Cambridge Analytica soll illegal an Daten von bis zu 50 Millionen Facebook-Nutzern gekommen sein. Cambridge Analytica (CA) wurde bekannt als das Unternehmen, dessen Datenauswertung für Donald Trumps Sieg eine entscheidende Rolle gespielt haben soll. Wähler konnten auf ihren Facebookseiten ganz gezielt mit politischen Anzeigen beschickt werden. Über Big Data sei die Wahl in den entscheidenden Staaten wie Pennsylvania, Michigan oder Wisconsin entschieden worden.
Die Datenaffäre bei Facebook spitzt sich nun weiter zu und sorgt auch an der Börse für Reaktionen: Die Aktien haben in zwei Tagen zehn Prozent verloren. Aktionäre haben bei einem Bundesgericht in San Francisco bereits Klagen eingebracht. Sie werfen Facebook Irreführung hinsichtlich der Fähigkeiten beim Schutz von Nutzerdaten vor.
Parlamentarier in den USA und Großbritannien wollen Konzernchef Mark Zuckerberg zu Anhörungen vorladen. Auch der EU-Gipfel will sich dem Thema zuwenden: Es wird erwartet, dass die EU-Kommission beauftragt wird, die Angelegenheit genauer unter die Lupe zu nehmen,lautet es in Brüsseler Ratskreisen. Zudem soll auch über die Pläne der EU-Kommission für eine Digitalsteuer großer Internetunternehmen beraten werden.
"Facebook ist eindeutig ein Komplize"
"Das gesamte Unternehmen ist entsetzt darüber, dass wir hintergangen wurden", lautet es von Facebook. Man sei sich des Ernsts der Lage bewusst. "Die ganze Welt" wartet bis dato auf ein Statement von Mark Zuckerberg. "Wir tragen die Verantwortung für den Schutz Ihrer Daten und wenn wir das nicht können, verdienen wir es nicht, Ihnen zu dienen", schrieb Zuckerberg in einem Posting auf seiner Facebook-Seite. Die wichtigsten Maßnahmen, um weiteren Missbrauch zu verhindern, seien bereits erfolgt.
Für den Österreicher Max Schrems ist all dies verwunderlich. Denn als der Vorsitzende der NGO "noyb – Europäisches Zentrum für Datenschutz" die Problemstellung 2011 in Irland aufs Tapet gebracht hat, habe der Konzern "das vollkommen legal" gefunden. Sieben Jahre später fühle sich Facebook plötzlich verraten, so der Datenschutz-Aktivist. Aufzeichnungen der NGO zeigten, dass Facebook genau wusste, dass hier Daten jahrelang veruntreut wurden.
Wäre der Fall nach dem 25. Mai 2018 (EU-Datenschutzgrundverordnung) passiert, könnten Strafen bis zu 1,6 Milliarden US-Dollar auf das Unternehmen zukommen. Auch Edward Snowden sieht Facebook nicht als Opfer von Cambridge Analytica. "Facebook ist eindeutig ein Komplize", wird er zitiert.
Vor dem Aus?
Unter dem Hashtag "DeleteFacebook" rufen immer mehr Personen dazu auf, ihre Facebook-Profile zu löschen. Darunter auch Prominente, so hat Whatsapp-Gründer Brian Acton Nutzern geraten, ihre Accounts zu löschen. Wieviele der 2,13 Milliarden Nutzer Facebook jetzt tatsächlich schon verlassen haben, ist nicht bekannt. (jw)
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