Zum 19. Roland Berger Summernight Symposium fanden wieder Top-Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien zusammen, um die Auswirkungen der Digitalisierung zu diskutieren. Die hochkarätigen Diskutanten Günther Oettinger, Europäischer Kommissar für Haushalt und Personal, Gottfried Haber, Leiter des Forschungsbereichs Wirtschafts-, Budget- und Finanzpolitik an der Donau-Universität Krems, Johann Strobl, Vorsitzender des Vorstandes der Raiffeisen Bank International AG sowie Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF erörterten vor vollem Haus „die Perspektiven Europas zwischen Arbeitsmarktflaute und Digitalisierung“. Moderiert wurde der Experten-Talk von den Roland Berger-Partnern Rudolf Kemler und Vladimir Preveden.
Neue Wege und gesamteuropäischer Ansatz
Roland Falb, Managing Partner von Roland Berger Wien, betonte vor allem die Notwendigkeit, die zunehmende Komplexität einer digitalisierten Welt zu meistern. Neue Lösungen, gemeinsam mit Kunden entwickelt, sollen bei den Herausforderungen einer globalen Digitalisierung für Erfolg sorgen, etablierte Denkweisen und Wege wären dagegen überholt.
Vladimir Preveden thematisierte die Notwendigkeit einer besseren Qualifizierung von Beschäftigten: Den frischen Wind der Digitalisierung in den Segeln des flauen Arbeitsmarktes könnten schließlich nur jene nutzen, die komplexere Aufgaben zu meistern lernen.
„Automatisierung, Globalisierung und Digitalisierung sind Fakten, die nicht aufhaltbar, aber sehr wohl gestaltbar sind“, so Keynotespeaker Günther Oettinger. Er empfiehlt eine gesamteuropäische Digital-Strategie, um sich im Wettbewerb mit Asien und den USA zu behaupten: „Arbeitsplätze und Wertschöpfung gewinnt man nur durch Innovation, Investition, Forschung und gute Infrastruktur. Innovation geht immer von den führenden Köpfen der Wirtschaft aus, doch aktuell stellt sich diese Elite zu wenig den kritischen Themen, wodurch es am breiten Diskurs mangelt“, so Oettinger weiter.
Auch Johann Strobl plädierte für einen europäischen Ansatz: "Europa sollte ein neues Gleichgewicht zwischen europäischen und regionalen Themen finden. Bei großen strategischen Themen braucht es zukünftig mehr Europa. Wenn wir den wirtschaftlichen Anschluss nicht verlieren wollen, müssen wir die Fragmentierung des europäischen Markts überwinden. Wir brauchen als Ergänzung zur Bankenunion dringend die europäische Kapitalmarktunion und einheitliche regulatorische Vorschriften. Nur mit einem digitalen Binnenmarkt können wir ein Gegengewicht zum Silicon Valley aufbauen.“
Positive Prognosen trotz globaler Unsicherheiten
Wenn auch Brexit und neue Ansätze der internationalen Handelspolitik noch keine Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt zulassen, so ist laut Gottfried Haber dennoch eine positive Tendenz der Wirtschaftsentwicklung in Europa zu beobachten: „Digitalisierung und Industrie 4.0 werden große Chancen für neue Arbeitsplätze bringen, gleichzeitig aber auch erhebliche Herausforderungen in Hinblick auf Strukturwandel und Qualifikationsprofile bedeuten“, erläutert Haber.
Als Medienexperte wünscht sich Alexander Wrabetz ebenfalls neue Allianzen unter nationalen Playern: „Durch die Digitalisierung wird sich der Medienmarkt in den kommenden Jahren nachhaltiger verändern als in den vergangenen 30 Jahren zusammen: Das betrifft die Mediennutzung und die Medienproduktion bis hin zu den Medienplattformen und den neuen multimedialen Konkurrenten. Damit sich die nationalen Märkte in diesem Umfeld behaupten können, sind eine konsequente europäische Industrie- und Standortpolitik für das digitale Zeitalter und die fortlaufende Innovation der klassischen Medienunternehmen gefragt“, so Wrabetz. Der ORF wäre im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zwar gut unterwegs, der Rahmen müsse aber noch angepasst werden.
Im Anschluss folgte das traditionelle Sommernachtsfest im Innenhof des Palais.Unter die zahlreichen Gäste mischten sich unter anderem Franz Chalupecky, CEO von ABB AG, Herbert Cordt von Cordt&Parntner, Pablo Di Biase, von tabaccoland, Harald Geck von der OÖ Gesundheits- und Spitals-AG, Martin Graf, von der Energie Steiermark, Josef Halbmayr, von der ÖBB Holding, Franz Hiesinger von der Mondi AG, BIPA-Geschäftsführer Thomas Lichtblau, A1-CEO Margarete Schramböck, Josef Simon von der NÖM AG sowie EVN-Vorstand Stefan Szyszkowitz.
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