1857 von Salomon Spitz in Linz gegründet, entwickelte sich das Unternehmen im Laufe der Zeit zu einem der größten und bekanntesten Produzenten von Nahrungsmitteln und Getränken in Österreich. Tag für Tag verlassen mittlerweile mehr als 1,2 Mio Produkte das Werk in Attnang-Puchheim und finden ihren Weg auf die Tische der Endverbraucher und der Gastronomie in der ganzen Welt. LEADERSNET hat Marketingleiterin Jutta Mittermair zum Interview getroffen.
LEADERSNET: Spitz ist ein Begriff für Nahrungsmittel und Getränke in bester Qualität. Wie kann man das Portfolio kurz beschreiben?
Mittermair: Die Spitz Unternehmensgruppe ist seit fast 160 Jahren ein traditionsbewusster Entwickler, Erzeuger, Veredler und Vermarkter von Nahrungsmitteln und Getränken in Premium Qualität. Wie kein anderer Lebensmittelproduzent vereint Spitz unterschiedlichste Produkt- und Produktionsbereiche unter einem Dach. Mehr als 1.100 verschiedene Produkte basieren auf den Rezepturen der Oberösterreicher.
Um dem Produktportfolio und der Größe des Unternehmens gerecht zu werden, ist Spitz in vier selbstständige Geschäftsbereiche gegliedert:
Die Geschäftseinheit Getränke umfasst sowohl alkoholische Getränke wie Inländerrum, Liköre, Schnäpse und Brände, Wodka, alkoholische Heißgetränke und Frizzante, als auch nicht-alkoholische Produkte wie Fruchtsäfte, Sirupe, Energy Drinks, Limonaden, Wasser und Near-Water-Angebote, Eistee sowie Sport- und Kindergetränke.
Die Division Süß- und Backwaren fertigt und vermarktet sowohl Dauerbackwaren wie Waffeln oder Biskotten als auch Frischbackwaren wie Kuchen, Rouladen und Brot in Toast- und Sandwichform.
Die Geschäftseinheit Süß und Sauer produziert beispielsweise Konfitüren, Fruchtaufstriche, Gelees, Dessertsaucen und Fruchtsnacks im „süßen“; Senf, Ketchup, Mayonnaise, Saucen, Salatdressings und Essig im „sauren“ Produktportfolio.
Der vierte Geschäftsbereich umfasst die Markenorganisation. Hier werden alle Markenprodukte (Spitz, Gasteiner, Auer und Blaschke), die zur Spitz-Gruppe gehören, zusammengefasst und vertrieben.
LEADERSNET: Sind in dieser exquisiten und umfassenden Markenvielfalt Innovationen ein großes Thema?
Mittermair: Ja, das ist für uns ein sehr großes Thema. Das Zusammenspiel zwischen Tradition und Innovation ist unser Erfolgsrezept. In den vergangenen 160 Jahren am Markt hat die Spitz Unternehmensgruppe immer wieder bewiesen, dass erfolgreiches Wirtschaften und der Anspruch, sich stetig weiterzuentwickeln, Hand und Hand miteinander gehen. Dabei ist es unabdingbar, den KonsumentInnen zuzuhören und ihren Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Darauf basierend lancieren wir regelmäßig Produktneuheiten, wie in jüngster Vergangenheit etwa die Auer Tortenecken à la Mozart, Gasteiner Lemon, Auer Fandoro Cocos, die Puchheimer Edelbrände oder auch die GOAL-Range, die speziell auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten ist.
LEADERSNET: Welche Rolle spielt der Export? Gibt es Schwerpunkte nach Produkten und Ländern?
Mittermair: Täglich verlassen 1,2 Millionen Produkte den Standort Attnang-Puchheim. Rund 50 Prozent davon gehen in den Export. Die Kernexportmärkte liegen in Mitteleuropa, innerhalb eines Radius von 500 Kilometern. Insgesamt sind wir in 50 Exportmärkten, in ganz Europa, dem Mittleren Osten, Asien und Afrika, präsent.
LEADERSNET: Bietet auch der Standort und Firmensitz Vorteile im Vertrieb und Verkauf?
Mittermair: Aufgrund unserer österreichischen Herkunft und der Lage im oberösterreichischen Attnang-Puchheim, zentral im Herzen von Europa, erfüllt Spitz nicht nur höchste Qualitätsstandards, sondern verfügt darüber hinaus über gute Zugänge zu den Wachstumsmärkten in Europa. Darüber hinaus ist Spitz mit einem eigenen Bahnanschluss am Werksgelände ausgestattet, der nicht nur Vorteile im Vertrieb und Verkauf bietet, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz bedeutet.
LEADERSNET: Sind die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Firmenpolitik fest verankert? Was steht hier zukünftig auf der Agenda?
Mittermair: Nachhaltigkeit ist bei Spitz fest in der Firmenpolitik verankert. Maßgeblich sind hier die Errichtung des eigenen Biomassekraftwerks im Jahr 2008, der erwähnte eigene Bahnanschluss am Werksgelände, die Anteils-Eigentümerschaft bei der PET to PET Recycling GmbH oder erst kürzlich die Errichtung einer neuen, hochmodernen Photovoltaikanlage in der Größe eines Fußballfelds, um die Energieeffizienz am Produktionsstandort Attnang-Puchheim zu optimieren. Mit der in einem Jahr erzeugten Energiemenge könnten circa 250 Einfamilienhäuser mit elektrischer Energie versorgt werden. Nachhaltigkeit bedeutet für Spitz jedoch auch, dass die derzeit rund 670 MitarbeiterInnen einen sicheren Arbeitsplatz haben.
LEADERSNET: Sind Sie auch im Packaging an der Spitze?
Mittermair: Ja, auch in punkto Packaging zählt Spitz zu den Spitzenreitern. Heutzutage verlangen KundInnen von Produkten und vor allem ihrem Äußeren das gewisse Etwas: Es steht nicht mehr nur die Funktionalität eines Produktes im Vordergrund, sondern auch ein ansprechendes Verpackungsdesign und damit verbunden ein authentisches Markenerlebnis. Wenn die Produktverpackung den Bedürfnissen der KundInnen entspricht, werden sie (höchstwahrscheinlich) zugreifen. Das Stichwort in diesem Punkt lautet „kundennahe“. Bedenkt man, dass die Verpackung das unmittelbarste Element eines Produkts ist und für den ersten Eindruck sorgt, wundert es nicht, dass sie ein zentrales Kommunikationsinstrument bei der Kaufentscheidung ist. Immerhin bietet das Verpackungsdesign die große Chance, das Produkt in Szene zu setzen und von anderen Artikeln positiv abzuheben. Die Verpackung wird damit zur Projektionsfläche von Qualität, Markenwerten, Markenversprechen und der Leistung eines Produktes. Emotionalisierung einer Verpackung wird hier großgeschrieben. Gleichzeitig gilt es alle Sinne der Kundin, des Kunden anzusprechen. Von der Optik, der Haptik bis zum Sound – zum Beispiel das typische Rascheln beim Öffnen einer Kokoskuppel oder das Zischen beim Aufschrauben einer Mineralwasser Flasche – sollte das Verpackungsdesign ein einheitliches Bild darstellen.
Um Ressourcen zu schonen, Verpackungsgewicht und in weiterer Folge CO2-Emissionen zu reduzieren, nehmen wir zudem regelmäßig Verpackungsoptimierungen vor. Im Bereich der PET-Flaschenherstellung hat Spitz kürzlich 2,2 Millionen Euro in neue Spritzgussmaschinen für Preforms investiert. Diese benötigt man zur Herstellung der PET-Flaschen. Sie sind sozusagen das Ausgangsmaterial, das dann zur Flasche geblasen wird. Mit den neuen Preforms erzielt Spitz eine Einsparung von rund 175 Tonnen PET pro Jahr. Darüber hinaus setzt der Lebensmittelhersteller bei seinen PET-Flaschen nun bei sämtlichen Produkten auf den so genannten Shorty-Verschluss, nachdem dieser 2016 schrittweise eingeführt wurde. Dieser ist flacher, leichter und sorgt dafür, dass eine Reduktion von weiteren 30 Tonnen Polypropylen pro Jahr erzielt werden kann.
Auch im Bereich der Backwaren ist eine deutliche Optimierung im Gange. Hier soll von Verbundfolie auf Monolayerfolie umgestellt werden. Davon erwarten wir uns eine Reduktion des Verpackungsgewichts um beträchtliche 31 Prozent. Indem wir dieses in mehreren Unternehmensbereichen deutlich reduzieren, schont Spitz nicht nur die Ressourcen, sondern erzielt auch eine Reduktion von CO2-Emissionen durch den Transport.
LEADERSNET: Welche Rolle kommt der Produktion von Halbwaren zu. Wie steht es um die wirtschaftliche Bedeutung?
Mittermair: Die Produktion von Halbwaren gehört auch zu unseren Geschäftsfeldern. Wir bieten hier umfangreiche Lösungen an.
LEADERSNET: Sind 160 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte auch eine gute Basis für eine gewinnbringende Zukunft? Wo lauern die größten Herausforderungen?
Mittermair: Die Herausforderung besteht darin, Trends frühzeitig zu erkennen und entsprechend auf diese Entwicklungen zu reagieren. Essentiell ist es jedoch auch, die KonsumentInnen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu erreichen. Dies gelingt in einer vielfältigen, diversifizierten Medienlandschaft mit strategischer 360-Grad-Kommunikation – nur so kann man dem oft befürchteten „loss of communication control“ entgegenwirken.
LEADERSNET: In welchen Bereichen sehen Sie besondere Entwicklungschancen?
Mittermair: So breit, wie die Spitz-Gruppe aufgestellt ist, so vielfältig sind auch unsere Entwicklungschancen. Und so werden wir auch künftig stark auf Nachhaltigkeit setzen, ebenso, wie auf Regionalität – denn wie wir wissen, sehnen sich heimische KonsumentInnen mehr und mehr nach Erzeugnissen aus der Region, deren Herkunft von Grund auf nachvollziehbar ist. Weitere Trends, die großes Potenzial bergen und gekommen sind, um zu bleiben, drehen sich rund um Convenience, Frische und das Vertrauen in bekannte Marken, wie jenen, die zur Spitz-Gruppe gehören.
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