Unternehmensgründung ist "in", und zwar bei allen Geschlechtern: im vergangenen Jahr wurden in Österreich 32.386 neue Firmen gegründet. Auffallend und spannend – nicht nur im Angesicht des nahenden FRauentags am 8.März – ist hierbei der mittlerweile hohe Frauenanteil von über 45 Prozent: ein Anstoß für die größte Bank des Landes, die sich auch als "Gründerbank" versteht, eine aktuelle Studie zum heimischen Jungunternehmertum in Auftrag zu geben und besonders die weiblichen Founder in der Austro-Gründerszene vor den Vorhang zu holen. Die Ergebnisse zur neuen Jungunternehmerinnen-Studie der Erste Bank wurden am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.
"In den vergangenen 15 Jahren haben die Frauen um 15 Prozentpunkte bei den Unternehmensgründungen aufgeholt und heute haben wir ein fast ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Auffallend ist aber, dass Frauen später gründen, weniger Risiko eingehen, aber die von ihnen gegründeten Unternehmen länger Bestand haben und ertragreicher sind", so Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank. Wenige Gründerinnen gibt es noch in den Bereichen Technik, IT oder Life Sciences. Aber auch hier zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend. Laut Austrian Startup Monitor 2019 wurden seit 2008 in Österreich 2.200 Startups gegründet – bereits 18 Prozent von Frauen. Ein Drittel der Startups hat mindestens eine Gründerin im Team."Zunehmend wird Diversität als Asset gesehen und das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Auch bei uns im GründerCenter wird jedes zweite Unternehmen von einer Frau gegründet", ergänzt Schaufler.
Selbstbestimmung und Vereinbarkeit mit Familie
Laut einer aktuellen Befragung von IMAS im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen unter 400 Unternehmerinnen und Unternehmern unterscheiden sich auch die Motive der Geschlechter eine Firma zu gründen. "Zwar stehen die Themen Selbstbestimmung und höherer Verdienst sowohl bei Männern mit 45 Prozent als auch Frauen mit 31 Prozent im Vordergrund, aber Frauen denken das Thema Familie gleich mit", so Karin Kiedler, Leiterin der Marktforschung der Erste Bank. "Während für nur 13 Prozent der Männer Flexibilität und bessere Vereinbarkeit mit der Familie ein starkes Motiv ist, so sind es bei Frauen 23 Prozent", so Kiedler weiter. Das zeigt sich auch beim Anlass für eine Unternehmensgründung. Gaben 45 Prozent der männlichen Befragten an, dass sie aus einer prekären Arbeitssituation heraus gegründet haben, so war das nur bei 31 Prozent der Frauen ausschlaggebend.
Die Befragung zeigt auch, dass das Thema Familie und Kinder nach wie vor eher an den Frauen hängt: 23 Prozent der weiblichen Befragten gaben allerdings an, aus familiären Gründen ein Unternehmen auf die Beine gestellt zu haben, aber nur für 15 Prozent der Männer war das ein Anlass. Interessant ist, dass beide Geschlechter die behördlichen Hürden bei der Gründung als Herausforderung empfinden, aber Männer auch noch die finanziellen Voraussetzungen (31 Prozent) deutlich problematischer Einschätzen als Frauen (21 Prozent). 15 Prozent der Frauen sehen aber das fachliche Know-how als Hürde, während das nur neun Prozent der Männer als Schwierigkeit erachten.
Frauen bei Finanzierung zurückhaltender
Gründerinnen planen nur halb so viele Finanzierungen ein, wie ihre männlichen Kollegen. Meist auch deshalb, weil sie kleinere Unternehmen gründen. Männer sind oft auch sehr bullish und planen gleich mehr Finanzierungsvolumen ein. Schaufler: „Interessant ist aber das Faktum, dass letztendlich dann 29 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen eine Finanzierung haben. Daran sieht man, dass es nach der Gründung bei diesem Thema kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt." Deutliche Unterschiede gibt es aber bei der Finanzierungshöhe. Während Frauen im Schnitt nur ein Volumen von 29.861 Euro an Fremdkapital benötigen, so sind es beim männlichen Pendant 53.008 Euro. Nicht zuletzt resultiert dieser hohe Unterschied aus den unterschiedlichen Branchenschwerpunkten der Geschlechter. Sind Frauen deutlich stärker im Bereich Gewerbe und Handel vertreten, so sind Männer vermehrt im kostenintensiven IT-Sektor aktiv.
Erste Bank Gründerinnen-Offensive
Erste Bank und Sparkassen sind die Bank der Gründerinnen und Gründer in Österreich. Schaufler: "Wir finanzieren täglich rund sechs Neugründungen in Österreich und täglich werden es mehr Frauen, die unsere Unterstützung suchen." Das GründerCenter begleitet Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer in der Start- und Wachstumsphase in den Bereichen Gründung, Finanzierung sowie Förderung und steht bei allen anderen Bankthemen mit Rat und Tat zur Seite. "Zudem ist das GründerCenter eine Schnittstelle zu öffentlichen und privaten Förderstellen, Geldgebern, sowie externen Beratern. Auch pflegen wir zahlreiche Kooperationen mit diversen Schulen, Fachhochschulen und Universitäten, denn dort finden heute viele Innovationen und Weiterentwicklungen statt."
Das steigende Interesse von Frauen an Neugründungen zeigte sich übrigens auch 2019 bei i2b – Österreichs größte Businessplan Initiative. Wurden 2019 beachtliche 1261 Businesspläne eingereicht, so stammten 47 Prozent von Frauen. Schaufler: "Von den zwölf Finalistinnen und Finalisten waren auch 66 Prozent Frauen. Das weibliche Geschlecht hat in den vergangenen Jahren deutlich mehr Selbstbewusstsein entwickelt und wir als Bank wollen diesen Trend in Zukunft aktiv unterstützen. Wir sind der festen Überzeugung, dass Vielfalt ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist, den wir nicht nur in unserem Unternehmen leben. Diversität wird ein großes Asset für die Zukunft unserer Gesellschaft sein."
Eindrücke von der Pressekonferenz der Erste Bank zu Jungunternehmerinnen in Österreich finden Sie in unserer Fotogalerie. (red)
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