Das Business-Frauen-Netzwerk „Frau im Fokus“ hat Spitzenvertreterinnen der im Nationalrat aktiven Parteien eingeladen, um über das politische Engagement für Frauen in den Parteien zu diskutieren und herauszufinden, welche frauenpolitischen Maßnahmen konkret in den einzelnen Wahlprogrammen vorgesehen sind. Unter der Moderation von Brigitte Handlos vom ORF diskutierten Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), Elisabeth Köstinger (ÖVP), Ulrike Lunacek (Grüne), Beate Meinl-Reisinger (Neos) sowie Elisabeth Schmidt (FPÖ).
Löwinnen statt Elefanten
Bei den Elefantenrunden würden selten Anliegen der Frauen diskutiert, obwohl Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen und ein bedeutendes Wahlpotenzial darstellen. Daher waren es diesmal die Löwinnen, die zu Wort kamen. Auch wenn teilweise noch Zurückhaltung bei der Frage nach den Wahlprogrammen herrschte, gab es doch klare Worte: Übereinstimmung herrschte in der Runde bei den Punkten Selbstbestimmung, mehr Engagement von Männern sei wünschenswert, der Kampf gegen Gewalt an Frauen müsse fortgesetzt werden und für gleiche Arbeit solle gleicher Lohn bezahlt werden.
Heinisch-Hosek meinte, Töchter und Söhne müssten in der Schule gleichermaßen gefördert werden, wichtig sei das zweite Gratis-Kindergartenjahr und die Aufwertung der Ausbildung der KindergärtnerInnen. Elli Köstinger wünschte sich, dass das Selbstbewusstsein der Mädchen schon früher gestärkt werden solle und mehr Role Models zum Einsatz kommen. Elisabeth Schmidt sprach sich für mehr Wirtschaftspolitik in den Schulen aus, Ulrike Lunacek forderte mehr Achtsamkeit auf die Sprache und Schulbücher, die aktuelle Bilder von Männern und Frauen transportieren.
Ruf nach mehr Frauen in der Politik
Beate Meinl-Reisinger erwähnte eine Studie der Neos, warum weniger Frauen in der Politik aktiv seien, was unter anderem mit der vorherrschenden Ellbogen-Mentalität begründet werde und auch damit, dass viele Frauen bereits anderwärtig ehrenamtlich aktiv seien. Alle Diskutantinnen wünschten sich mehr Frauen in der Politik.
Ein Problem orten Heinisch-Hosek und Lunacek darin, dass in der Wirtschaft Männer leichter und höhere Kredite bekämen, beide fanden, dass bei selbständigen Frauen im Krankenstand die Versicherungsleistung früher und nicht erst nach 42 Tagen greifen solle. Schmidt sprach sich für die finanzielle Aufwertung von Berufen aus, die heute vermehrt von Frauen ausgeübt werden. Einigkeit herrschte beim Thema mehr Transparenz bei Gehältern und in Fördersystemen sowie, dass Genderbudgeting erst zum Leben erweckt werden müsse.
Sinnvollere und ausgewogene Diskussionen
„Wenn mehr Frauen in der Politik tätig wären, dann käme es wahrscheinlich zu sinnvolleren, ausgewogenen Diskussionen, so wie gestern. Allerdings, nachdem es bei politischen Entscheidungen am Ende des Tages immer um Details geht, die oft an ideologischen, parteipolitischen Hürden scheitern, sind die klaren Wahlprogramme abzuwarten. Im besten Fall hat die Diskussion die Politikerinnen angeregt, Gehörtes in die eigenen Reihen zu tragen. Wir bleiben dran“, so das Fazit von Carina Felzmann, Vorsitzende „Frau im Fokus“.
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