen Kollektivvertrages schienen das Schicksal der Billig-Airline besiegelt zu haben. Die Basis Wien sei "nicht überlebensfähig", erklärte das Unternehmen, das plante, die Laudamotion Homebase in Wien schon mit 29. Mai endgültig zu schließen. 

Am Montag aber demonstriereten 50 Mitarbeiter von Laudamotion vor der Gewerkschaft für eine Zustimmung zum neuen, höchst umstrittenen, Vertrag. Der neue KV sehe für Flugbegleiter nämlich ein Grundgehalt von 1000 Euro brutto vor, was 848 Euro netto entspricht und damit unter der Mindestsicherung in Wien liegt, die aktuell mit 917 Euro beziffert wird.

Kann Wiener Basis durch Lohndumping-KV gerettet werden?

Ebenfalls am Montag ließ die Lauda-Geschäftsführung selbst aufhorchen, und zwar mit einer Mitteilung an ihre Mitarbeiter: in dem Schriftstück erklärten Lauda-Chefs Andreas Gruber und David O'Brien, dass die Schließung der Basis Wien rückgängig gemacht werde, wenn die Gewerkschaft den Kollektivvertrag bis diesen Donnerstag, den 28. Mai, unterschreibt.

Dass es sich bei diesem KV um "Lohndumping" handle, davon will man bei Laudamotion indessen nichts wissen. Im Gegenteil: Gruber und O'Brien werfen vida falsche Angaben vor. Das Mindest-Grundgehalt für Junior-Flugbegleiter würde (exklusive Flugstunden) 1200 Euro brutto monatlich "garantieren", das seien netto mehr als 1020 Euro – das Wort "garantiert" wird in der Mitteilung durch Großbuchstaben extra hervorgehoben. Kapitäne würden im neuen KV mehr als 100.000 Euro im Jahr verdienen. (red)

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