Beim diesjährigen Summit des Global Editors Network (GEN), der dieser Tage zum zweiten Mal in Wien stattfindet,stehen unter der Klammer „From Post-Truth to Virtual Reality.“ die Schlagwörter Disruption“, „Innovation“ und „Kooperation“ im Fokus.
Am ersten Tag ging es unter anderem um die Macht der Bots: Ein Thema, das zum einen in vielen Newsrooms als Chance betrachtet wird, die User verstärkt ansprechen zu können, das zum anderen aber in Wahlauseinandersetzungen misstrauisch beäugt wird, fürchtet man doch Beeinflussung durch sogenannte Social Bots.
Ein Panel beschäftigte sich mit der Frage, wie traditionelle Medienhäuser den Medienwandel - die „digitale Disruption“ - nicht nur überleben, sondern auch nutzen können. Die Unternehmen müssten Technologie als integralen Teil ihres Tuns verstehen und sich als Innovationsmotoren positionieren, skizzierte APA-CEO Clemens Pig die Strategie der Austria Presse Agentur. Dmitry Shishkin (BBC World Service) verwies auf die vielfältigen Bedürfnisse des Users: Dieser wolle längst nicht mehr „nur“ auf dem Laufenden gehalten werden, er erwarte Mehrwert und Unterhaltung vom Content.
Medien müssen experimentieren
"Es ist derzeit schwierig für traditionelle Medien, aber nicht unmöglich“, so Martin Baron, Chefredakteur der Washington Post. Für ihn sind Geschwindigkeit und Technologie ganz klare Schlüsselfaktoren. Jon Wilks von Content Insights ruft Journalisten dazu auf, Daten tiefgehender zu analysieren und nicht hohen Klickraten hinterher zu jagen. "Wer seine Titelseite mit Inhalten fülle, die gerade im Trend liegen, bestätigt den Leser nur in seiner bestehenden Meinung", so Wilks.
„Immer und überall zu experimentieren: Das ist traditionell eine entscheidende Aufgabe der Medien – in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in Zukunft“, resümiert Daniela Kraus, GF von fjum, Partnerinstitut des GEN, am ersten Tag des Summits. „Und doch zeigt sich, dass auch die besten Technologien nur dann journalistisch wertvoll sind, wenn dahinter gute Stories stehen.“
Digital News Report 2017
Beim GEN Summit wurden auch die Ergebnisse des Digital News Report 2017 vom Reuters Institut für Journalismus bekannt gegeben, eine der weltweit größten Studien zum digitalen Nachrichtenkonsum mit Daten zum Medienwandel in 36 Ländern. Die Nachrichtennutzung in Österreich steigt vor allem digital und mobil. Die Bereitschaft, für Onlinenachrichten zu bezahlen, steigt auf 7,4 Prozent der Befragten im Vergleich zu 6,6 Prozent im Vorjahr.
Facebook und Twitter sind immer noch hoch im Kurs, die Nutzung von Messaging-Diensten - allen voran Whatsapp mit einer Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr - nimmt rasant zu. Wenn es um Fakten geht, schenken die Befragten weltweit den klassischen Medienhäusern mehr (40 Prozent) Vertrauen als sozialen Medien (24 Prozent). (jw)
Die Ergebnisse im Detail gibt es hier.