Unter dem Titel „Digitale Pragmatik. Mehr Wertschöpfung durch Kommunikation“ gehen derzeit die Österreichischen Medientage über die Bühne. „Es ist eine spannende Zeit, und es werden spannende Medientage werden“, sagte Veranstalter Hans-Jörgen Manstein, der für Mut zum Risiko und zum Ausloten aller Möglichkeiten plädiert.
In der Keynote zur Eröffnung behandelte Gerhard Zeiler, Präsident von Turner Broadcasting System International, einen Siegeszug der digitalen Medien, den man ebensowenig wie den technologischen Fortschritt der Robotik aufhalten könne. "Es besteht kein Zweifel daran, dass wir in einer Zeit des Umbruchs leben - in technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Eines Umbruchs, wie wir ihn seit dem zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben. Eines Umbruchs, der die Medien schon vielfach erfasst hat, aber der weit über unsere Industrie hinausgeht", so Zeiler.
Zwischen Euphorie und Angst
Diese Paradigmenwechsel stürzen viele in ein Wechselbad der Gefühle zwischen Euphorie und Angst und einer Spaltung der gesellschaftlichen Meinung. Dennoch sei der Optimismus größer als noch vor einigen Jahren. „Die meisten traditionellen Medienhäuser sind in der digitalen Welt angekommen, die Herausforderungen aber nicht annähernd gelöst. Zeiler fordert einheitliche europäische Standards, Lösungen im Bereich Urheberrecht und die Sperre von gewissen radikalen Inhalten.
Mediale Konvergenz im Echtzeitbetrieb
Torsten Rossmann, WeltN24 und Anita Zielina von der NZZ sprachen mit Helmut Brandstätter, Kurier, im Anschluss zum Thema „Mediale Konvergenz im Echtzeitbetrieb. Dass mediale Konvergenz Geld spart, sei eine Illusion, so Zielina. Man brauche Experten für jedes Produkt und jeden Kanal.Bei der NZZ gehe es daher um inhaltliche Konvergenz. Auch Rossmann sprach sich gegen Redakteure als "eierlegende Wollmilchsäue" aus. N24 und Welt sollen zu einer Dachmarke verschmelzen, wobei Qualität aber Expertise brauche und die Transformation Schritt für Schritt passieren wird.
DAB+ und Paid Content
Weitere Themen des ersten Tages waren digitale Chancen und Herausforderungen für das Radio. „Wer im digitalen Medienzeitalter auf europäischer Ebene eine Rolle spielen möchte, kommt um DAB+ nicht herum“, erklärt Wolfgang Struber, Obmann-Stellvertreter des Vereins Digitalradio, auf dem Radiogipfel. Die Mediengattung Hörfunk ist der letzte Rundfunkbereich in Österreich, der noch nicht digitalterrestrisch ausgestrahlt wird. Der europäische Trend zeigt aber eine klare Entwicklung zur Digitalisierung mittels des Hörfunkstandards DAB+, der technische, ökonomische, ökologische und medienpolitische Vorteile bietet. Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda plädierte Ö1 und FM4 von UKW ins Digitalradio zu verschieben und die frei werdenden UKW-Frequenzen an Privatsender zu vergeben.
Im Paid Content Panel diskutierten Duco van Lanschot, Blendle, Rüdiger Baumberger, APA, Martin Gaiger, Kurier Digital, Roman Gaisböck, VGN Digital, und Duco van Lanschot, Blendle, unter Moderation von Michale Grabner, wie der Journalismus in der Zukunft finanziert werden kann. Grundsätzlich sei die Zeit in Österreich reif für Paid Content, waren sich alle einig. Die Frage sei nur, welche Inhalte man produzieren müsse, die die Rezipienten zum Kauf anregen. Der Kurier will Anfang 2016 den Verkauf von einzelnen Artikeln starten. Expertenrunden zu "Bewegtbild-Boom ohne Ende" und "Wie Web-Inhalte auf den Bildschirm drängen" schlossen den ersten Tag ab.
Den zweiten Tag der Medientage wird der Bestsellerautor und Internetkritiker der ersten Stunde – Andrew Keen – mit seiner provokanten Key Note “Das digitale Debakel. Warum das Internet gescheitert ist und wie wir es retten können” eröffnen. (jw)
www.medientage.at
Österreichische Medientage 2015 - Fotos C.Mikes
2015-09-22
(63 Fotos)