Bäckerei Chefin Doris Felber erzählt im leadersnet.at-Interview, warum sie nicht Bäuerin geworden ist, was Qualität für sie bedeutet und warum der persönlichen Kontakt zu Mitarbeitern und Lieferanten für sie so wichtig ist.
leadersnet.at: Sie leiten einen der bekanntesten Bäckerei-Betriebe, wie kamen Sie dazu?
Felber: Mein Großvater hatte eine Landwirtschaft und eine Bäckerei. Eine seiner beiden Töchter, meine Mutter, übernahm die Landwirtschaft, die andere die Bäckerei. Da ich noch zwei Brüder habe, war im landwirtschaftlichen Betrieb kein Platz für mich und so wechselte ich zu meiner Tante in die Bäckerei. Dort begann ich klassisch mit Büro- und Buchhaltungsarbeiten, mein Interesse galt aber bereits dem Verkauf und dem Vertrieb. Zuletzt, knapp bevor ich meinen Mann kennenlernte, baute ich die Marke „Resch & Frisch“ im Betrieb meiner Tante auf. Nach meiner Heirat stieg ich bei meinem Mann in die Bäckerei ein, die er von seinen Eltern geerbt hat. Er arbeitet als Bäcker, ich kümmere mich um alles andere, um die Verwaltung, das Filialnetz, den Vertrieb usw.
leadersnet.at: Wofür steht die Bäckerei Felber?
Felber: Als handwerklicher Betrieb stehen wir für absolute Qualität. Wir verwenden ausschließlich österreichische Rohstoffe und arbeiten nach einer eigenen Methode, um unseren Produkten mehr natürlichen Geschmack zu geben. Wie beim traditionellen alten Bäcker. Ich bin überzeugt, dass man nur gute Ware liefern kann, wenn man das Handwerk selber erlernt hat. Zurück zu den Wurzeln, heißt unsere Devise. Und immer wieder auf die Kunden einzugehen. Mein besonderes Anliegen gilt Menschen mit Allergien. Daher erzeugen wir reines Roggen- sowie Roggen-Dinkel-Brot, ebenso wie laktose- und hefefreie Produkte. Aus diesem Grund wollen wir auch nicht zu groß wachsen, denn das würde auf Kosten des Handwerks gehen. Die Industrie wird den Markt überschwemmen, aber es wird auch Platz für gute Bäcker geben, die eben gute Qualität anbieten.
leadersnet.at: Wo sehen Sie Ihre persönlichen Stärken, warum sind Sie erfolgreich?
Felber: Meine Stärken liegen einerseits im guten Umgang mit Menschen, was meines Erachtens immer wichtiger wird. Ich bemühe mich sehr, mich in meine Mitarbeiter hineinzudenken, sie ernst nehmen und versuche mit ihnen gemeinsam Lösungen zu finden. Da gibt es viel zu tun, jeder hat sein eigenes Schicksal, seine eigenen Schwierigkeiten. Wir setzen nur gut geschultes Personal ein, was ebenfalls unserem Qualitätsanspruch entspricht. Andererseits pflege ich den direkten Kontakt, zum Beispiel mit Lieferanten. Aber nicht am Telefon, sondern persönlich, bei einem vereinbarten Termin, das ist für mich im zwischenmenschlichen Umgang wesentlich.
leadersnet.at: Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?
Felber: Vor allem Mitdenken. Jede Verkäuferin, jeder Verkäufer ist der letzte Qualitätsmanager, bevor das Produkt den Kunden erreicht. Wenn da eine Ware Mängel hat, muss der Verkäufer entscheiden, ob er sie an den Kunden weitergibt oder ausscheidet. Ich erwarte auch von den Mitarbeitern, dass sie ihre Arbeit gerne verrichten. Dass sie Arbeit als Teil des Lebens verstehen, nicht als Last.
leadersnet.at: Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Felber: Unser Betrieb gewann einmal einen Wettbewerb in Bezug auf das Handwerk und ich durfte, als einzige weibliche Teilnehmerin eine Rede halten. Die wollte ich kurz halten und sie sollte witzig sein. Zum Schluss sagte ich, dass ich über den Preis sehr glücklich bin, dass wir uns alle sehr dafür angestrengt haben, erfolgreich zu sein, denn Erfolg ist „geil“. Erfolg im Job zu haben ist ein wunderschönes Gefühl, eine Kraft, die mich immer wieder antreibt.
leadersnet.at: Hatten oder haben Sie ein berufliches Vorbild?
Felber: Dabei denke ich immer an den Billa-Gründer Karl Wlaschek. Er ist ein Vorbild, nicht weil er Milliarden verdient hat, was selbstverständlich auch großartig ist, sondern weil er durchsetzungsstark war. Als er mit den Banken unzufrieden war, gründete er einfach eine eigene.
leadersnet.at: Ist es für Sie als Frau schwieriger erfolgreich zu sein?
Felber: Im meinem Bereich sehr wohl, der Bäckerberuf ist kein leichter und sehr männerdominiert. Grundsätzlich werden Frauen in der Wirtschaft immer noch nicht richtig anerkannt. Obwohl Frauen viel an den Strukturen verändern könnten. Weil sie anders denken, eventuell als Mutter. Männer fahren leichter über etwas drüber, Frauen bewerten Situationen anders.
leadersnet.at: Was bedeutet für Sie Luxus?
Felber: Wenn ich für zwei Wochen auf eine Ayurveda-Kur entschwinden kann und von dort um zehn Jahre jünger zurückkomme.
leadersnet.at: Sehen Sie sich als erfolgreich?
Felber: Ja, ich habe für meine Familie und für mich sehr viel erreicht. Meine Kinder lernen drei bis fünf Sprachen, sie sind gut ausgebildet. Auch beruflich bin ich stolz auf unseren Betrieb mit seinen vielen Filialen. Wir haben da schon sehr viel geleistet.
leadersnet.at: Trennen Sie Beruf und Privatleben?
Felber: Immer mehr. Wenn ich zuhause bin, möchte ich abschalten. Das gelingt auch, wenn man nur den festen Willen dazu hat. Gesundheitliche Schwierigkeiten veränderten meine Denkensweise. Jetzt bin ich gelassener, lege mehr Wert darauf, meinem Körper mehr Ruhephasen zu gönnen.
leadersnet.at: Welche Pläne haben Sie?
Felber: Vor einiger Zeit initiierten wir die Aktion Brot und Wein. Dazu kamen eine Reihe prominenter Persönlichkeiten auf das Dach des Stephansdoms. Medial kam der Event sehr gut rüber, aber ich würde gerne so eine Aktion für viel mehr Menschen organisieren. Etwa einen Tag des Brotes auf einem großen Platz, an dem sich alle Bäckerei-Betriebe beteiligen. Dort könnten wir sehr viel über die Vielfältigkeit des Brotes zeigen, wie wichtig es für eine ausgewogene Ernährung ist und noch viel anderes. Unser Kinderprogramm, bei dem schon die Jüngsten unter Anleitung frisches Gebäck und herrliche Kekse backen, zählt schon seit Jahren zu den Fixpunkten und wird es auch in Zukunft bleiben.
Das Interview wurde geführt von Mag. Ingrid Schönfelder.
www.felberbrot.at