Markus Schindler und Gabi Spiegelfeld baten OMV CEO Rainer Seele zum „Salon Z“. Seit knapp mehr als einem Jahr leitet er die Geschicke eines der größten börsennotierten Unternehmen Österreichs mit einem Konzernumsatz 2015 von rund 23 Mrd. Euro, einem Mitarbeiterstand von mehr als 24.000 und einer Marktkapitalisierung Ende 2015 von neun Mrd. Euro.
Ein in den vergangenen drei Jahren aufgrund drastisch gesteigerter Fördermengen um mehr als die Hälfte eingebrochener Ölpreis drückt ebenso auf das Konzernergebnis, wie Investitionsentscheidungen der Vergangenheit. Politische Zurufe in der Öffentlichkeit und diplomatische Spannungen zwischen Russland und der EU machen es dem aus Deutschland stammenden studierten Chemiker, der sein gesamtes Berufsleben in internationalen Spitzenpositionen der Gasindustrie zugebracht hat, auch nicht viel leichter, den von ihm eingeleiteten, Strategiewechsel umzusetzen. Wie er die Entwicklung auf den internationalen Energiemärkten beurteilt und mit welchen Mitteln er den „Supertanker“ OMV wieder auf Kurs bringen möchte, gab er vor den geladenen Gästen preis.
Er habe in Deutschland "die Energiewende hautnah miterlebt, die dazu führt, dass die Energiewirtschaft fast ruiniert am Boden liegt", kritisierte Seele. Deutschland habe sich entschieden, als Partner für die erneuerbaren Energieträger Kohle zu nehmen. Das habe dazu geführt, dass dort trotz des Ausbaus der erneuerbaren Energien die CO2-Emissionen gestiegen seien. "Wenn wir wirklich eine Reduzierung unserer CO2-Emissionen sehen wollen und wenn wir wirklich mehr Gas in der Stromerzeugung haben wollen, dann können Sie das meines Erachtens nur politisch, dann müssen Sie so eine Anti-Merkel-Energiewende machen", so Seele.
Die OMV wolle den ökologischen Vorteil von Erdgas bei der Energieerzeugung viel mehr in den Vordergrund bringen. Die Verwendung von Gas dürfe nicht "wegen einer Beschäftigungssicherungsstrategie" und einer "vorgetäuschten Sicherheitsstrategie" behindert werden. Wegen des polnischen Widerstands gegen "Nord Stream 2" hatte ja auch die OMV vor kurzem ihren Ausstieg aus dem Pipeline-Projekt bekannt gegeben. "Aber wir haben nach wie vor daran Interesse", sagte Seele. "Wir haben derzeit nur eine einzige Monopolroute, und die geht durch die Ukraine." Es sei in der Vergangenheit bereits passiert, dass für Österreich bestimmtes russisches Gas durch die Ukraine nicht angekommen sei, darum sei es wichtig, dass es einen zweiten Weg gebe. Allerdings habe man, wie die gesamte Branche, wegen des Ölpreisverfalls die Investitionen drastisch zurückfahren müssen. "2015 hatten wir 2,7 Mrd. Euro investiert, in diesem Jahr schätzen wir, dass wir nicht mal mehr 2,2 Mrd. Euro investieren werden." Die Aufwendungen für die Suche nach neuen Ölfeldern habe man ebenfalls drastisch zurückgenommen. "Von einem Niveau von 700 Mio. Euro sind wir in diesem Jahr auf 450 Mio. Euro und im nächsten Jahr werden wir nur noch 300 Mio. Euro einsetzen." Dennoch werde die OMV auch in Zukunft den Großteil ihres Geschäfts in politisch stabilen Regionen machen. Man konzentriere sich auch auf den Mittleren Osten, eine weitere Region mit niedrigen Förderkosten. Im Hinblick auf Elektro- und Wasserstoffautos will die OMV diesen Trend forcieren und weitere Wasserstofftankstellen errichten.
Gesehen wurden: Martin Engelberg (VCG), Hans Haider (ehem. Verbund), Anja Hasenlechner (Art Consult), Harald Hertz (ÖAMTC), Aleksandra Izdebska (TIAN), Rudolf Kemler (Roland Berger), Benedikt Spiegelfeld (CHSH), Georg Spiegelfeld (Immobilien), Witold Szymanski (Lincoln International), Rechtsanwalt Benedikt Suhsmann und viele mehr.