Pupeter redet Klartext

Der große Bruder sitzt in deinem kleinen Telefon 

Smartphones sind super. Mit einem Wisch weiß man, wie das Wetter in Wien ist, es verrät die Ankunft der nächsten Straßenbahn und man kann der Lieblingsfreundin ein Foto von den soeben gekauften Louboutin-Heels schicken. Ja, und es soll auch Menschen geben, die ihr Smartphone zum Telefonieren nutzen.

Aber egal, was du mit deinem Smartphone machst – Big Brother is watching you. Er sitzt in deinem kleinen Telefon und weiß über jeden Schritt Bescheid. Er weiß, wo du wohnst (schicke Gegend übrigens), für wen und wo du arbeitest oder wo und was du gestern zu Abend gegessen hast (du hast doch sicher ein Foto auf Facebook gepostet). Der große Bruder weiß, ob du mit dem Fahrrad oder mit dem Auto ins Kino gefahren bist und welchen Film (danke für die Top-Bewertung) du angeschaut hast und dass du 725 Euro für die Fetish Peep Loubitag bezahlt hast.

Dank GPS, einem dichten Netz an Mobilfunknetzwerken, unzähligen WLAN-Punkten, Zahlungen mit Bankomat- und Kreditkarte und unserer Offenherzigkeit im Internet sind wir immer und überall auffindbar. Jeder unserer Schritte wird überwacht – selbst, wenn wir das Smartphone nicht nutzen oder ausgeschaltet haben. Und da diese Daten nicht nur von mir und von dir, sondern von Millionen Menschen kommen und gespeichert und verarbeitet werden, sprechen wir von Big Data. Große Daten also. Seeehr große Daten.

Aber wofür das Ganze? Damit sie uns finden können, wenn wir uns beim Schwammerlsuchen im Wald verirren? 

Nein, es geht um das Geschäft. Weil wir alle so brav unsere Daten zur Verfügung stellen, weiß die Werbewirtschaft ganz genau, was wir wollen und stellt uns relevante, zielgruppenoptimierte Angebote zur Verfügung. Nach dem Motto: Wer sich Louboutins leistet, fährt nicht Mazda sondern Mercedes. 

Das bisschen Rest an Vertraulichkeit, das wir uns sichern möchten, enttarnt Big Data. Zum Beispiel unser Alter. Das lässt sich anhand der Musik, die wir auf das Smartphone geladen haben, ziemlich genau bestimmen. Weil von den 100.000 anderen, die die gleiche Musik hören, schon fast alle ihren Geburtstag verraten haben.

Was tun? Das Smartphone in der blauen Donau versenken? Nein, aber ein bisserl aufpassen. Wer nicht auf Schritt und Tritt verfolgt werden will, kann GPS und WLAN abschalten, den Google Standortverlauf deaktivieren und löschen oder den Apps die Standortdaten verweigern. Keine Sorge – dem großen Bruder bleibt auch ohne deine Daten noch genug zum Schauen. 

 

(* Eveline Pupeter ist Eigentümerin des österreichischen Handy-Herstellers emporia und Expertin für einfache Kommunikation)

 

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