Halb-Lei-Lei-ter: Kärnten auf dem Weg zur Hightech-Hochburg

Kräftige Wirtschaftsimpulse durch Infineon, „Silicon Alps“ und „Kärnten Insider“

Von wegen Tourismusland– auch wenn Kärnten in erster Linie als Urlaubsdestination wahrgenommen wird, die wirtschaftlichen Eckdaten deuten in eine andere Richtung: Lediglich 6,5 Prozent beträgt der Tourismus-Anteil an der regionalen Bruttowertschöpfung (Quelle: WKO), rechnet man die Freizeitwirtschaft insgesamt, ergeben sich auch gerade 15 Prozent (IHS Kärnten).

Die Industrie inklusive kooperierender Dienstleistungen ist da weit gewichtiger: Bruttowertschöpfung 54%, Beschäftigung 45% (Quelle: IWI 2015). Und in den vergangenen Jahren schickt sich das südliche Bundesland an, zur IT-Hochburg zu werden.

Sogwirkung für Hightech

Schon die im Sommer 2017 vom IHS Kärnten veröffentlichten Daten zu Forschung & Entwicklung in den österreichischen Bundesländern zeigte, dass Kärnten mit einem Anteil von 3,15 Prozent am regionalen BIP hinter Steiermark (5,16 Prozent), Wien (3,66 Prozent) und Oberösterreich (3,18 Prozent) auf Platz vier aufgestiegen war. Dieser Trend hält an und wird wohl noch zulegen.

Denn wie nun im Mai bekannt wurde, wird die Infineon Technologies AG am Standort Villach 1,6 Milliarden Euro investieren und eine vollautomatisierte Chipfabrik für die Fertigung von 300 Millimeter-Dünnwafern (Halbleiter auf Scheiben) bauen. Der Baubeginn für die 60.000 Quadratmeter große Fabrik ist in der 1. Jahreshälfte 2019 geplant, die Produktion soll 2021 anlaufen, 400 neue, insbesondere hochqualifizierte Arbeitsplätze sollen entstehen, 350 zusätzlich im Bereich Forschung und Entwicklung.

Das bedeutet natürlich auch eine große Herausforderung für die Region: zusätzliche Infrastruktur wie Wohnungen für die neuen Mitarbeiter, Kindergarten- und Schulplätze sowie Verkehrsanbindungen müssen geschaffen werden. Hier kommunizieren die Behörden der Stadt Villach und des Landes Kärnten intensiv mit Infineon. Petra Rodiga-Laßnig vom Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF): „Wir haben regelmäßige Abstimmungen und einen Zeitplan, was zu tun ist. Es läuft rund.“

Silicon Alps

Der Halbleiter-Riese Infineon hatte schon in den vergangenen Jahren als Magnet im Raum Villach für Elektronik-Entwicklung gedient. Hier entstand eine Kompetenzballung, die heute Teil der „Silicon Alps“ ist – eine Public-Private-Partnership österreichischer Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand zur Entwicklung und Positionierung der Elektronik- und Mikroelektronikbranche mit dem regionalen Schwerpunkt an den Standorten Kärnten und Steiermark.

Dieser Cluster wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit), die Bundesländer Kärnten und Steiermark mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 750.000 € sowie den beteiligten Industrieunternehmen mit je 25.000 € pro Jahr finanziert. In Summe wird eine Million Euro den Silicon Alps garantiert.

Digitalisierung trifft Tourismus

Damit Kärnten weiterhin auch Tourismusland bleibt, darf nicht verschlafen werden, dass heutzutage die Reise mit der modernen „Customer Journey“ à la booking.com oder Trivago bei der Buchung beginnt.
Wörthersee Tourismus Geschäftsführer Roland Sint dazu: „Die Erfahrung zeigt eindeutig, dass Betriebe, die nicht online buchbar sind, einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil haben!“

Aufgrund dieser Entwicklung bieten die Kärntner Tourismusregionen mit einem landesweiten einheitlichen Buchungssystem eine nahezu kostenlose Alternative an – ohne Buchungsprovisionen. Hier ist noch viel Potenzial zur Optimierung gegeben, und deswegen werden Gastronomen und Hoteliers mit einer Beratung und Schulung zum Thema Onlinepräsenz im Rahmen des „Kärnten Insider“-Projekts unterstützt.

Das Land Kärnten, mit Unterstützung des Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds, der Kärnten Werbung und der regionalen Tourismusregionen, bietet den Beherbergungsbetrieben durch das „Kärnten Insider“-Projekt eine Schulung und Beratung zu digitalen Themen. Bis März 2020 sollen 2000 Betriebsberatungen stattfinden und die Anzahl der direkt buchbaren Betriebe verdoppelt werden.

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