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Lindlpower Personalmanagement-Chefin Manuela Lindlbauer über selbstbewusste Arbeitnehmer, entscheidungsschwache Führungskräfte und sexy Berufe.
Manuela Lindlbauer ist Gründerin und Geschäftsführerin der Personalberatungsagentur Lindlpower. leadersnet.at hat sich mit der erfolgreichen Unternehmerin getroffen und sich mit ihr über ihr „Herzensthema“ Frauen in Führungspositionen und die Teilzeitfalle unterhalten.
leadersnet.at: Als Einstieg möchte ich gerne die angespannte Arbeitsmarktsituation ansprechen. Was bedeutet das für Sie als Personalagentur?
Lindlbauer: Ich bin seit 20 Jahren in diesem Geschäft und die Situation war noch nie so komplex wie jetzt. Arbeitsmodelle verändern sich, die Einstellung der Menschen zur Arbeit verändert sich, die Quantität der Arbeitsplätze verändert sich, es gibt die Themen Migration, Pension und Jugend. Das Hauptproblem ist, dass wir auf der einen Seite 330.000 Arbeitslose und auf der anderen Seite wahnsinnig viele Firmen haben, die Arbeitnehmer suchen. Aber diese zwei Gruppen matchen sich nicht. Das macht unseren Job natürlich sehr schwer. Dazu kommt, dass sich die Einstellung zum Thema Arbeit und die sogenannten Social Skills verändern. Wenn es heißt 50 oder 60 Stunden die Woche zu arbeiten und Freizeit aufzugeben sagen viele „sicher nicht". Viel Geld zu verdienen ist für viele auch nicht mehr so wichtig, da die Freizeit einen höheren Stellenwert hat. Das ist eine Veränderung, die bei vielen Unternehmen noch nicht so angekommen ist.
leadersnet.at: Was sind die Gründe für diese Veränderung?
Lindlbauer: Es kommt jetzt die erste Generation auf den Arbeitsmarkt, die mit einem relativ großen Wohlstand aufgewachsen ist. Diese 20- bis 30-jährigen müssen sich nicht mehr viel erkämpfen und aufbauen. Die Arbeitnehmer sind selbstbewusster geworden, als sie es früher waren. Auch das Thema Digitalisierung spielt eine Rolle, da es dadurch mehr Transparenz gibt.
leadersnet.at: Welche Schwierigkeiten sehen Sie für die Arbeitgeber die Wünsche nach mehr Freizeit und Selbstständigkeit der Arbeitnehmer zu erfüllen?
Lindlbauer: Die Frage ist immer die, auf welcher Seite der Leidensdruck höher ist. Solange ich heute als Unternehmen ein attraktives Image und Employer Branding habe, ist es nicht notwendig, dass ich den Wünschen der Jungen nachgebe. Ab dem Moment, wo ich einen Mitbewerber habe, der sehr wohl auf diese Bedürfnisse eingeht und ich deswegen die gewünschten Mitarbeiter nicht mehr bekomme, werde ich mir etwas überlegen müssen. Ich persönlich glaube, dass sich die Arbeitgeber sehr wohl umstellen werden müssen. Die Jungen sind dermaßen selbstbewusst, dass sie gewisse Dinge nicht einfach so hinnehmen.
leadersnet.at: Ein Problem scheint auch zu sein, dass die Stellenangebote oft sehr wenig mit dem zu tun haben, was Arbeitnehmer suchen.
Lindlbauer: Der Großteil will noch immer in den Bereichen Kommunikation und Marketing arbeiten, während gute IT-Spezialisten, gute Bilanzbuchhalter oder gute SAP-Leute Mangelware sind. Diese Berufe müssten auch ein wenig schmackhafter und sexyer gemacht werden. Ein guter Controller oder ein gute Bilanzbuchhalter wird immer einen Job haben.
leadersnet.at: Das Personalmanagement ist ein vielschichtiger Tätigkeitszweig, mit unglaublich vielen Aufgabenbereichen. Wo setzen Sie mit Ihrem Unternehmen an?
Lindlbauer: Unsere Kernkompetenz liegt in der Suche und Auswahl der richtigen Spezialisten, Schlüsselkräfte und Mitarbeiter. Wir glauben, dass es wichtig ist sich auf etwas zu fokussieren und das gut zu machen.
leadersnet.at: Ein Thema, das Ihnen am Herzen liegt, sind Frauen in Führungspositionen.
Lindlbauer: Ja, das ist mein Herzensthema und ich beschäftige mich seit mittlerweile 15 Jahren mit der Thematik. Ich habe auch eine Studie veröffentlicht, die sich mit den Unterschieden zwischen männlicher und weiblicher Führung beschäftigt. Das war 2006 und wir werden nächstes Jahr die gleiche Studie wieder durchführen und ich bin schon sehr gespannt, welche Veränderungen es in den vergangenen zehn Jahren gegeben hat. Ich persönlich glaube, dass es aber keine allzu großen Unterschiede geben wird. Österreich ist ein sehr konservatives Land, indem jeder gerne in seinen Positionen verharrt und das spiegelt sich auch hier wieder.
leadersnet.at: Es heißt immer wieder, dass die fehlenden Nachmittagsbetreuungsplätze für Kinder, vielen Müttern den Wiedereinstieg ins Berufsleben erschweren. Wie wichtig ist dieser Punkt Ihrer Meinung nach?
Lindlbauer: Ich möchte nur ungern das Frauen- mit dem Familien- und Kinderbetreuungsthema gleichsetzen aber es sind natürlich wichtige Unterthemen des Frauenthemas. Ich habe selbst einen fünfjährigen Sohn und weiß, wie ungewöhnlich es für viele ist, wenn man fünf Monaten nach der Geburt schon arbeiten geht. Ich bin damals auch sehr angefeindet worden. Es ist nicht State of the art in Österreich, gesellschaftlich nicht anerkannt und nicht akzeptiert. Die Frauen genießen es natürlich auch ein oder eineinhalb Jahre zuhause zu sein und dann teilzeit wieder ins Berufsleben einzusteigen. Die viel zitierte Teilzeitfalle, die immer wieder gern ins Treffen gebracht wird, ist also nicht in erster Linie den Betrieben anzukreiden.
leadersnet.at: Gibt es Branchen, auf die Sie spezialisiert sind?
Lindlbauer: Wir sind weniger auf Branchen spezialisiert, sondern eher auf die Positionen. Wir decken den gesamten betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich bis zum mittleren Management ab. Was wir nicht machen, sind technisches Personal, IT-Fachkräfte und Top-Executives zu vermitteln. Die einzelnen Beraterinnen und Berater haben aber sehr wohl branchenspezifische Schwerpunkte, da es natürlich Sinn macht die Branche und die Bewerber zu kennen. Auch hier hat sich der Markt sehr gedreht: Wir müssen schauen, dass wir zu den guten Bewerbern kommen. Wir haben im Moment nicht das Problem die Aufträge zu bekommen, sondern tun uns schwerer die Bewerber zu finden, die sich die Unternehmen vorstellen.
leadersnet.at: Potentialanalyse und Karrierecoaching: Wem empfehlen Sie diese Services?
Lindlbauer: Eigentlich empfehle ich es jedem. Karrierecoaching ist für jene gedacht, die ein wenig unentschlossen sind oder ein bestimmtes Muster in ihrer Laufbahn haben, bei dem es sinnvoll wäre, es zu durchbrechen. Potentialanalysen bieten wir Unternehmen an, um ihnen noch ein Stückchen mehr Sicherheit zu geben. Vor allem wenn sich Führungskräfte schwer tun zu entscheiden, sind Potentialanalysen sehr wichtig und können enorm helfen.
leadersnet.at: Was kann man sich unter New Placement vorstellen?
Lindlbauer: New Placement ist eine Leistung, die wir anbieten, wenn Unternehmen Mitarbeiter abbauen müssen. Wir begleiten diese Arbeitnehmer – beispielsweise mit Bewerbungscoachings – damit sie am Arbeitsmarkt so schnell wie möglich wieder Fuß fassen.
leadersnet.at: Die Personalberatungsbranche scheint sehr umkämpft zu sein. Wie behauptet man sich in diesem Umfeld?
Lindlbauer: Wir haben für uns den Anspruch, dass wir zu den innovativeren Personalberatern gehören. Entsprechen munitionieren wir uns derzeit stark Richtung Bewerber auf. Wir wollen sehr viel zum Thema Social Media und E-Recruitment machen. Man muss sich datenbankmäßig gut aufstellen und sehr rasch, klar und effizient sein. Wenn ein Auftrag kommt, muss man die guten Leute schon parat haben.
leadersnet.at: Wie schaut so ein Social Media Recruitment aus?
Lindlbauer: Die Klassiker hierbei sind natürlich LinkedIn und Xing – d. h. man sucht verstärkt auf diesen Plattformen. Wenn man heute einen Spezialisten sucht – etwa einen guten Key Account Manager im FSCG-Bereich – dann bringen leider die Medieninserate nicht mehr viel. Deswegen sucht man dann auf den genannten Social Media-Plattformen und macht eine Direktansprache. Oder man postet dies in spezialisierte Blogs oder Foren und bringt es dort der richtigen Zielgruppe näher.
leadersnet.at: Wie sehen Sie die generelle Entwicklung am Arbeitsmarkt?
Lindlbauer: Ich denke, dass die Arbeitslosigkeit auf diesem Niveau bleiben wird. Das 50plus-Thema wird noch stärker werden. Hier brauchen wir einen Change im Mindset. Das Thema ausländische Arbeitskräfte wird uns noch sehr beschäftigen. Die Art der Jobs, die gesucht werden, ändert sich auch und das ist leider bei den Arbeitnehmern noch nicht so angekommen.
leadersnet.at: Apropos 50plus: Denken Sie, dass sich dieser Jugendhype in den nächsten Jahren ändern wird?
Lindlbauer: Nein, ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Das Problem ist auch, dass die Arbeitnehmer in den vergangenen 15 Jahren sehr verwöhnt worden sind. Jetzt sehe ich viele über 50-jährige, die mit enormen Gehaltsvorstellungen und Ansprüchen in den Arbeitsmarkt gehen. Da muss ich leider sagen: Das spielt es nicht mehr. Da muss ich dann einen Schritt zurück gehen und auch etwas flexibler sein.
leadersnet.at: Das heißt also, wenn man arbeiten will, dann findet man auch einen Job.
Lindlbauer: Ich bin zutiefst überzeugt, dass ich keinen Tag in meinem Leben arbeitslos wäre. Ich würde sicher im Verkauf arbeiten – Anzeigenverkäufer zum Beispiel braucht man immer (lacht).